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Buch chinesischer Journalisten "Kim Jong-Il und Nordkorea"
#5
Im folgenden habe ich ein Kapital aus dem Buch übersetzt, das interessante Einblicke in Leben und Wohnen in Pyongyang gibt.
Klar ist, es handelt sich um die besten Wohnungen in Pyongyang, vergleichbar mit denen, die Kim Jong En vor kurzem besucht hat (siehe http://www.nordkorea-info.de/forum/thread-1251.html )



Ein Besuch bei Einwohnern Pyongyangs

Im September 2009 wurde der neue Wohnbezirk in der Mansudae Straße fertiggestellt und ist seither eine neue Sehenswürdigkeit Pyongyangs. Dieses Wohngebiet liegt in der Innenstadt Pyongyangs, im Westen grenzt es an den gemächlich dahinfließenden Potong (Fluß) und das Potong-Tor mit seiner tausend jährigen Geschichte, im Osten grenzt es an die Mansudae Zeremoniehalle, hier werden wichtige staatliche Veranstaltungen durchgeführt. Im Süden liegen die Bürogebäude der Partei der Arbeit, bis zum Kulturpalast des Volkes, zur Pyongyanger Sporthalle und zur Eissporthalle ist es jeweils nur ein Katzensprung. Egal, aus welcher Blickrichtung man es betrachtet, diese Gegend ist die „goldene Meile“ Pyongyangs.

Eines Tages im Frühling besuchte der Autor zusammen mit einem koreanischen Kollegen eine Familie in diesem Wohngebiet und berichtete vom alltäglichen Leben Pyongyanger Einwohner.
Der koreanische Kollege führte den Autor zu einem 18 stöckigen Gebäude, wir stiegen die Treppe hinauf und klopften an die Tür der Wohnung No. 1 im zweiten Stock. Der Gastgeber Piao Changyi (69 Jahre alt) und die Gastgeberin Hong Jishun [beides chinesische Schreibweise] (66 Jahre alt) waren im voraus von unserem Besuch informiert, an der Wohnungstür hießen sie uns herzlich willkommen, als erstes ließen sie uns ihre neue Wohnung besichtigen.
Dieses Apartment hat zwei Wohn- und drei Schlafräume, in dem ca 20 m2 großen Wohnzimmer steht ein riesiger Sessel und ein einfaches 3-Personen-Sofa. Außerdem befinden sich in dem Zimmer ein 20 Zoll Fernseher und ein Elektroklavier. Der Autor bemerkte, daß der Fernseher von der chinesischen Marke „Kanka“ ist. An der einen Wand des Wohnzimmers hängt ein Bild, das von den Koreanern „die drei Paektu-Generäle“ genannt wird, der ewige Präsident Kim Il Sung, der oberste Führer Kim Jong Il sowie die Heldin des anti-japanischen Krieges und Mutter von Jong Il, Kim Jong Suk. An der gegenüberliegenden Wand hängen Gruppenbilder aus den 70er und 80er Jahren, auf denen der Gastgeber und die Gastgeberin zusammen mit Kim Il Sung und Kim Jong Il abgebildet sind. In der Ecke stecken in zwei großen Glasvasen ein Strauß Seidenblumen, diese Dekoration läßt den Raum sehr lebendig wirken.
An einer Wand hängt ein Rollbild mit chinesischen Schriftzeichen „In einer harmonischen Familie wird alles gut“, das den Blick eines Chinesen anzieht. Piao Changyi sagt, „In einer harmonischen Familie wird alles gut“ hat Präsident Kim Il Sung in seinen Memoiren gesagt. Nur wenn die Familie harmonisch ist, können alle Angelegenheiten reibungslos vorangehen. Der Autor erwiderte, in China gibt es auch so eine Redensart, „In einer harmonischen Familie gedeiht alles“, das hat praktisch die gleiche Bedeutung.

Die drei Schlafzimmer sind in einer Reihe angeordnet, alle ca 12-13 m2 groß. In einem wohnt das alte Ehepaar, in dem zweiten ihr ältester Sohn und die Schwiegertochter, das dritte in der Mitte ist das Himmelsreich des kleinen 7-jährigen Enkelsohns. Die Möbel in den 3 Schlafzimmern sind unterschiedlich, in dem des Sohns und der Schwiegertochter bedindet sich außer einem eingebauten Kleiderschrank noch ein Desktop PC, in dem Zimmer des Enkels steht ein Schreibtisch. Anders als man es sich vorstellt, befindet sich in jedem Schlafzimmer ein Doppelbett mit einer Decke mit Seidenbezug darauf. Obwohl mit einer Fußbodenheizung beheizt wird, schlafen die Städter in Korea nicht mehr wie früher auf einem Kang. (Anmerkung Blauer Apfel: Kang ist ein beheizbares Bett, meist mit dem Herd im Haus kombiniert, traditionelle Schlafstelle in Korea und Nordchina).
Küche und Eßzimmer sind miteinander verbunden, sauber und aufgeräumt. In der Einbauküche steht ein elektrischer Reiskocher, ein elektromagnetischer Herd, ein Gasherd und ein Feuertopf-Kocher. In einem Topf befinden sich bereits gesäuberte Bohnensprossen, wahrscheinlich das Mittagessen der beiden Senioren. In der Toilette befindet sich ein weißgekacheltes Waschbecken und eine Sitztoilette, im Badezimmer ein elektrischer Warmwasserboiler. Der Gastgeber sagt, mit einem Warmwasserboiler kann man sich zu beliebiger Zeit mit Warmwasser waschen, das war früher unvorstellbar.
Das Interessanteste ist der „Kimchi - Lagerraum“, den jede Familie hat. Dieser Lagerraum ist in einer Ecke des Balkons eingebaut, es passen vier, fünf große Fässer Kimchi hinein. Das Essen der Koreaner geht nicht ohne Kimchi, in Korea wird Kimchi als „so wichtig wie eine halbe Jahresration Getreide“ bezeichnet. Früher wurde Kimchi in Keller gelagert, aber jetzt in Hochhäusern ist es unmöglich jeder Familie einen Keller bereitzustellen, daher wird auf dem Balkon ein spezieller „Kimchi - Lagerraum“ eingebaut. Piao Changyi sagt, sie als 5-köpfige Familie haben 2009 ca. 300 kg Kimchi gemacht.
Piao Changyi erzählt dem Autor, ursprünglich wohnten sie in der Mansudae Straße, jetzt sind sie in die neue Wohnung „zurückgekehrt“. Die alten Wohnungen stammten aus den 60er Jahren, 5 bis 6 stöckige Gebäude, die schon sehr alt waren und abgenutzt aussahen. 2008 beschloß die koreanische Regierung diese alten Gebäude abzureißen und auf dem ursprünglichen Gelände ein neues Wohnviertel zu errichten. Nach einem Jahr harter Arbeit wurde das Viertel im September 2009 fertiggestellt. Das neue Viertel besteht aus 6 bis 18-geschossigen Häusern, insgesamt 800 Wohnungen, 200 mehr als ursprünglich. Jede Wohnung hat mindestens 100 m2, die Grünanlagen des Viertels machen mehr als 50% der Fläche aus, außerdem gibt es Läden, Wäscherei, Kindergarten, Apotheke etc. Nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen waren, kehrten die alten Bewohner alle zurück. Die übrigen neuen Wohnungen gingen an Mitarbeiter, die mit dem Bau zu tun hatten, an ausgezeichnete Arbeiter, an Sportler und andere Pjongyanger.
Piao Changyi sagt, mit dem Einzug in die neue Wohnung hat sich die Lebensqualität deutlich verbessert. Die Basisfläche der neuen Wohnung beträgt 138 m2 (Blauer Apfel: in Korea (und China) wird die Fläche von Wohnungen in „Basisfläche“ (wörtlich „Konstruktionsfläche“) angegeben. Darin ist die Fläche von Gemeinschaftsflächen wie Korridoren und Fahrstühlen enthalten. Die reale Wohnfläche macht ca. 80% der Basisfläche aus.), fast doppelt so groß wie ihre bisherige 70m2 2-Zimmer-Wohnung. Herr Piao erklärte, in Korea werden alle Wohnungen vom Staat errichtet und kostenlos verteilt, der Staat erhebt nur eine Benutzungsgebühr sowie Strom- und Wassergebühren. Er sagt, die Benutzungsgebühr sowie Strom- und Wassergebühren kosten im Monat ungefähr 300 Won (zu der Zeit war der offizielle Wechselkurs US$ zu Won 100 : 1), die monatliche Rente der beiden Senioren beträgt zusammen 4100 Won, die Gehälter des Schwiegersohns, der Dozent an der Pyongyanger Freizeituniversität ist, sowie der Schwiegertochter, die im Wirtschaftsministerium arbeitet, betragen zusammen 5000 Won, so daß die Kosten für die Wohnung keine große Belastung darstellen.
Daß sie zu Lebzeiten in solch einer Wohnung leben können, darüber sind Piao Changyi und seine Frau ausgesprochen glücklich. Er sagt, diese Wohnung ist wie eine Suite in einem Luxus-Hotel, als wir eingezogen sind, konnten wir kaum glauben, daß es Wirklichkeit ist, es kam uns wie ein Traum vor. Er sagt wieder und wieder, das ist eine Wohltat des Großen Generals (Kim Jong Il). „Wir wollen noch aktiver leben. Auch wenn wir in Rente gegangen sind, wollen wir mehr für den Staat tun, um uns für diese Wohltat erkenntlich zu zeigen“ betont er wieder und wieder.

Nachdem die Mansudae Straße fertiggestellt war, besichtige Kim Jong Il im Oktober 2009 das neue Wohnviertel. Er sagte lobend, dies verkörpert den von der Arbeitspartei angestrebten höchsten Standard von modernem Wohnen. Dieses Viertel soll als Modell für 100 000 Wohnungen dienen, die in Zukunft in Pyongyang errichtet werden sollen. Zur Zeit geht der Bau dieser Wohnungen stürmisch voran. Die koreanische Regierung sagt, bis 2012 soll dieses gigantische Bauprojekt abgeschlossen sein.
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RE: Buch chinesischer Journalisten "Kim Jong-Il und Nordkorea" - von Blauer Apfel - 06.10.2012, 14:13

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