Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Kunst aus Nordkorea
#11
(13.02.2011, 10:37)Kuwolsan schrieb: Nach nordkoreanischen Verständnis ist nicht der Maler und die Originalität des von ihm Dargestellten wichtig, sondern das Thema bzw. der Inhalt des Bildes. Das führt dazu, das ein in Nordkorea als vorbildlich angesehenes Kunstwerk vom selben Maler oder von einem anderen Maler des gleichen Malstudios oder von Malern anderere Studios immer wieder nachgemalt werden.

heißt dass das wenn ich mir ein bild kaufe zwar ein original kaufe, dieses aber nicht einzigartig ist?

Zitieren
#12
(17.02.2011, 16:39)heinrich_find schrieb:
(13.02.2011, 10:37)Kuwolsan schrieb: Nach nordkoreanischen Verständnis ist nicht der Maler und die Originalität des von ihm Dargestellten wichtig, sondern das Thema bzw. der Inhalt des Bildes. Das führt dazu, das ein in Nordkorea als vorbildlich angesehenes Kunstwerk vom selben Maler oder von einem anderen Maler des gleichen Malstudios oder von Malern anderere Studios immer wieder nachgemalt werden.

heißt dass das wenn ich mir ein bild kaufe zwar ein original kaufe, dieses aber nicht einzigartig ist?

So ist es.

Auf der Wiener Ausstellung zB wurde ein unsigniertes, in kräftig frischen rot-orangen Farben glänzendes Bild mit dem Titel "Evening at Kangsun steelworks" gezeigt (du wirst es auch in deinem Ausstellungskatalog finden), das auf der begleitenden Konferenz von einer Vortragenden als Kopie bezeichnet wurde, da ein gleiches signiertes Bild 1973 von einem Chung Young-Man gemalt wurde.

Zitieren
#13
In Nordkorea hat man uns immer wieder Kunst zum Verkauf angeboten. In Touristenläden, den staatlichen Souvenierständen, einmal direkt in einer Galerie und auch in den Mansudae Art Studios lagen jede Menge, meist großformatige Bilder, gerahmt, ungerahmt, gemalt in verschiedenen Techniken, ja sogar gestickt zum Verkauf. Die Preise mussten meist erfragt werden und lagen nicht sehr hoch.
Für ein von uns erstandenes Aquarell mit Ansichten aus Kaesong im etwa A5-Format bezahlten wir 5 Euro. Die Motive waren meist typisch nordkoreanisch, oft asiatisch kitschig, zum Teil "gewöhnungsbedürftig".
Die schlimmsten Gemälde zeigten schießende Uniformierte mit Mündungsfeuer, die kitschigsten jeweils einen der beiden Kims umringt von lieben, lächelden Kindern, eines oder zwei noch auf dem Arm.
Das Handwerk ist zweifelsohne hohes Können. Beeindruckend war für mich ein Beispiel eines Tigers (ein gern gewähltes Tiermotiv), der vom Foto abgemalt wurde und dessen Fellzeichnung mit jedem Härchen und vor allem detailgenau sämlichen Unregelmäßigkeiten in der Fellstruktur gemalt worden ist.
Abstrakte Kunst findet man nicht einmal ansatzweise.
Landschaften werden gern gemalt. Ein Bild mit Landschaft musste ich belächeln. Es zeigte eine felsige schöne Landschaft und ganz klein in Bildmitte sah man ein Fähnleintrupp Pioniere um die Ecke auf den Betrachter zukommen.
Ein weiteres hab ich hier mal hochgeladen. Es zeigt fröhliche, lächelnde (wie immer!) Menschen auf Fahrrädern hinter einer riesigen Menge Blumen.    
Das einzig Interessante ist für mich der Junge auf dem Gepäckträger.
Zitieren
#14
(31.05.2011, 11:47)Martin schrieb: ... Die schlimmsten Gemälde zeigten schießende Uniformierte mit Mündungsfeuer, die kitschigsten jeweils einen der beiden Kims umringt von lieben, lächelden Kindern, eines oder zwei noch auf dem Arm.
...

Wurden da wirklich Bilder mit Kim Vater und/oder Sohn zum Verkauf angeboten ? Ich las bisher, dass die beiden Kims nicht käuflich wären!
Das bringt mein bisheriges Verständnis über die Wertung der Motive in Nordkorea etwas durcheinander ...

hatten andere Nordkoreareisende auch schon die Möglichkeit, Bilder auf denen die beiden Kims - oder einer von beiden - dargestellt sind, käuflich zu erwerben ?

Zitieren
#15
(11.06.2011, 21:34)Kuwolsan schrieb: hatten andere Nordkoreareisende auch schon die Möglichkeit, Bilder auf denen die beiden Kims - oder einer von beiden - dargestellt sind, käuflich zu erwerben ?
Nein.
Vielleicht kann Martin noch was dazu sagen, ob die überhaupt ihm angeboten wurden, vielleicht waren die gar nicht zum Verkaufen. Üblicherweise besichtigt man im Mansudae Kunststudio einige Räume, die auch immer wechseln, ich war da auch schon in welchen wo ein Wandmosaik und eine Kim Il Sung-Statue gefertigt wurden, also sicher keine Verkaufsware. Das Mansudae Kunststudio scheint sowohl für den Export/Verkauf als auch für den Inlandsbedarf von der Massenware bis zum 50000-EUR-Gemälde (war der höchste mir genannte Preis dort) zu produzieren.

Zitieren
#16
Gute Frage....
Diese Bilder mit Vater bzw. Sohn Kim von lächelnden Kindern umringt usw. sahen wir in einer Verkaufsgalerie in Wonsan. Sie hingen dort nebeneinander an der Stirnseite des einen von zwei Ausstellungsräumen. Fotografieren war uns dort untersagt worden. Einem aus unserer Touristengruppe ist ein Schnappschuss "aus der Hüfte heraus" genau mit diesen zwei Bildern gelungen. Er hat mir das Foto kurz danach gezeigt.
Ob diese zwei Bilder käuflich waren oder nicht, kann ich nicht sagen, da nirgends Preise angebracht waren und diese im konkreten Falle hätten erfragt werden müssen. So ist er durchaus möglich, dass uns bei Kaufinteresse genau dieser zwei Bilder die Unverkäuflichkeit genannt worden wäre.

Dass Bilder der beiden Kims so nicht käuflich sein sollen, wusste ich bisher nicht. So hätte ich natürlich gern in der Galerie in Wonsan den Preis eines der Bilder erfragt.

In den Mansudae Art Studios gab es auch eine Verkaufsgalerie. Bilder mit einem der beiden Kims waren dort nicht im Angebot.
Zitieren
#17
(11.06.2011, 23:23)sepp811 schrieb: Das Mansudae Kunststudio scheint sowohl für den Export/Verkauf als auch für den Inlandsbedarf von der Massenware bis zum 50000-EUR-Gemälde (war der höchste mir genannte Preis dort) zu produzieren.

Wie kann man den Inlandsbedarf definieren ?

Ich nahm am Symposium bei der Wiener Ausstellung "Blumen für Kim Il Sung" teil, und da wurde auf eine Frage geantwortet, dass in nordkoreanischen Wohnungen neben Fotos der beiden Kims maximal noch Familienfotos (an einer anderen Stelle der Wohnung) hängen, nicht aber irgendwelche Gemälde?!

Wo sind die Bilder des Inlandsbedarfs ? Sieht man solche (außer den beiden Kims) in öffentlich zugänglichen Gebäuden (Hotels, Restaurants, Bahnhöfen, Flughäfen, Kaufhäusern, usw.)?

Zitieren
#18
(12.06.2011, 10:52)Kuwolsan schrieb: Wie kann man den Inlandsbedarf definieren ?

Ich nahm am Symposium bei der Wiener Ausstellung "Blumen für Kim Il Sung" teil, und da wurde auf eine Frage geantwortet, dass in nordkoreanischen Wohnungen neben Fotos der beiden Kims maximal noch Familienfotos (an einer anderen Stelle der Wohnung) hängen, nicht aber irgendwelche Gemälde?!

Wo sind die Bilder des Inlandsbedarfs ? Sieht man solche (außer den beiden Kims) in öffentlich zugänglichen Gebäuden (Hotels, Restaurants, Bahnhöfen, Flughäfen, Kaufhäusern, usw.)?
In den besichtigten Wohnungen hatte man tatsächlich sowas normal nicht, hier sieht man meist einen der schönen gedruckten Monats-Kalender wie man sie ab und zu auch bei ebay kriegt. Ansonsten Familienfotos und natürlich die Auszeichnungen/Urkunden von der Partei etc. Also die Auskunft in Wien war schon richtig. Ein typisch nordkoreansicher Wohnraumschmuck scheint eine Kimjongilia aus Stoff unter einem Glassturz zu sein, die ist mir bis jetzt in jeder besichtigten Genossenschaftswohnung aufgefallen. Aber in Hotel-Foyers, Speisesälen und Restaurants gibt es oft sehr schöne große Landschaftsgemälde, ein besonders beliebtes Motiv sind Gebirgsmotive, z. B. der Kuryong-Wasserfall. In anderen öffentlichen Einrichtungen sieht man oft Gemälde von der heroischen Sorte, neben dem Aufzug in der Studienhalle des Volkes konnte ich mal bedingt durch die Wartezeit ein großes Gemälde länger betrachten, dass eine Szene aus dem winterlichen Partisanenkampf zeigte, also es gibt auch genug Bedarf im Land, in den öffentlichen Gebäuden gibts eigentlich immer irgendwo Gemälde. Man darf auch nicht die vielen Revolutions-/Kriegsmuseen vergessen, die alle Bilder brauchen von den Kämpfen des koreanischen Volkes, Fotos gibts aus der Zeit ja kaum um das bildlich darzustellen. Daneben werden dort auch die Plakat-Gemälde gemacht, wie du sie sicher schon oft auf Pyongyangfotos in den Schaufenstern gesehen hast. Das sind nicht immer Drucke sondern oft so handgemalte Vorlagen-Gemälde. Wie es hier schon mal geschrieben wurde, handgemalte Vorlagen-Massenkunst oder wie man das dann nennen möchte.
Außerdem werden im Mansudae-Kunststudio auch alle anderen Arten von Kunst hergestellt, also nicht nur Gemälde, sondern auch Celadon (da z. B. auch sehr hochwertige Stücke wie mannshohe Vasen als auch welche die eher Gebrauchscharakter haben in Form von Schnapsgläsern etc.), Holzschnitzereien (z. B. schöne Paravents für die Restaurants), die Bronzestatuen oder die großen Mosaike. Also vieles was sicher im Land bleibt. Angeblich auch die berühmten Anstecker, hier ist mir aber nichts bekannt, dass die Produktion schon mal ein Ausländer gesehen hat. Ich war schon verwundert damals, dass wir eine nicht ganz fertige Präsidentenstatue aus der Ferne sehen konnten in der Halle, war vermutlich ein Versehen.
Zitieren
#19
Einige Fotos vom Besuch des Mansudae Art Studios.
www.nordkorea-info.de

Für preisgünstige Nordkorea-Rundreisen: Infos hier.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste