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Städtepartnerschaften mit Nordkorea
#21
Keine Panik, er wollte nur mal wieder provozieren. Ich frage mich, ob es Kim Il Sung nicht einfach vollkommen egal sein kann, was danach passiert ist? Wenn ich in seiner Position gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich "Selber Schuld" gesagt. Was kann die DVRK dafür, wenn die UdSSR und andere (schein-)sozialistische Statten ab '54 die falsche Politik hatten? Gar nichts! Also brauchte er sie auch nicht zu bewerten, weil er einfach es nicht nicht nötig gehabt hätte.
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#22
(22.06.2012, 14:00)PyongyangTimesLeser schrieb: @ Martin - das würde mich interessieren, worum es da bei dem Konflikt zw. Honecker und Modrow ging - ich kenn das Buch nicht (...) Kannst du mal kurz zusammenfassen, worums da ging - würde mich - und andere sicher auch - sehr interessieren ...
Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das mit Honeckers Unmut zur Einladung Modrows nach Nordkorea las. Im von mir benannten Buch Modrows "In historischer Mission" liest sich das Thema folgendermaßen:
Zitat:Kim Il Sung, besuchte 1984 die Sowjetunion, Polen, die DDR, CSSR, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien. Er reiste mit der Bahn. Die offizielle Begründung für die seine ungewöhnliche Art des Reisens lautete, die Ärzte hätten ihm das Flugzeug untersagt. Weniger offiziell hieß es, er benötigte eben ständig den gesamten Hofstaat um sich. Und hinter vorgehaltener Hand hieß es noch: Wenn er alle Mächtigen mit auf Reisen nimmt, findet im Lande auch kein Umsturz statt. Da die Reise mit dem Zug sehr lange dauerte und auch ein wenig beschwerlich war, wurde von koreanischer Seite eine Pause in der DDR gewünscht. Der Zug sollte anschließend über Bad Schandau in die CSSR weiterfahren. Aus diesem Grunde bot sich das Regierungsgästehaus in Gohrisch, nahe der Grenze, für die Reiseunterbrechung an. Drei Tage Ruhe waren geplant mit einem Tagesausflug auf dem gründlich geputzten Elbdampfer "Dresden" durch die Sächsische Schweiz. von dieser Tour mit dem Raddampfer war Kim Il Sung besonders begeistert. In dieser Stimmung lud er mich spontan ein, ich solle nach Korea kommen und dort das Diamantgebirge (Kumgangsan -M- ) besuchen, welches ähnliche Schönheiten aufweise, wie die Elblandschaft bei Dresden.
Die Fahrt mit der "Dresden" hatte noch eine weitere Nachwirkung. Auf Anregung des Präsidenten wurden Bauunterlagen des Schiffes übergeben. In der KVDR wurden dann wirklich gleiche Raddampfer gebaut und sogar für den Export angeboten, wich ich später Werbeinformationen entnahm. Ehrenbegleiter der Delegation war in der DDR der Volkskammerpräsident Horst Sindermann, mir fiel gemäß dem in der DDR geltenden Protokolll die Rolle des Gastgebers in der Region zu. Kim Il Sungs Einladung an mich bekam so einen gewissen Stellenwert. Bald nach seiner Heimkehr wurde sie noch einmal offiziell ausgesprochen, und nach einigem Drängen der koreanischen Seite ein Jahr später auch realisiert. Der zuständige Sektorleiter im ZK der SED, Jürgen von Zwoll und der Leiter des VEG Obstbau des Bezirkes begleiteten mich.
Wir wanderten durchs Diamantgebirge, flogen mit einer Sondermaschine nach Hamhung, einer Stadt, über die die DDR die Patenschaft übernommen hatte und besichtigten einen im Bau befindlichen Staudamm in der Nähe der Hauptstadt.
Der übliche Stadtrundgang, Besuche in Betrieben und Landwirtschaftsunternehmen gehörten ebenfalls zum Besuchsprogramm. Wir begegneten vielen Menschen, die fleißig arbeiteten, viel improvisierten und uns gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen waren.
Eine Person aber begegnete uns immer und überall: Sie war in Bronze gegossen und in Stein gehauen.
Politischer Höhepunkt war das Treffen mit der lebendigen Vorlage dieser Denkmale. Kim Il Sung empfing uns in einem der vielen Gästehäuser des Landes. Im Gespräch äußerte er Vorstellungen über die Vereinigung beider Teile Koreas, worauf ich überhaupt nicht eingestellt war. Er sprach sehr offen über diese Möglichkeit, auch über die Hindernisse. Nach dem Krieg 1950-53 sei die Situation einige Jahre für den Norden günstig gewesen. Die Sowjetunion habe sehr viel geholfen; China und die Staaten Osteuropas unterstützten das Aufbauwerk ebenfalls. Die wirtschaftliche
Entwicklung sei unter diesen Umständen gut verlaufen. Diese Situation habe sich inzwischen verschlechtert. Auswege könne nur die Vereinigung sein, aber niemals durch Krieg. Sie müßte per Vertrag zwischen zwei souveränen Staaten eingeleitet werden. Ich habe das lange zurückliegende Gespräch wegen dieses Themas in Erinnerung behalten und auch wegen des Realitätssinnes, den Kim Il Sung dabei offenbarte.
   
Rechts Kim Il Sung, mitte Hans Modrow...wer ist die Person links?
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#23
(22.06.2012, 20:54)Martin schrieb: Rechts Kim Il Sung, mitte Hans Modrow...wer ist die Person links?

Es könnte sich vielleicht um Kim Yong Nam den heutigen Vorsitzenden des Präsidiums der Obersten Volksversammlung handeln.
Zu der Zeit des Besuches von Präsident Kim Il Sung in der DDR und ihren Bruderländern war er als Außenminister im Amt (1983 - 1998).
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#24
Shy 
Hallo Martin,
vielen Dank für das Reinstellen des Textes ( ich hoffe du hattest ein OCR - Programm ;-)
Was ich ganz interessant finde, sind 2 Dinge: zum einen, dass ausgerechnet Modrow von Kim Il Sung eingeladen wurde. Dass die nordkoreanische Seite nicht wusste, dass er da schon als sog. 'Reformer' (Revisionist ?) galt, ist ganz und gar unwahrscheinlich - zumal es sogar offensichtlich ein Drängen der DVRK zur Erfüllung der Einladung gab.
2.interessanter Punkt: Kim Il Sung war schon ein charismatischer Führer - der wusste genau wo's lang geht ( mal etwas salopp gesagt ;-)

Kim Il Sung im indirekten Zitat:

"Die Sowjetunion habe sehr viel geholfen; China und die Staaten Osteuropas unterstützten das Aufbauwerk ebenfalls. Die wirtschaftliche Entwicklung sei unter diesen Umständen gut verlaufen. Diese Situation habe sich inzwischen verschlechtert. Auswege könne nur die Vereinigung sein " und natürlich ganz wichtig: "aber niemals durch Krieg."

Und dass Modrow den Realitätssinn Kim Il Sungs besonders hervorhebt, finde ich schon bemerkenswert. Kim Il Sung hat offensichtlich schon gesehen, dass die ökonomische Entwicklung ohne SK nicht ganz einfach wird ...

THX Martin Rolleyes


@ teardown:

Ja klar, das Buch ist von 1984. Ich wollte nur auf die Differenzen hinweisen, die zw. den Einschätzungen während seines Aufenthalts in den osteuropäischen soz. Staaten 1984 liegen und seiner Einschätzung dieser Staaten nach 1989/90.

@ Juche - leider glänzt du wiedermal mit erschreckender Unwissenheit (sry ich kann's ja nicht ändern ;-)

(22.06.2012, 14:32)Juche schrieb: Ich frage mich, ob es Kim Il Sung nicht einfach vollkommen egal sein kann, was danach passiert ist?

Wie kommst du auf die abenteurliche Idee, dass Kim Il Sung das "was danach passiert ist" 'egal' war ?
Das Gegenteil ist leider - wie nun zum wiederholten Mal bei dir - die Wahrheit. Es war ihm überhaupt nicht 'egal' wie du sagst/fragst, sondern Kim Il Sung hat sich sehr intensiv mit dem Scheitern des Soz. in den osteuropäischen Staaten auseinandergesetzt, z.B. in dem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Kommunistischen Arbeiterpartei Schwedens am 29. Juni 1992 - zu finden in "Kim Il Sung, Works", Vol. 43, p. 348 - 363 - aber ich bin mir nicht sicher, ob solche Quellenangaben bei dir irgendwelchen Sinn machen - gelesen hast du's doch eh nicht ... (hast du eigentlich die Kim Il Sung Ausgabe in deinem Archiv ??)

(22.06.2012, 14:32)Juche schrieb: Also brauchte er sie [die Politik, der wie Juche sagt "(schein)sozialistischen Staaten" nach '54 (?) - Anmerkg. und Hervorhebg. von mir ] auch nicht zu bewerten, weil er einfach es nicht nicht nötig gehabt hätte.

Ach, Juche... hat er aber - auch wenn Du davon vielleicht nichts weißt... Rolleyes
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#25
"Entwicklung sei unter diesen Umständen gut verlaufen. Diese Situation habe sich inzwischen verschlechtert. Auswege könne nur die Vereinigung sein, aber niemals durch Krieg. Sie müßte per Vertrag zwischen zwei souveränen Staaten eingeleitet werden."

Zwei Staaten, die auch souverän bleiben würden. Das hast du leider übersehen Rolleyes
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#26
Einen interessanten Versuch einer Städtefreundschaft, ausgehend von Hawaiis berühmtester Stadt Honolulu, habe ich gerade zufällig entdeckt:

Es gibt offenbar eine engere Städtepartnerschaft und eine lockerere oder - zum Aufwärmen - eine Städtefreundschaft.

Honolulu hat schon eine größere Zahl an Städtepartnerschaften und eine noch größerere Zahl an Städtefreundschaften mit meist Heimatorten seiner asiatischen Einwanderer, die (die Partnerstädte) deshalb hauptsächlich in Japan, Korea, China, Vietnam und auf den Philippinen liegen.

Im Frühjahr 2004 versuchte Honolulu von sich aus auch eine Städtefreundschaft mit Pyongyang zu begründen. Der zuständige Direktor der Stadt Honolulu verfaßte dazu ein freundschaftliches Schreiben, welches von Vertretern der Stadt am 13. März 2004 in Rom Choe Thaek-San, dem (damaligen?) Botschafter der DVRK in Rom übergeben würde.

Honolulu erhielt dann auch ein Antwortschreiben aus Nordkorea - allerdings nicht von der Stadt Pyongyang, sondern vom DVRK-Kommittee für Kulturelle Beziehungen mit dem Ausland, welches - im Auftrag der Regierung der DVRK - mitteilte, dass damals eine Städtpartnerschaft mit einer amerikanischen Stadt (noch) nicht erwünscht sei, solange die amerikanische "Bush-Administration" Nordkorea auf der Liste der "Achse der Bösen" führe.

Mittlerweile ist die Bush-Administration schon Geschichte, die Städtefreundschaft zwischen Honolulu und Pyongyang wurde - aus mir unbekannten Gründen - jedoch immer noch nicht offiziell aufgenommen.

Honolulu dürfte sich jedoch weiterhin darum bemühen, denn auf der Homapage der Stadt Honolulu ist die allfällige Städtefreundschaft mit Pyongyang nachwievor mit "pending" vermerkt.

Noch etwas ungewöhnliches zu dieser Städtefreundschaft in spe.
Den Ingangsetzungsprozess dieser Partnerschaft könnte die KFA des spanisch-nordkoreanischen Doppelstaatsbürgers und KFA-Chefs Alejandro Cao de Benos mitunterstützt haben, denn die ganze Geschichte und Kommentare von Alejandro dazu erfuhr ich aus dem "Lodestar", dem Informationsblatt der amerikanischen KFA-Regionalorganisation:

http://www.docstoc.com/docs/108817461/Ho...-Pyongyang

PS 1: Für Städtepartnerschaften in der DVRK zuständig sind offenischtlich nicht die Städte in ihrem eigenen Wirkungsbereich, sondern das DVRK-Kommittee für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland im Aufrag der DVRK-Regierung.

PS 2: "Möge die Übung doch noch - bald irgenwann einmal - gelingen"
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#27
Im April 1957 berichtete "Neues Deutschland" über einen Freundschaftsvertrag zwischen Werktätigen aus Hamhung und Hoyerswerda:

[Bild: ND19570406HamhungHoyerswerda.jpg]
www.nordkorea-info.de

Für preisgünstige Nordkorea-Rundreisen: Infos hier.
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#28
Interessant, das war während der Zeit des Wiederaufbaus der im Krieg zerstörten Stadt Hamhung, an dem die DDR beteiligt war.
Wäre schön zu wissen, wie diese Partnerschaft gepflegt wurde und was aus ihr geworden ist.
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#29
Vielleicht schlummern irgendwelche Unterlagen oder Materialien zu dieser Partnerschaft in den Archiven der Stadt Hoyerswerda oder der Bau-Union Hoyerswerda, falls die noch existiert (bzw. deren Rechtsnachfolger).

Was bedeutet Bau-Union genau:
Bau-gewerkschaft oder der Name eines Bau-unternehmens oder etwas anderes?

Auf der wiki-Seite von Hoyerswerda in der Rubrik Städtepartnerschaft ist diese spezielle Partnerschaft nicht angeführt.

Ich habe jetzt in Franks Buch über den Wiederaufbau der Stadt Hamhung nachgeschaut - der hat die im Bauhaus Dessau zusammengesammelten Materialen (berufliches und privates) der deutschen Ingenieure und Arbeiter beim Wiederaufbau in Hamhung gesichtet und geordnet - und dort ist diese Partnerschaft auch nicht erwähnt.
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#30
(10.07.2012, 17:25)Kuwolsan schrieb: Was bedeutet Bau-Union genau:
Bau-gewerkschaft oder der Name eines Bau-unternehmens oder etwas anderes?
Das ist ein volkseigener Baubetrieb indem mehrere Gewerke vereinigt sind.

Schade, dass doch relativ wenig aus dieser Zeit, speziell KDVR-DDR bekannt ist.
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