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Frage
#10
Die – wie die Organisation… und die Deutsche Sektion… – aus der historischen KPD/ML hervorgegangene Kommunistische Partei Deutschlands (Aufbaugruppe) gab noch unter dem Namen „Kommunistische Partei Deutschlands (Roter Morgen)“ ihren Standpunkt zu Nordkorea bekannt: „Solidarität mit dem antiimperialistischen Kampf, aber: es gibt keinen ’Sozialismus‘ in Nordkorea.“ Zuvor hatte sie in ihrem damaligen theoretischen Organ „Weg der Partei“ konstatiert, „dass diese Ideologie [gemeint ist die Juche-Ideologie] im Gegensatz zu den Behauptungen der nordkoreanischen Führer mit dem Marxismus-Leninismus unvereinbar ist. Kim Dschong Il ist der Sohn des nordkoreanischen Führers Kim Il Sung und wird in aller Form als dessen Nachfolger propagiert (ein mehr als merkwürdiges Verfahren für ein angeblich ’sozialistisches‘ Land!). (…) Gemäß der Dschutsche-Ideologie stellt sich dies freilich völlig anders dar: Ist der Mensch schon von Natur aus ’Herr über alle Dinge‘ und ’entscheidet alles‘, so braucht man natürlich materiell nichts zu ändern, sondern muss sich dieses Zustands nur bewusst werden. Propagieren die herrschenden Kräfte eines angeblich sozialistischen Landes eine derartige Ideologie, so kann man schon allein hieraus den Schluss ziehen, dass sie nicht die Beseitigung der Klassenunterschiede anstreben, sondern ganz im Gegenteil das Ziel verfolgen, die Macht und die Privilegien der von ihnen repräsentierten Schicht in alle Ewigkeit zu behaupten und auszubauen. Die Dschutsche-Ideologie entspricht einer solchen Zielsetzung voll und ganz: Die hierarchische Spitze ’entscheidet alles‘ und dünkt sich daher als ’Herr über alle Dinge‘. Denjenigen, über die ’entschieden wird‘, soll durch die Propaganda der ’allmächtigen‘ Staatspartei eingehämmert werden, es sei bereits alles zum Besten bestellt, ’der Mensch‘ sei ja von Natur aus ’Herr über alle Dinge‘. Die Dschutsche-Ideologie sagt den entmündigten Massen natürlich auch, wie sie sich dieses Zustands bewusst werden können: ’Die Volksmassen brauchen eine kluge Führung, um ihrer Stellung und Rolle als Subjekt der Geschichte gerecht zu werden. … In der revolutionären, kommunistischen Bewegung geht es also um die Lenkung der Volksmassen durch die Partei und den Führer.‘ (…) Die Umstände und darunter auch die unumschränkte absolutistische Herrschaft des ’Erziehers‘, des ’Führers‘, sollen um jeden Preis Verteidigt werden. Dies ist ein wesentlicher Kernpunkt der revisionistischen Ideologie (…) Die Führer der Partei der Arbeit Koreas geben Nordkorea als sozialistisch aus, und sie stellen sich als Marxisten-Leninisten hin. Dafür muss man sie angreifen und als Scharlatane entlarven. Und man muss auch diejenigen angreifen, die diesen Betrug unterstützen. Die unklare Haltung, die manche kommunistische Parteien zum Charakter des nordkoreanischen Regimes einnehmen, ist Ausdruck der revisionistischen Gefahr, die die marxistisch-leninistische Weltbewegung bedroht.“

Die trotzkistische Sozialistische Alternative bezeichnete in einem Artikel, der im Februar 2003 in ihrer Parteizeitung „Solidarität“ veröffentlicht wurde, Nordkorea als „diktatorisches Regime“ und „repressiven stalinistischen Staat“ und fügte hinzu: „Die Kims predigen die selbstgestrickte sogenannte ’Juche‘-Ideologie, eine widerwärtige Mischung aus Stalinismus und Konfuzianismus, die vor allem nationale Unabhängigkeit und Autarkie, einen eigenen Weg zum Sozialismus und die stalinistische Etappentheorie propagiert und dies mit konfuzianischen Elementen von Respekt und Gehorsam gegenüber dem Führer als nationaler Vaterfigur verbindet.“

Die Tageszeitung „junge Welt“ („Wir sind eine multiplurale linke Zeitung“, so Ressortleiter Peter Wolter) nannte Nordkorea schon 1997 „eine sozialistische Monarchie“. Ihr Kommentator Werner Pirker titulierte die Juche-Ideologie als „bizarr“, die typisch nordkoreanische Rhetorik als „etwas überdreht, wenn nicht wahnwitzig“ und charakterisierte den Sozialismus koreanischer Prägung wie folgt: „Das in der KDVR entwickelte Sozialismusmodell ist als misslungen zu bezeichnen; der im Lande herrschende Führerkult wirkt abstoßend. Wie aber kann sich das Land aus den Zwängen seiner deformierten Kommandowirtschaft befreien, ohne sein Recht auf einen eigenen Entwicklungsweg preiszugeben? Nicht der koreanische ’Sozialismus‘ verdient Bewunderung, sondern der unbedingte Wille zur nationalen Selbstbestimmung.“ Am 7. November 2012 legte die jW noch eins drauf, indem sie ein ausführliches Interview mit dem Macher des antikoreanischen Hetzfilms „Camp 14“ in ihrem Feuilleton placierte.
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Frage - von Weiterdenker - 03.02.2013, 20:19
RE: Frage - von ml91 - 03.02.2013, 20:27
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RE: @Leser - von Leser - 04.02.2013, 11:19
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Die deutsche Linke und ihr Verhältnis zu Nordkorea: Ergänzung - von rroft - 04.02.2013, 12:00
RE: Frage - von Leser - 04.02.2013, 14:12
RE: Frage - von Rolle - 04.02.2013, 14:52
RE: Frage - von Leser - 04.02.2013, 16:17
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RE: Frage - von K70-Ingo - 07.02.2013, 18:39
RE: Frage - von rroft - 07.02.2013, 21:20
RE: Frage - von K70-Ingo - 04.02.2013, 17:47
RE: Frage - von Eugen613 - 07.02.2013, 20:05
RE: Frage - von Gorbatz - 08.02.2013, 13:00
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RE: Frage - von umergel - 09.02.2013, 17:32
RE: Frage - von Leser - 09.02.2013, 19:47
RE: Frage - von K70-Ingo - 09.02.2013, 20:03
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