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Im Strahl der Sonne - Under the Sun
#10
Im dresdner "Kino im Dach" habe ich mir gemeinsam mit meiner Frau den Film "Im Strahl der Sonne" angesehen. (Er lief in Dresden ausschließlich in diesem Kino) Überraschenderweise war das Kino praktisch ausverkauft; ein Zustand, den wir überhaupt nicht erwartet hatten.
Die allgemeine Werbung, die für den Film gemacht wurde, war zwar für solch einen Film angemessen, in unserer lokalen Tageszeitung aber stand der Programmstart des Films unter "ferner liefen" ohne Text zum Inhalt. Das Publikum selbst war größtenteils jugendlich.
Aber zum Film selbst:
Regisseur Vitaly Mansky hat eigentlich nichts weiter gemacht, als zusätzlich zum genehmigten
Dokumentationsdreh nach und insbesondere vor den Drehszenen die Kamera laufen lassen. So sind Bilder entstanden, die das ganze System mit seiner Selbstinszenierung und seinen Dogmen widerspiegeln.
Die Protagonisten tun das, was sie am besten können: widerspruchsloses Mitmachen und Funktionieren. Die wenigen nicht direkt im Umfeld der offiziellen Szenendrehs enstandenen Sequenzen stammen ausnahmslos aus Pjöngjang und meist aus den Fenstern des Hotels heraus, in dem die Filmleute untergebracht waren.
Das Kinopublikum lachte auf, wenn die aufgesagten Worthülsen oder Binsenweisheiten wiederholt wurden oder besonders, wenn die Tagesplanergebnisse von einer Szenenprobe zur nächsten immer höhere Werte annahmen.
Staunen musste man über die Disziplin der Schüler, trotz dass ihnen die aufkommende Langeweile beim Vortrag des ordenübersäten Veteran-Offiziers merklich anzusehen war.

Deutlicher wird die Absicht der Kamera immer dann, wenn sie sich auf Details konzentriert: Umhersegelnde Plastefolie, Naheinstellungen von Gesichtern, beispielsweise eines wegnickenden Schülers, oder Einzelpersonen und ihre Gesichter inmitten einer choreografierten Massenszene.

Die Schlussszenen haben beim Kinopublikum für Totenstille gesorgt. Als das Mädchen Zin-mi in einer Großeinstellung gefragt wird, was sie über ihr künftiges Leben denkt, ist sie überfordert und beginnt zu weinen.
Nachdem ihr auf bittendes Zureden nichts persönlich Schönes einfällt, wischt sie sich energisch die Tränen ab und beginnt auf die nächste Bitte hin wieder "zu funktionieren" indem sie ihr gelerntes Pioniergelöbnis aufzusagt.

Keine Ahnung, was ein Kinobesucher aus diesem Film mitnimmt? Dass die Menschen in Nordkorea ihr ganzens Leben wie Marionetten verbringen?
Wer schon einmal in Nordkorea war, hat aber auch Menschen dort gesehen, die glücklich und fröhlich sind und ihr Leben leben.
Trotzdem ist der Film empfehlenswert, da Spott, Häme oder Unsachlichkeit, wie sie in so manch anderen Dokumentationen enthalten sind, nicht vorkommen, sondern die nordkoreanischen Menschen werden ernstgenommen.
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Nachrichten in diesem Thema
Im Strahl der Sonne - Under the Sun - von dprk - 18.01.2016, 19:06
RE: Im Strahl der Sonne - Under the Sun - von Martin - 18.03.2016, 08:55

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