(13.06.2012, 13:05)Kuwolsan schrieb: Liebe Foren-Teilnehmer,
wenn man nun als Zuschauer direkt an der Vorführung teilnimmt, ist man dann einfach von der Organisation und der Perfektion aller Darsteller, der Tänzer, Artisten und Farbtafelumklapper überwältigt, von den einzelnen Szenen und bekannten Propaganda-Sprüchen und -Bildern?
Vielleicht kann ich das ein oder andere hierzu beitragen. Die Veranstaltung ist auf alle Fälle überwältigend und hat richtigerweise ihren Ursprung in der Phase der Sonnenscheinpolitik um die Jahrtausendwende. Auch Madeline Albreight war z.B einer der Ehrengäste in den vielen Jahren. Und begleitete Kim Jong Il bei einem Besuch der Aufführung.
(13.06.2012, 13:05)Kuwolsan schrieb: meine Frage geht jetzt dahin: ist das alles eine lose Aneinanderreihung nicht zusammenhängender spektakulärer Szenen - oder - steht dahinter ein Narrativ (ein Geschichte, ein durchgezogenes Thema), welches sich durch die komplette Veranstaltung zieht?
Arirang (Grand Mass Gymnastics and Artistic Performance Arirang Hangul: 아리랑 축제 Hanja: 아리랑 祝祭) wird in insgesammt 4 Akten + Finale aufgeführt, welche die Geschichte des Landes, der Partei (mit dem Wirken und Werken Kim Il Sungs) , der Armee und den Wunsch bzw das Ziel der Wiedervereinigung beinhalten. Im letzten Akt der Choreografie wird dies in einem fiktiv erblühenden "Staat" dargestellt. Die 4 Akte enthalten folgende Themen:
Akt 1. (Nation): Überquerung des Tumanflusses, Stern Koreas (Chosun), Mein Heimatland, Unsere Armee.
Akt 2. Auf die Armee konzentrierte Politik (Songun): Sheinender Mond meines Landes, Herzhaftes Lachen, Trommelschläge in meinem Land, Volksarmee
Akt 3. Regenbogen: Isonnam Wasserfall
Akt 4. Wiedervereinigung, Wohlstand und Frieden
Finale: Eine friedliche Welt
(13.06.2012, 13:05)Kuwolsan schrieb: bezüglich eines Narrativs denke ich natürlich an ein ganz bestimmtes, welches sich aus den zwei obigen Einleitungssätzen ergibt:
> also, erkennt man im Arirang-Festival die Anleitung (aus nordkoreanischer Sichtweise) zur Wiedervereinigung Nord- und Südkoreas ??
> wird (wurde) in der ARIRANG-Veranstaltung vor allem die Wiedervereinigung vorgezeichnet ??
Richtig. Hauptthema bzw der Narrativ stellt den tiefen Wunsch nach der Wiedervereinigung, den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und die Zukunft "eines" Staates aus nordkoreanischer Sicht dar. So könnte es evtl. politische Gründe haben, das Arirang dieses Jahr abgesetzt wird. Ebenso könnte dies aber auch ein Zufall sein und man will ab dem Jahr 2012 auch hier etwas neues kreieren.
(13.06.2012, 13:05)Kuwolsan schrieb: > änderte sich im Laufe der Zeit das thematisch Gezeigte ?
Teilweise. Es wurden im Laufe der Jahre immer wieder neue, aktuelle Themen ergänzt und manche Akte leicht verändert. Neben Formationen, Frabtafelabbildungen, Kostümen und Hintergründen auch in der Technik (neue Lasereffekte, Beleuchtung, Musik etc). Der Grundaufbau des Stückes blieb aber gleich. Zuletzt geschah eine solche Veränderung im September 2011. Hier wurden z.B neue Szenen aus der landw. Produktion (Apfelplantagen mit Apfel-, Blätterkostümen und Erntehelferinnen) und Szenen aus der Partisanenzeit (Geburtsstätte Kim Jong Ils, Mt Paektou, Kämpfe etc) ergänzt.
Die Symbole (Begonien, Kimilsungia, Kimjongilia, Mt. Paektou, Mangyongdae...) sind wichtige Elemente in den vielen Darstellungen.
(13.06.2012, 13:05)Kuwolsan schrieb: > will Nordkorea deshalb das Thema und den Inhalt der Massenaufführung wechseln, weil der Norden momentan selber keine Indizien auf eine zeitliche nahe Wiedervereinigung erkennen kann ??
Das läßt sich natürlich nur vermuten und ist schwer zu ergründen. Es könnte wie gesagt ein Anlass sein. Jedoch kann es wie bereits erwähnt auch einfach der Wunsch nach Erneuerung sein.
Die zu bestimmten, wichtigen Anlässen (runden Staatsfeiertagen, Geburtstagen Kim Il Sungs und Kim Jong Ils) zusätzlich aufgeführten Massen Gymnastik Aufführungen in der gleichen Größenordnung unterscheiden sich inhaltlich von Arirang.
Insgesammt ist die Arirang Aufführung ein einzigartiges, auch bewegendes Schauspiel, was es so in dieser Form weltweit nicht gibt. Das Zusammenspiel der Massen, die ausgeklügelten, gymnastischen Formationen, spiegeln sehr gut die Perfektion und die praktizierte sozialistische Idee wieder.