(02.11.2012, 23:03)PDPARTEI schrieb: An anderer Stelle im Forum hatten wir ja gewünschte/prognostizierte Tourismuszahlen aus Nordkorea gehört, die mit der bisherigen Realität nichts zu tun haben. Die Nordkoreanische Führung scheint den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig der Zukunft zu sehen.
Uns wurde gesagt, daß dieses Jahr 5000 westliche Touristen einen Nordkorea-Aufenthalt gebucht hätten und daß es 2005 2500 waren (und wie ich in einem meiner Bücher las, 1995 gerade einmal 500).
Verglichen damit ist die Osterinsel, die die Touristenanzahl auf 30.000 im Jahr beschränkt, geradezu eine Massendestination...
Desweiteren wurde uns erzählt, daß der Großteil der chinesischen Touristen Bauern aus den Südprovinzen seien, die eine Nordkoreareise statt Bargeld erhalten würden, wenn sie ihre Planzahlen übererfüllt hätten. Bei denen gehen die Führer von vornherein von geringeren touristischen Ansprüchen aus. Höher sei das Interesse am Einkauf von Alkohol und Zigaretten, weil das für Chinesen derzeit sehr preiswert sei.
(02.11.2012, 23:03)PDPARTEI schrieb: - dass Nordkorea seine Tourismuspolitik verändert und von dem bisherigen Konzept der Gruppen-Bildungs-Polit-Touren abweicht und auch den Müßiggang- bzw. Luxustourismus entdeckt. Damit ginge die Gefahr einher, dass mehr Westen ins Land kommt.
Nicht nur die Tourismuspolitik muß verändert werden, auch die ganze touristische Infrastruktur. Rein von der Größe her könnten die schon bisher für Ausländer offenen Hotel noch viele weitere Übernachtungsgäste verkraften, von der Anzahl des Personals wohl auch - aber weder vom Zustand, der technischen Ausrüstung, noch dem Komfort und der sonstigen Infrastruktur her.
Für uns war es okay, aber weil wir wußten, was zu erwarten war und was in dem Land üblich ist. Und, was üblich ist, entspricht nicht dem woanders üblichen Standard (noch entsprechen ja auch die Touristen nicht dem woanders üblichen Standard). Schon das Preis-Leistungsverhältnis haut nicht hin. Da gibt es woanders, speziell in anderen asiatischen Ländern, weitaus Besseres zu weitaus geringeren Preisen.
Die Hotels, in denen wir waren, waren mal solide und mit gutem Material gebaut worden (da habe ich in anderen Ländern weitaus Minderwertiges gesehen) - sind aber allesamt schon in die Jahre gekommen. Ziemlich viel, eigentlich alles, ist veraltet, angeschlagen und rumpelig. Wenn der Touristenstrom intensiver fließen sollte, wird es größte Probleme geben: weil das, was für die derzeit wenigen Besucher mit Mühe funktionstüchtig gehalten wird, dann endgültig kaputtgehen wird. Der Wartungsverzug ist immens, überall.
Dazu wird das Genöle der anspruchsvollen Klientel kommen, die sich mit den ganzen Macken, Unzulänglichkeiten und Defekten nicht zufriedengeben wird. Um das zu vermeiden, müssen Millionenbeträge investiert werden - pro Hotel wohlgemerkt.
Mehrfach dachte ich "Wenn man hier richtig was reinsteckt, könnte man ein Traumziel draus machen", etwa über das Majong Bathing Resort, über das ich eine Bewertung bei Tripadvisor.de geschrieben habe:
http://www.tripadvisor.de/ShowUserReview...RATES_CONT
Man wünscht sich in Nordkorea mehr Tourismus, wegen der Deviseneinnahmen in erster Linie, aber auch, um die eigene Reputation in der Welt zu steigern, und man bemüht sich in der Richtung - aber gleichzeitig ist man sich der erheblichen Probleme mit der touristischen Infrastuktur bewußt, und daß man sie nicht aus eigener Kraft und vor allem nicht sofort bewältigen kann.
Daher ist diese Kempinski-Idee abwegiger, grober Unsinn. Was soll das das, eine hyperluxuriöse Insel von 150 Zimmern in einer ansonsten seit einem Vierteljahrhundert leerstehenden 3000 Zimmer-Bauruine -trotz der neuen Fassade ist das Ryogyung nichts anderes!- zu schaffen, wenn drumherum im Rest des Landes alles andere noch nicht einmal auf den aktuellen Mittelklassestandard gebracht werden kann???