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Wirtschaftsboom in NK
#11
Zahlen sucht man tatsächlich in dem Artikel vergeblich, bis auf die Einkommenssituation. Daß es aber in der Vergangenheit eine horrende Inflation gab, die Währung deshalb intern abgewertet wurde und das Problem weiter besteht, ist doch kein Geheimnis und oft kolportiert.

Volkswirtschaftlich hat Nordkorea das Problem, nicht ausreichend Waren zu produzieren, um importierte Waren einkaufen zu können. Hinzu kommt eine Währung, die nicht devisenfähig ist. Der Importüberschuß kann also nur über Schulden finanziert werden, was hauptsächlich über China geschieht. Die sind aber auch keine Samariter und wollen Gegenleistung. Da Nordkorea perspektivisch Schulden nicht bedienen kann, bekommen die Chinesen Naturalien in Form von Rostoffen bzw. Gegenleistungen in Form von Hafenzugang, Wirtschaftszonen und günstigen Arbeitskräften. Die Infrastrukturmaßnahmen in Nordkorea (Straßen, Häfen etc.) dienen vornehmlich diesem Zweck.

Letztlich kauft also Nordkorea ein und gibt dafür wirtschaftliche Möglichkeiten an China ab, die sie in anderer Konstellation und Wirtschaftsverfassung auch lukrativer selbst nutzen könnten. Daran würde eine Aufhebung der UNO Sanktionen auch nicht viel ändern, denn aus oben genannten Gründen hätte NK auch dann nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen, dies aus eigener Kraft zu schaffen. Wegen der Sanktionen braucht man China jedoch erst recht.

Letztlich macht man sich also zunehmend sowohl wirtschaftlich wie politisch von China abhängig, da man die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht anders stillen kann. Genau das ist der Tenor des Artikels und der ist für mich zwingend logisch.

Sollte mit Hilfe Chinas die eigene wirtschaftliche Entwicklung schneller voranschreiten als bisher, ist dies ein Erfolg für die Bevölkerung, deren Lebensstandard, zumindest in Teilen, steigt. Ohne eigene Wirtschaftsreformen wäre dies jedoch ein Phyrrussieg, denn dann ist man am Ende nur noch ein Vasall Chinas und Juche wie Songun sind reine Theorie und Geschichte.

Also kann man sich nicht in einzelnen Joint Ventures oder Wirtschaftszonen unter Fremdbestimmung verzetteln, sondern braucht ein eigenes Gesamtkonzept. Und das habe ich bisher nicht gesehen. Die Reformen aus der ärgsten Not heraus waren halbherzig, private wirtschaftliche Aktivitäten eher geduldet als veranlasst. Ein funktionierender, konzeptioneller Umbau der Wirtschaft, welcher für einen selbständigen Sprung nach Vorne bürgen könnte, habe ich bisher nicht gesehen.

Da das meiste, was NK wirtschaftlich weiter bringt, in Zusammenarbeit mit China oder Südkorea passiert, ist der Ausverkauf des Landes und ein tatsächlicher Verlust an Gestaltungsspielraum und Macht der Führung absehbar. Der Machtverlust könnte aber noch schneller gehen, wenn keine materiellen Fortschritte für einen Teil der Bürger erreicht werden. Was also tun?

Dieses Dilemma spricht der Artikel an und belegt es, zugegebenermassen in Detailschilderungen teilweise fragwürdig und nicht wissenschaftlich untersetzt.
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