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Sozialistische Verfassung der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik
#21
Da es hier ja um sozialistische Verfassungen geht, wollte ich mal kurz dieses Zitat posten:

"Schließlich noch eine Gruppe von Kritikern. Während die vorhergehende Gruppe den Verfassungsentwurf des Verzichts auf die Diktatur der Arbeiterklasse beschuldigt, bezichtigt ihn diese Gruppe im Gegenteil, an der bestehenden Lage in der Sowjetunion nichts zu ändern, die Diktatur der Arbeiterklasse unberührt zu lassen, die Freiheit politischer Parteien nicht zuzulassen und die jetzige führende Stellung der Partei der Kommunisten in der Sowjetunion beizubehalten. Hierbei ist diese Gruppe von Kritikern der Ansicht, der Umstand, dass es in der Sowjetunion keine Freiheit der Parteien gebe, sei ein Kennzeichen dafür, dass die Grundlagen des Demokratismus verletzt würden.

Ich muss zugeben, dass der Entwurf der neuen Verfassung tatsächlich das Regime der Diktatur der Arbeiterklasse aufrechterhält, ebenso wie er die jetzige führende Stellung der Kommunistischen Partei der UdSSR unverändert beibehält. (Stürmischer Beifall). Wenn die verehrten Kritiker dies für einen Mangel des Verfassungsentwurfs halten, so kann man dies nur bedauern. Wir Bolschewiki aber halten dies für einen Vorzug des Verfassungsentwurfs. (Stürmischer Beifall).

Was die Freiheit verschiedener politischer Parteien anbetrifft, so vertreten wir hier einigermaßen andere Ansichten. Die Partei ist ein Teil der Klasse, ihr fortgeschrittenster Teil. Mehrere Parteien und folglich auch eine Freiheit der Parteien kann es nur in einer Gesellschaft geben, wo es antagonistische Klassen gibt, deren Interessen einander feindlich und unversöhnlich sind, wo es, sagen wir, Kapitalisten und Arbeiter, Gutsbesitzer und Bauern, Kulaken und Dorfarmut usw. gibt. In der Sowjetunion gibt es aber schon keine Klassen mehr wie Kapitalisten, Gutsbesitzer, Kulaken usw. In der Sowjetunion gibt es nur zwei Klassen, die Arbeiter und die Bauern, deren Interessen einander nicht nur nicht feindlich gegenüberstehen, sondern im Gegenteil miteinander harmonieren: Folglich gibt es in der Sowjetunion keinen Boden für die Existenz mehrerer Parteien und somit auch keinen Boden für die Freiheit dieser Parteien, in der Sowjetunion gibt es Boden nur für eine Partei, die Kommunistische Partei. In der Sowjetunion kann es nur eine Partei geben, die Partei der Kommunisten, die kühn und bis zum letzten die Interessen der Arbeiter und Bauern verteidigt. Und dass sie die Interessen dieser Klassen nicht schlecht verteidigt, daran kann wohl kaum ein Zweifel bestehen. (Stürmischer Beifall).

Man spricht von Demokratie. Was aber ist Demokratie? Die Demokratie in den kapitalistischen Ländern, wo es antagonistische Klassen gibt, ist in letzter Instanz eine Demokratie für die Starken, eine Demokratie für die besitzende Minderheit. Die Demokratie in der Sowjetunion ist im Gegenteil eine Demokratie für die Werktätigen, d. h. eine Demokratie für alle. Daraus folgt aber, dass die Grundlagen des Demokratismus nicht durch den Entwurf der neuen Verfassung der UdSSR verletzt werden, sondern durch die bürgerlichen Verfassungen. Deshalb glaube ich, dass die Verfassung der UdSSR die einzige bis zum letzten demokratische Verfassung der Welt ist.

So liegen die Dinge mit der bürgerlichen Kritik am Entwurf der neuen Verfassung der UdSSR." - J. W. Stalin (Über den Entwurf der Verfassung der Union der SSR)
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#22
Ein Punkt der mich interessiert: wie sah und sehen Partei und Staatsführung die Entwicklung von Klassen und Klassenkampf in der DPRK?

Die Frage "Klassen und Klassenkampf" war nach der Machtergreifung Chrutschtschows einer der Hauptdifferenzen zwischen China und der UdSSR.
Während die UdSSR (vereinfacht) sagte, daß es nach der sozialistischen Revolution keine größeren Klassenkämpfe mehr gibt, betonte China die Fortführung des Klassenkampfes, extrem in der Kulturrevolution, als Erfolge im Klassenkampf als alleiniger Maßstab für den Fortschritt im Aufbau des Sozialismus angesehen wurden.
Später wurde in China die Theorie von Klassenkämpfen im Sozialismus zugunsten des Konzepts der "harmonischen Gesellschaft", in der die verschiedenen Klassen beim Aufbau der Gesellschaft kooperieren, aufgegeben.

Was ist und war die Position der DPRK dazu?
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#23
Die KVDR bezog laut meinen Informationen keine direkte Stellung dazu, um keinen der beiden großen Unterstützer (China, UdSSR) zu verlieren.
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#24
(28.12.2012, 18:35)egkr1 schrieb: Übrigens führt Hoffnungslosigkeit zum Alkoholismus, der wird bekämpft durch Alkoholverbot, nach Aufhebung des Verbotes kann Alkoholismus wieder zunehmen.

In erster Linie führt ein Alkoholverbot (oder wenn der Staat die Preise dafür extrem hochsetzt, siehe Skandinavien) zu illegalen Aktivitäten, zu Schmuggel und Schwarzbrennerei. Weniger getrunken wird so nicht, im Gegenteil. Man knallt sich mehr und härtere Sachen (hast du mal schwedischen Grog probiert?) in kürzerer Zeit rein.
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#25
(29.12.2012, 11:40)Blauer Apfel schrieb: Später wurde in China die Theorie von Klassenkämpfen im Sozialismus zugunsten des Konzepts der "harmonischen Gesellschaft", in der die verschiedenen Klassen beim Aufbau der Gesellschaft kooperieren, aufgegeben.

Auch Mao Zedong hat schon die ehemalige Klasse der Kapitalisten teilweise an der Macht beteiligen lassen, das war ein großer Fehler von ihm.
Andererseits war er auch in einigen Sachen ein Linksabweichler und zwar, weil der die Frage des Klassenkampfes falsch behandelt hat.
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#26
Hast Du nicht Angst, das durch die Linksabweichler in ihrem brüderlich auf engsten Zusammenschiuß, in dem Freude und Leid mit ihnen geteilt werden, in Leben und Tod mit ihnen zusammenstehen und so lange kämpfen, bis der gemeinsame Feind endgültig besiegt ist, weil Stalin die Frage des Klassenkampfes falsch behandelt hat.

Mao Zedong, 19. Jan 1951
Gestern 11:40

Oh, entschuldige. Ich glaube natürlich nicht, das Nero die Größe Stalins hätte.
Du verstehst?
Ich meine auch ohne das Du dich mit mir unterhalten willst.
Ups, der vorherige Beitrag fehlt.
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#27
(29.12.2012, 11:40)Blauer Apfel schrieb: Ein Punkt der mich interessiert: wie sah und sehen Partei und Staatsführung die Entwicklung von Klassen und Klassenkampf in der DPRK?

Die Frage ist: Wie definierte Marx den Klassenkampf, wie das moderne Nordkorea?

Bald nach Gruendung der DVRK gab es unter den nordkoreanischen Historikern eine grossen Streit, ob sich die DVRK (damals) ueberhaupt "sozialistisch" nennen darf.

Die erste Gruppe meinte (der Marx'schen Theorie folgend), zuerst muesse Nordkorea die Phase des Kapitalismus durchlaufen (die es in Nordkorea nie gab), damit im Klassenkampf die ausgebeuteten Arbeiter gegen die ausbeutenden Kapitalisten den Weg zum Sozialismus ebnen können.
Tatsächlich, wie wir all wisssen, übersprang die DVRK die Phase des Kapitalismus und des zwangsweise folgenden Klassenkampfes, die DVRK schaffte den direkten Übergang vom Feudalismus zum Sozialismus!
Die zweite Gruppe argumentierte im Sinne Stalins, dass ein antiimperialistischer Befreiungskampf als Ersatz für den antikapitalistichen Klassenkampf gelten kann und so auch der Sozialismus erreicht werden kann.

Aus offensichtlichen Gründen entschied sich die nordkoreanische Führung damals für das Modell der zweiten Gruppe.

Um sich dem sowjetischen und chinesichen Dominanzstreben zu entziehen, entwickelte Nordkorea den uns allbekannten Juche-Sozialismus.

Schlagwörter wie Klasse und Klassenkampf (und Kommunismus) sind im gegenwärtigen politischen Diskurs Nordkorea nebensächlich.

Hier etwa die programmatische Antrittsrede von Kim Jong Un:

http://www.kcna.co.jp/item/2012/201206/n...-01ee.html

In diesem ins englische übersetzten Aufsatz kommen die Wörter Klasse und Klassenkampf überhaupt nicht vor!

Der Aufsatz in der koreanischen Originalsprache ist noch viel länger und da kommt das Wort "Klassenkampf" genau einmal vor und zwar in folgendem Zusammenhang:
"Die Revolution Nordkoreas ist ein politischer Kampf und Klassenkampf gegen Imperialismus, Dominanz und Anbiederung, Dogmatismus und Revisionismus ..."

Der Klassenkampf hat also im heutigen Verständnis Nordkoreas weniger mit der Überwindung des Kapitalsmus zu tun, sondern mit der Vorbeugung gegen reelle, potentielle und erdachte äußere und innere Störenfriede und Feinde der permanenten koreanischen Revolution im Juche-Sozialismus beim Aufbau zu einem starken und reichen souveränen Staat unter Anleitung der Partei der Arbeit und Leitung der Führer aus dem Kim-Clan.
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#28
#26
Da ging irgendetwas gehörig durcheinander, ich lass es aber einfach mal so stehen.
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#29
(29.12.2012, 19:27)Juche schrieb: Auch Mao Zedong hat schon die ehemalige Klasse der Kapitalisten teilweise an der Macht beteiligen lassen, das war ein großer Fehler von ihm.

1949 war China eine feudalistische Gesellschaft, eine halbwegs moderne Industrie gab es fast ausscchließlich in der Gegend um Shanghai.
Die Kapitalisten, sofern sie nicht Landesveräter waren (Kompradoren-Bourgeoisie) oder direkt dem Imperium Chiang Kaicheks unterstanden (bürokratische Bourgeoisie) waren zu der Zeit eine fortschrittliche Kraft.
In den 50er und 60er Jahren verlor diese "alte" Bourgeoisie weitgehend an Bedeutung. Mit den Reformen ab Ende der 70er entstand eine "neue" Bourgeoisie, die organisatorisch und personell nicht mit der "alten" Bourgeoisie verbunden war.

@Kuwolsan

Oft wird außerhalb der DPRK geschrieben, die koreanische Bevölkerung werde von der Regierung in drei Gruppen eingeteilt: zuverlässige, unzuverlässige und neutrale.

Sofern es diese Einteilung gibt, ist es wohl dann auch eher eine "pragmatische" Einteilung, nicht auf einer Klassenanalyse basierend.
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#30
(31.12.2012, 01:57)Blauer Apfel schrieb: @Kuwolsan

Oft wird außerhalb der DPRK geschrieben, die koreanische Bevölkerung werde von der Regierung in drei Gruppen eingeteilt: zuverlässige, unzuverlässige und neutrale.

Sofern es diese Einteilung gibt, ist es wohl dann auch eher eine "pragmatische" Einteilung, nicht auf einer Klassenanalyse basierend.

Das habe ich auch schon mehrmals gehört bzw. gelesen, jedoch ist dies danach nur die grobe Einteilung, es soll noch eine feinere Einteilung geben, bei der es über fünfzig Klassen gibt.
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