(03.02.2012, 14:30)Juche schrieb: Der Marxismus-Leninismus ist aber nicht dogmatisch...
In der DDR wurde er aber dogmatisiert.
(03.02.2012, 02:35)Blauer Apfel schrieb: ...wie war damals das Verhältnis zu Nordkorea? Habt ihr Nordkorea als "Bruderstaat" angesehen?
Offziell wurden die Bruderstaaten als solche angesehen, aber bei der Bevölkerung waren es mehr oder weniger Länder wie alle anderen. Für Fernreisefreudige (wie mich ! ) war jedes "Bruderland" mehr ein potenziell nicht unmögliches Reiseland.
Die Länder der Sowjetunion galten aus der Ferne betrachtet sowieso nur als ein (wenn auch riesiges) Land. Somit wurden die Menschen allesamt abfällig im Volke als "Russen" bezeichnet. (so wie heute die hiesigen Vietnamesen flapsig "Fidschies" genannt werden)
Offiziell hießen sie "Völker der Sowjetunion" oder einfach Sowjetmenschen/bürger oder im offiziellen Umgangston als "die Freunde". Wenn also jemand die "Freunde" in den Mund nahm, wusste jeder Bescheid.
Nordkorea als KVDR war ziemlich weit weg, auch im Bewusstsein. Wenn Kim Il Sung auch 1956 und 1984 die DDR besuchte, schien dies aber die einzigen Anlässe gewesen zu sein, zu denen Nordkorea dem DDR-Bürger ins Bewusstsein geriet. Mir erzählten Leute, dass sie an der Straße zur Begrüßung stehen mussten und dann wie immer etliche
vorbeirauschende schwarze Limousinen sahen und sonst nichts. Ärgerlich sind sie noch heute darüber, wenn sie den Namen Kim Il Sung hören.
Mir fiel noch auf, dass nachdem sogar Kosmonauten aus Cuba, Vietnam, der Mongolei mit Sojus-Raumschiffen mitfuhren, jedoch keiner aus Nordkorea dabei war...
Als ich nach der Wende im Fernsehen einen polnischen Dokumentarfilm (den möchte ich gerne noch einmal sehen...) über Nordkorea sah, rückte mir das Land mit allem was das Land so ausmacht, erst so richtig in meinen Fokus. Nicht nur mir ist es so gegangen, wie z.B. der
neue-leben-artikel über die Weltfestspiele zeigt
(03.02.2012, 02:35)Blauer Apfel schrieb: Luise Rinser schrieb, daß so um 1980 viele Leute aus der SU in Nordkorea gelebt haben, sie waren (nach ihrer Darstellung) nicht sehr beliebt, haben wenig auf die koreanische Kultur Rücksicht genommen.
Ich glaube, dass die Russen überall - selbst auch in den Sowjetrepubliken anderer Völker - nicht sehr beliebt waren. Hört man Urlauberberichte aus solchen Ländern wie der Türkei, scheint das heute noch zu sein. Ich selbst habe dort aber auch andere Erfahrungen gemacht. Auf Cuba hatten wir eine dort lebende Weißrussin (keine Russin !! ) als Reiseleiterin. Auf meine Bemerkung hin, dass sie auf Grund ihrer Muttersprache auch Reiseleiterin für russische Reisegruppen sein könne, schlug sie die Hände über den Kopf zusammen, rief: "Niemals !" und erzählte uns Horrorstorys von russischen Cuba-Urlaubern.
(03.02.2012, 02:35)Blauer Apfel schrieb: Waren auch entsprechend viele Leute aus der DDR in Nordkorea?
Sehr wenige...Ich kenne selbst einen, der in dem Chor für Kim Il Sung sang, als dieser 1984 in Dresden war. Der Chor wurde daraufhin von Kim persönlich nach Nordkorea eingeladen. Allerdings wurden die letztendlichen Mitfahrer sehr ausgesiebt. Nur gute Genossen/Parteimitglieder durften mit. Ob es direkt Reisen in die KVDR gab, weiß ich nicht, könnte ich mir aber vorstellen. Allerdings waren entweder die bürokratischen Hürden für eine Besuchsreise unerreichbar hoch, oder es war bei Reisebüroreisen, wie mit allen begehrenswerten Dingen. Sie waren knapp und wurden "unter dem Ladentisch" gehandelt, verschoben und das bestenfalls noch als Auszeichnungsreise. Ich hatte ein einziges Mal das Glück eine Jugentourist-Reise (Jugendreisebüro in der DDR) zu ergattern. Dabei konnte man sich das Ziel nicht einmal raussuchen. Es wurde dann gefragt: Mongolei? Willst Du da mit? "Na klar!".
Je exotischer, desto besser! Die sonstig für DDR-Bürger noch irgend möglichen Ziele hab ich dann erst nach der Wende bereisen können: Cuba, Vietnam und voriges Jahr eben Nordkorea.
Aus beruflichen Gründen waren sicherlich mehr DDRler in Nordkorea.
(03.02.2012, 02:35)Blauer Apfel schrieb: Gab es damals Bücher aus Nordkorea? Habe ich nicht darauf geachtet.
Ich auch nicht, aber ich bilde mir ein eher nicht. Was es z.B. gab und wie Blei in den Regalen lag, waren Memoiren sowjetischer Rotarmisten, wahrscheinlich eher von Auftragschreibern/Ghostwritern) verfasst. Der Kirgise Aitmatow dagegen wurde sehr gern gelesen, auch von mir.
Martin