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Hat Kim Il Sung das gesagt?
#21
Welchen Standpunkt hat denn die DVRK?
Ist der neutral?
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#22
(12.09.2012, 19:59)Kuwolsan schrieb:
(12.09.2012, 18:19)Blauer Apfel schrieb: Warum hassen die herrschenden Kreise in den westlichen Staaten Nordkorea?
Nun zuerst zu Luise Rinser,
ich denke nicht, dass man alleine ihr und dem von ihr bewunderten Kim Il Sung die Schuld für das mißglückte Reisetagebuch in die Schuhe schieben soll ...

Ich stelle mir die Situation in Pyongyang folgendermaßen vor:
Luise Rinser sitzt mit Kim Il Sung an einem schönen Sommertag auf einer Gartenbank einer Staatsvilla und es beginnt das Interview.

Luise: Du, Il Sung, ich möchte ein wunderschönes Märchen über Korea und die wunderbaren Menschen in Korea schreiben, was kannst du mir dazu erzählen?
K.I.S.: Ach Luise, bei uns gibt es nur gute Menschen, es gibt keine Verbrechen und deshalb natürlich auch keine Gefängnisse ...
Luise: Ach, welch schönes Märchen! Aber Il Sung, du weißt auch, wir Deutschen lieben das Abgründige, bitte erzähle mir für meine Leserschaft auch eine garstige Geschichte! Wie war das nochmals mit dem Ali Lambada und dem Jakob Sedillot?
K.I.S.: Ach Luise, diese Kommunisten-Träumer, sie behaupteten ich wäre zu stolz und veranlasse einen Personenkult um mich! Die haben keine Ahnung von koreanischer Politik! Was blieb mir anders übrig, als sie im Arbeitslager verfaulen zu lassen. Nach einigen Jahren kam dann der kleine Nicolai aus Bukarest und bat inständig um deren Freilassung. Und ich, ich großer Humanist, entsprach seinen Wünschen. Aber was kann ich dafür, dass uns der magersüchtige Franzose vor seiner Freilassung wegstirbt ...
Luise: Oh, welch schön makrabe Gschichte!

Luise, zufrieden mit beiden von K.I.S. erzählten Märchen kehrte nach Deutschland zurück, und legte diese ihrem Verlag vor.
Der christliche Verleger: das erste Märchen ist human und edel, das werden wir veröffentlichen, das zweite Märchen ist garstig und brutal, das werfen mir lieber in den Mistkübel ...

So denke ich, wird sich das alles abgespielt haben ...

Über Luise Rinser ist schon viel geschrieben und gestritten worden. Ich sehe keinen Grund ihr Tagebuch als mißglückt zu bezeichnen.
Die 80er Jahre waren die Spätphase des kalten Krieges, jede positive Berichterstattung über sozialistische Länder war eine unerhörte Provokation, diese Lust zur Provokation mag mitgespielt haben. Vielleicht.

Luise Rinser hat keine politische Analyse Nordkoreas betrieben, keine wissenschaftliche Abhandlung geliefert. Sie hat ihre subjektiven Erlebnisse aufgeschrieben, sie hat neugierige Fragen gestellt und interessante Antworten bekommen.
Sie war wohl die einizige westliche Ausländerin, die ein freundschaftliches Verhältnis zu Kim Il Sung hatte, und auf ihren vielen Reisen durch Nordkorea (an einer Stelle lese ich 11), standen ihr viele Türen offen, das hatte sie vielen professionellen Korea-Watchern voraus.

Daß Nordkorea keine Gefängnisse hat, diese Aussage ist ihr angedichtet worden. Sie selbst hat eins besucht. Sie fand dort ein humanes Gefängnis. Ein großer Unterschied.
Wobei Luise Rinser das Schicksal Gefangener besonders am Herzen lag, sie hat in Deutschland Lesungen in Gefängnissen gehalten und gab die Anthologie: "Lasst mich leben. Frauen im Knast" (1987) heraus.

PS 1: wenn ein Land politisch nicht auf (westlicher) Linie liegt, wird aus einem "Gefängnis" ein "Lager". Das ist im Prinzip das Gleiche, klingt aber so schön gruselig. Siehe z.B. den Pussy-Riot Prozess in Rußland.

PS 2: es gibt eben sehr viele verschiedene Wege, sich einem Land, in diesem Fall der DPRK anzunähern. Meine Frau z.B. hat eine daoistisch-intuitive Art (im Gegensatz zu mir als rationalem Analytiker) Menschen und Sachverhalte zu beurteilen. Bei unser DPRK-Reise sagte sie, vom Gesichtsausdruck Kim Il Sungs kann man sehen, daß er eine große Persönlichkeit war. Ich denke sie hat recht. Wie immer.
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#23
(14.09.2012, 02:24)Blauer Apfel schrieb: PS 1: wenn ein Land politisch nicht auf (westlicher) Linie liegt, wird aus einem "Gefängnis" ein "Lager".

Das ist aber nur dein (Irr)glaube oder Nicht-Wissen?

Als die US-Chinesin Ling und die US-Koreanerin Lee am 16.6.2009 von einem Gericht in Nordkorea wegen illegaler Einreise und weiterer sinistrer Absichten verurteilt worden, gab die KCNA auch die Länge und die Art der Haft bekannt: 12 Jahre Arbeitslager !!

Diesen Begriff haben nicht westliche Medien vertauscht (glaube auch nicht, dass du de KCNA als westliches Medium einstufst) und kannst du selbst in den Archiv-Artikeln der KCNA überprüfen ...
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#24
Aus dem "Nordkorea verlassen II" Thread:

(13.09.2012, 11:41)Leser schrieb: Hier ein Interview mit Blain Harden, der die Erlebnisse von Shin Dong-youk´s in Buchform gefasst hat:

http://diepresse.com/home/politik/aussen...-zu-wissen

In diesem Interview wird die u.a. die Frage behandelt, ob die Menschen im Lager - zumindest die, welche dort geboren werden - Kim Jong Il und die Juche Ideologie kennen(lernen). Die Antwort ist "nein".

Meine Frage hierzu waere: wie passt das zusammen? Laut Kim Il Sung, das Zitat hatte "Blauer Apfel" geliefert, reagiert man nicht mit Gewalt, nicht mit Unterdrückung, sondern mit Überzeugen und Erziehung:


(12.09.2012, 01:53)Blauer Apfel schrieb: Diese Zitate von Kim Il Sung sind zumindest zitierfähig belegt:

Wir regieren nicht mit Gewalt, nicht mit Unterdrückung, sondern mit Überzeugen und Erziehung.

Luise Rinser: Nordkoreanisches Reisetagebuch, Fischer Taschenbuch Verlag, März 1981, S. 140

... denn ich bin seit langem davon überzeugt, daß Strafe den Menschen, vor allem den jungen, nicht bessert, sondern erbittert. Ich brauche alle meine Leute dringend zur positiven Mitarbeit, ich kann es mir nicht leisten, irgend jemand einzusperren, um ihn mir zum Feind zu machen.
...
Ich habe es mir zum Grundsatz gemacht, Gegner nicht mehr zu bestrafen, sondern zu überzeugen. Unterdrückung erzeugt Gegendruck, Gewalt führt zu Gewalt. Meine Methode ist die der Überredung, des Überzeugens.

ebd., S. 143

Und genauso ist doch auch die Bezeichung: es sind "Umerziehungslager", "Resozialisierungslager" - also muesste doch ein Interesse daran bestehen, die Menschen dort mit den Werten der (nordkoreanischen) Gesellschaft (Juche, die Schriften Kim Il Sung's) vertraut zu machen.

Falls dieses nicht passiert, findet dort doch keine Umerziehung oder Resozialisierung statt - sondern eine Form der Unterdrückung, gewisse Indizien sprechen auch fuer Gewalt - mehr noch, es waeren reine "Sklavenlager", wo die Menschen - wirklich wie Sklaven zu den schlimmsten Zeiten im 17en Jahrhundert - schuften und gerade so am Leben gehalten werden, dass sie ueberleben. Ich erkenne hier keine Resozialisierung oder Umerziehung? Vielleicht kann das jemand erklaeren.

Andererseits: es gibt auch diverse Kategorien von Lagern, glaube ich mal gelesen zu haben. Solche fuer "einfache Vergehen" (Arbeitslager, Resozialisierungslager) und solche fuer Menschen, wo "keine Hoffnung mehr besteht", z.B. solche, die eine andere politische Meinung vertreten - letztere waeren dann solche, aus denen man nie mehr entlassen wird? Gibt's fuer diese "Klassen von Lagern" irgendwelche (vagen) Beschreibungen (vielleicht weiss Kuwolsan eine Antwort)?
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