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Ich könnte mir vorstellen, dass mit diesem "Schwindelkurs" gleichzeitig Devisen eingeheimst werden UND das Kaufhaus vor Hamsterkäufen geschützt ist. Letztlich ist ein Einkauf dort eigentlich nur jenen vorbehalten, die Devisen zur Verfügung haben.
In der DDR hat man zu dem Zweck die Intershops, Genex und Forumschecks eingeführt. Für Nichtdevisenbesitzer gab es zum Ausgleich in den 1950ern HO und später ab Mitte der 1970er dann "Delikat". Auf Kuba wurde die Binnenzweitwährung Peso Convertible (CUC) eingeführt.
Warum man aber Touristen im Kwangbok Supermarkt nicht einkaufen lässt, erschließt sich mir nicht, oder ist es doch anders? ....mal abgesehen davon, dass es auf den ersten Blick auch nichts anderes zu kaufen gibt, als in den Touristenshops, von Möbeln und anderem Großkram abgesehen.
Martin
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Vielleicht um den direkten Kontakt mit der Bevoelkerung zu unterbinden, bzw. zu verhindern, dass die dort einkaufenden Nordkoreaner nicht sehen, wie "wohlhabend" einige aus dem Westen sind.. Aber das sind nur Vermutungen...
(27.03.2012, 06:40)Martin schrieb: Warum man aber Touristen im Kwangbok Supermarkt nicht einkaufen lässt, erschließt sich mir nicht, oder ist es doch anders? Darüber gibts noch keine Berichte.
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(27.03.2012, 07:47)sepp811 schrieb: (27.03.2012, 06:40)Martin schrieb: Warum man aber Touristen im Kwangbok Supermarkt nicht einkaufen lässt, erschließt sich mir nicht, oder ist es doch anders? Darüber gibts noch keine Berichte. Stimmt...ich habs von hier, was sich aber auf den Tongil-Markt bezieht:
(26.03.2012, 18:32)sepp811 schrieb: Der Wechselkurs ist etwas hoch, aber prinzipiell läuft das auf den offiziellen Märkten wie dem Tongil-Markt auch so wie mir ein politischer Besucher der dahin konnte berichtet hat (Touristen dürfen sich die Märkte leider nicht anschauen). Somit ergeben die Preise in EUR umgerechnet auch einen Sinn.
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Hallo- also ist das im Video ein Ausnahmeladen für wenige Privilegierte ?
Und wenn ja- wer sind die Nutznießer?
Oder gibt es eine Tendenz, daß so eine Versorgung für die Masse der Werktätigen erreichbar ist?
So wie-sagen wir der Real bei uns allen offen steht.
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@Martin Posting #11
Ich muß Dich berichtigen.
Die HO war kein Ausgleich zu den Intershops. Die HO wurde 1948 gegründet und hatte die Aufgabe der Versorgung der Bevölkerung mit Produkten des täglichen Bedarfs und Lebensmitteln über den durch Lebensmittelmarken zugeteilten Umfang hinaus. Die gleichen Produkte kosteten in den HO-Läden erheblich mehr als in den KONSUM-Läden.
Die staatlichen Lebensmittelmarken wurden Ende der 50er Jahre abgeschafft. Die Preise wurden danach angeglichen. Eine erneute weitere staatliche Bewirtschaftung trat nach der kompletten Kollektivierung auf und hielt bis etwa 1967 an. Es wurden allerdings keine neuen Lebensmittelkarten eingeführt, sondern in den Lebensmittelgeschäften, in denen man zum Einkauf angemeldet war, wurden Listen über die erworbenen Lebensmittel geführt und so der Einkauf begrenzt. Besonders betraf dies tierische Fette (ein Gerücht besagte damals, es wäre eine Folge der Einführung sowjetischer Methoden wie z.B. Rinderoffenställe).
Nach 1961 wurden dann Intershops eingeführt. Die ersten Jahre konnten DDR-Bürger mit Devisenbesitz dort nicht einkaufen und wurden beim Versuch festgenommen. In den Folgejahren setzte sich bei den führenden Genossen die Erkenntnis durch, daß man mit den Intershops eine inländische Devisenquelle hatte und es wurde stillschweigend legalisiert. Wie das so üblich war, gab es aber keine gesetzliche Grundlage.
Nachdem sich allmählich die D-Mark zur Zweitwährung entwickelt hatte, wurden Forumscheks eingeführt.
Der offizielle staatlich festgesetzte Umtauschkurs D-Mark DDR-Mark war 1:1. Der inoffizielle Umtauschkurs in der Bevölkerung war D-Mark DDR-Mark 1:3 bis 1:6. Dieser entsprach mehr der Realität. Ich kann es nur noch am Beispiel des sogenannten Luxusguts Kaffee festmachen, 500 Gramm Kaffee kosteten 35 DDR-Mark, Im Intershop 5 D-Mark.
Im Zusammenhang fällt mir die staatliche Zuteilung und die Geschenkzuwendungen der DVRK an ihre Mitbürger ein. Wie ist das eigentlich geregelt. Gibt es Marken/Bezugsscheine mit denen man in Geschäften abholen/einkaufen kann oder wird zum Beispiel ein Sack Reis vor die Haustür gestellt?
(27.03.2012, 18:02)GG1949 schrieb: Hallo- also ist das im Video ein Ausnahmeladen für wenige Privilegierte ?
Und wenn ja- wer sind die Nutznießer?
Oder gibt es eine Tendenz, daß so eine Versorgung für die Masse der Werktätigen erreichbar ist?
So wie-sagen wir der Real bei uns allen offen steht. Aus meiner persönlichen Einschätzung würde ich sagen, dass da grundsätzlich jeder hinkann der was kaufen kann.
Die Frage ist, wieviele das können, vor allem in größeren Stil. Aber die Läden, Kioske, Restaurants, Märkte, etc. bei denen eher marktwirtschaftliche als sozialistische Maßstäbe gelten werden mehr. Weil die Leute mit Geld mehr werden, sieht man z. B. offensichtlich eben an den Einkäufen als auch an Sachen wie Kleidung oder auch dem stetig steigenden Handy-Besitz. Wie ich immer sage, "China-light". Langsamer, vorsichtiger, aber die Tendenz ist da. Die Chinesen haben hier im konkreten Fall sicher nicht investiert um Wohltätigkeit zu üben, sondern um Geld zu verdienen. Genau wie die Ägypter ins Mobilfunknetz oder die Leute aus Singapur (ich glaube daher sind sie) in die Fast-Food-Lokale. Es gibt mehr Kundschaft, also auch mehr Läden. Ich denke, dass dein Post recht realistisch ist, momentan eher ein Ausnahmeladen, mittel- oder zumindest langfristig Normalität. Ich habe dazu im Lohn-Thread schon geschrieben, dass nach meiner Einschätzung die Nordkoreaner eben versuchen einen Mittelweg zu finden; einerseits nicht das Schlachten des Sozialismus wie in China, anderseits nicht den zum Untergang führenden Stillstand des Ostblocks. Aber deine Frage zeigt den üblichen Widerspruch, einerseits kritisiert man den Sozialismus als rückständig oder so, anderseits werden Reformen/Änderungen als ungerechte Abkehr vom sozialistischen Prinzip empfunden; man könnte sagen, dass du und Juche vielleicht an der gleichen Sache Bauchweh kriegt, bloss aus verschiedenen Richtungen ;-)
(27.03.2012, 18:29)egkr1 schrieb: Im Zusammenhang fällt mir die staatliche Zuteilung und die Geschenkzuwendungen der DVRK an ihre Mitbürger ein. Wie ist das eigentlich geregelt. Gibt es Marken/Bezugsscheine mit denen man in Geschäften abholen/einkaufen kann oder wird zum Beispiel ein Sack Reis vor die Haustür gestellt? Siehe Lohn-Thread. Beides. Aber den Sack muss man abholen :-)
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2012, 18:51 von GG1949.)
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(27.03.2012, 18:32)sepp811 schrieb: ......Weil die Leute mit Geld mehr werden, sieht man z. B. offensichtlich eben an den Einkäufen als auch an Sachen wie Kleidung oder auch dem stetig steigenden Handy-Besitz. Wie ich immer sage, "China-light". Langsamer, vorsichtiger, aber die Tendenz ist da.
........ dass nach meiner Einschätzung die Nordkoreaner eben versuchen einen Mittelweg zu finden; einerseits nicht das Schlachten des Sozialismus wie in China, anderseits nicht den zum Untergang führenden Stillstand des Ostblocks.
..............Aber deine Frage zeigt den üblichen Widerspruch, einerseits kritisiert man den Sozialismus als rückständig oder so, anderseits werden Reformen/Änderungen als ungerechte Abkehr vom sozialistischen Prinzip empfunden; man könnte sagen, dass du und Juche vielleicht an der gleichen Sache Bauchweh kriegt, bloss aus verschiedenen Richtungen ;-)
Grins- das war gut Sepp- scharf nachgedacht.
Wenn es denn in der KDVR so wird oder teilweise sein sollte, daß der Wohlstand wächst- dann ist alles gut- Wohlstand gibt es erfahrungsgemäß nur in Zusammenhang mit etwas Freiheit. Wahrscheinlich höre ich dann auch auf hier rumzuzanken, und gucke nach einem Wander-und Angelrevier in der KDVR.
Und Mittelweg ohne Steinzeitkapitalismus suche ich auch. Möge es klappen.
Die Bandbreite der Gesellschaftssysteme ist breit. Hauptsache die Menschen können es sich aussuchen.
Aaaaber - daß Du mich mit Juche in einen Topf wirfst- da muß ich noch drüber nachdenken.
Trotzdem es mir nicht passt- sehr scharfsinnig-sowas mag ich.
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27.03.2012, 20:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2012, 20:35 von Bulungi.)
Im Grundegenommen erleben wir derzeit genau das, was die Regierung der DVRK schon seit längerem angekündigt hat. Zum hundersten Geburtstage Kim Il Sung wird es einige Neuerungen und Veränderungen, bzw "...einen Aufbruch in ein neues blühendes Zeitalter" geben. Damit sind wohl eben auch die leichten Öffnungen und Neuerungen in der Wirtschaft und Versorgung (Märkte etc) gemeint. Man kann hoffen (und gerade dies wäre eben interessant) das dies anders als bei dem chinesischen wirtschafts Model ablaufen wird. Die eigene Überzeugung und der eignene Weg die Gier im Zaume hält. Hieraus hat man sicher von anderen Beispielen in der Welt gelernt.
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(27.03.2012, 18:29)egkr1 schrieb: Es wurden allerdings keine neuen Lebensmittelkarten eingeführt, sondern in den Lebensmittelgeschäften, in denen man zum Einkauf angemeldet war, wurden Listen über die erworbenen Lebensmittel geführt und so der Einkauf begrenzt. Besonders betraf dies tierische Fette (ein Gerücht besagte damals, es wäre eine Folge der Einführung sowjetischer Methoden wie z.B. Rinderoffenställe). Sowas gab es wenn, dann nur in den Anfangsjahren der DDR.
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