Genau das ist der Film!! Der Film Defilada des polnischen Regisseurs Andrzej Fidyk war eines meiner Schlüsselerlebnisse zu meinem Nordkorea-Interesse. Diesen Film sah ich zu Anfang der 90er Jahre im Fernsehn, habe mir aber weder Titel noch Regisseur gemerkt und jetzt
darf ich ihn wiedersehen, was ich auch gleich gemacht habe....was für ein Glück! Danke für den Hinweis und die Links!!
Dabei ist man sich beim Ansehen dieser Filmdokumentation zunächst überhaupt nicht sicher, ob es sich nicht um einen einschlägigen Propagandafilm zu Nordkoreas Gnaden handelt.
In der Tat hat das polnische Filmteam nicht nach Hintergründen gesucht und unerwünschte bis verbotene Dinge gefilmt, sondern sich sehr diszipliniert an die nordkoreanischen Vorgaben gehalten, wie sonst kaum ein ausländisches Kamerateam.
Der Film zeigt im Wesentlichen die Feierlichkeiten zum 40. Jubiläum der Staatsgründung im September 1988. Daneben gibt es Bilder über das, was das Filmteam ansonsten noch in Nordkorea sah.
Die einseitige Betrachtungsweise, ohne Kommentare, nur mit Zitaten aus (ins Deutsche übersetzten) nordkoreanischen Quellen unterlegt, führt eigentlich die Verhältnisse und den Personenkult um Kim Il Sung in Nordkorea auf subtile Art und Weise vor.
Die nordkoreanischen Behörden haben dies zunächst nicht bemerkt und den Film wohl lobend "durchgewinkt". Erst als er alle möglichen Preise erhielt ist, man wohl stutzig geworden und hat Fidyk zur Unperson erklärt.
(vgl. bei Wikipedia)
Es zeigt sich auch durch die Kameraführung, die neben großformatigen Gesichsmimiken fast unbemerkt solche Dinge abbildet, wie das mächtige Ordensgeklimper auf der Brust eines frenetisch applaudierenden, ein "wichtiges" Telefon auf dem Fußboden in einem Gang des Festsaals oder den beim in Reih und Glied paradierend verlorengegangen liegenden Damenschuh. Auch das Zeigen der Olympiafahne neben der südkoreanischen Flagge auf südkoreanischer Seite in Panmunjom gehört dazu, denn fast parallel zu den nordkoreanischen Feierlichkeiten begannen die Olympischen Sommerspiele in Seoul, an denen Nordkorea nicht teilnahm und es fallen Worte, wie: "Der Große Führer gibt an Ort und Stelle Ratschläge, in dem er die Probleme löst, die für die Wissenschaftler und Techniker zu schwierig sind."
Gestern abend habe ich den Film mit Interesse erneut und mit dem Blick auf das, was ich in Nordkorea selbst sah, angesehen. Vielleicht hat der Film nicht mehr ganz die Wirkung, wie damals, weil wir ja heute mehr darüber wissen. Damals war er, wie gesagt, für mich ein Schlüsselerlebnis. Nebenbei bemerkt: in Panmunjom sieht es heute etwas anders aus, die Freundschaftsausstellung beinhaltet wesentlich mehr Geschenke als damals und der glänzende Ring, an dem einer der 4 Tonnen wiegenden Eingangsportalflügel zum Öffnen gezogen wurde, ist noch mit einem Tuch angefasst worden.