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Vortrag in Dresden
#11
(29.03.2013, 16:36)Rolle schrieb: Ich war auch Diplomat in Nordkorea, wenn man zu seinen diplomatischen Aufgaben " Verständnis erlernen für das Gastland " zuzählt, ist es keine Herausforderung.
Aber verbeamtete Karrierediplomaten haben sicher ein anders Verständnis. Big Grin

Darf ich das so verstehen, dass Du Diplomat in der DDR- Botschaft warst?
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#12
Ja, einige Jahre.
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#13
(31.03.2013, 08:33)Rolle schrieb: Ja, einige Jahre.

Habe ich also richtig spekuliert.

Dann erzähl doch mal hier etwas aus Deinem Dienst und Leben dort. Es würde bestimmt viele interessieren und würde etwas Schwung ins Forum bringen. Oder unterliegt das alles noch der Geheimhaltung bzw. Schweigepflicht?

Mich würde z.B. besonders interessieren, wie die letzten Stunden waren und wer das Licht ausgemacht hat. Wer hat das Gebäude übernommen und was ist jetzt darin, wenn es noch stehen sollte.

Gruß
Gorbatz
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#14
(31.03.2013, 10:53)Gorbatz schrieb: Mich würde z.B. besonders interessieren, wie die letzten Stunden waren und wer das Licht ausgemacht hat. Wer hat das Gebäude übernommen und was ist jetzt darin, wenn es noch stehen sollte.

Gruß
Gorbatz

Vorletzter DDR-Botschafter in Pyongyang war Hans Maretzki. Er übte dieses Amt von 1987 bis 1990 aus. Bekannt ist Maretzki auch durch sein 1991 erschienenes Buch "Kim-ismus in Nordkorea". Letzter Botschafter der DDR in Nordkorea war für wenige Monate im Jahr 1990 dann Klaus Zorn.
Nach der Wiedervereinigung im Oktober und nach Abreise (Rückreise) des DDR-Botschaftspersonals wurde die Botschaft nicht aufgegeben. Das Ehepaar Schubert (er war vorher Dritter Sekretär an der DDR-Botschaft) kümmerte sich um das nun funktionslose (ehemalige DDR Botschafts-) Gebäude, dessen neuer Eigentümer nun das vereinte Deutschland war.
Schon im Jänner 1991 richtete Deutschland eine "Ständige Vertretung" an dieser Adresse ein. Der erste "Ständige Vertreter" war Peter Schaller, er traf am 19.1.1991 am Pyongyanger Flughafen ein, wurde dort von den Schuberts abgeholt, und in die Vertretung gebracht.
Schaller beschreibt in seinem Buch (von 1994) "Nordkorea - Ein Land im Banne der Kims" akribisch, in welch tadellosem Zustand er das Gebäude samt Einrichtung bis hin zu DDR-Lebensmittel vorfand.
Die deutsche Botschaft in Pyongyang ist also das frühere DDR-Botschaftsgebäude.
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#15
Jo, das stimmt. Die DDR - Diplomaten wurde nach Rang abwärts nach und nach abbeordert. Die Gebäude stehen heute noch so, nur die Wohnungen wurde entkernt und vergrössert. Sogar den Swimmingpool, äh- Feuerlöschteich Big Grin gibt es noch.
Die Technik wurde auch vorher entfernt, also Funk- und Chiffriertechnik etc. Was mit den lokalen Kräften ( Dolmetscher, Fahrer, Hausmeister ) passiert ist, weiss ich nicht genau. Einige von Ihnen sind mir allerdings später in diplomatischen Rang hier wiederbegegnet.
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#16
Danke, das sind doch mal konkrete Antworten/Schilderungen.
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#17
Zu dem in der Zeitung veröffentlichten Kurzinterview mit dem deutschen Botschafter hätte ich noch eine kurze Frage:

Botschafter Tiedemann meinte, dass Choe Thae Bok in der 1950ern in Freiberg studiert habe ...
In Choe Thae Boks Biographie bei wikipedia liest man, dass dieser in Leipzig studierte, dort 1952 sein Examen ablegte und dann in Moskau weiterstudierte ...

Choe Thae Bok hatte wohl großes Glück, dass er den Koreakrieg als ein im fernen Ausland Studierender nur als Zuschauer erlebte, doch meine Frage ist, studierte er nun in Freiberg, oder Leipzig, oder vielleicht sogar an den Universitäten beider Städte?

(01.04.2013, 08:47)Rolle schrieb: Was mit den lokalen Kräften ( Dolmetscher, Fahrer, Hausmeister ) passiert ist, weiss ich nicht genau. Einige von Ihnen sind mir allerdings später in diplomatischen Rang hier wiederbegegnet.

Die lokalen Kräfte waren aus der DDR-Zeit übernommen worden (schreibt Schaller auf S. 48 seines Buches im Kapitel: "Unsere koreanischen Mitarbeiter". Darunter waren der Dolmetscher "Han", später kam ein zweiter Dolmetscher namens "Ham"(!) dazu. Dann der Fahrer Tschon, der Hofarbeiter Ri, der Gärtner Kim und die Putzfrau Kim.
Auch die neue "ständige Vertretung" konnte sich ihr Personal nicht ausssuchen, angeforderte Kräfte wurden vertragslos von der nordkoreanischen GACD (=Generalverwaltung für die Arbeit mit dem diplomatischen Corps) zugewiesen. ...
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#18
Diesen Widerspruch gibt es seit Jahrzehnten. Könnte mir auch beide Städte vorstellen. Ich kann nur sagen, dass er gut deutsch spricht, und das in inoffiziellen Gesprächen auch gerne und oft tat. Ausserdem kannte er Leipzig und liebte Nordhäuser Doppelkorn Big Grin
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#19
Als Schaller die deutsche Vertretung genauer inspizierte fand er ein gutgefülltes Getränkelager vor, darunter Radeberger Pils, Blauer Bison-Wodka des VEB Lautergold, Wilthener Weinbrand, Rotkäppchen-Sekt und - Nordhäuser Dopppelkorn!
Ob er da dann nicht noch ein paar Mal Besuch von Choe Thae Bok erhielt Big Grin
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#20
Waren diese Lebensmittel- und Getränkevorräte in DDR- Botschaften üblich, oder eine Besonderheit in NK?
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