10.10.2012, 10:51
(06.10.2012, 14:07)Leser schrieb: Interessant ist die Aussage des schwedischen Managers. Natürlich fällt es diesen nordkoreanischen Delegierten schwer, ein anderes System zu verstehen als das ihre. Insofern wird funktionierende Marktwirtschaft nicht von oben, also von den regierungsnahen Kreisen, kommen, deren Mitglieder die Delegation stellten. Das sind Apparatschiks des Systems, die letztlich gar nichts bewegen.
Die Marktwirtschaft entwickelt sich, wie immer und überall, aus der Tat- und Triebkraft der "normalen" Menschen, quasi dem "Streben nach Glück". Der Staat hat dabei keine Funktion, er muss nur den Rahmen stecken, in Nordkorea also die staatliche Gängelung und den eigenen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen und den Markt zurückfahren.
Nur so klappt das, regulieren kann man das später, wenn das Pflänzchen gewachsen ist. Siehe China.
Schon richtig, Marktwirtschaft entsteht sozusagen von allein, wenn man die Menschen nicht daran hindert. In Nordkoreas ländlichen Regionen wird auf Märkten ja auch schon mit Lebensmitteln gehandelt, das ist zwar nicht erlaubt, wird aber geduldet.
China ist als Beispiel eher ungeeignet, da kam Marktwirtschaft durchaus "von oben".
Man kann in Nordkorea auch nicht diese scharfe Trennung zwischen Apparatschiks und Volk vornehmen, aufgrund der Verquickung von Staat und Wirtschaft sind viele der Gesandten nicht nur Beamte, sondern gleichzeitig Unternehmer (im Auftrag des Staats natürlich).
Man kann in diesen Besuch schon vieles hineininterpretieren, was vollkommen aus der Luft gegriffen wäre, aber es zeigt sich ganz deutlich, dass Schweden den Chinesen den Markt/Rohstofflieferanten/Produzenten Nordkorea nicht allein überlassen will. Für die nordkoreanische Führung ist es sicher naheliegender, für einen Wandel Starthilfe von China in Anspruch zu nehmen, weil es dort gelungen ist, die Macht der KP zu erhalten, trotz Einführung der Marktwirtschaft. In Schweden dagegen gab es diesen Wandel nicht, und es handelt sich um eine Demokratie, d.i. es gibt keine klaren Machtverhältnisse.
Aufgrund der angenommenen Einladung nach Schweden ist die Frage angebracht, ob es von chinesischer Seite überhaupt brauchbare Angebote für "Starthilfe" gibt. Haben die Chinesen ein Interesse daran? Ein marktwirtschaftliches Nordkorea könnte auch geringere Abhängigkeit von China bedeuten, könnte im Endeffekt nur ein weiterer Konkurrent für China sein.
Die schon genannten enger werdenden schwedisch-nordkoreanischen Beziehungen sind mir neu, das einzige, was ich dort bislang beobachtet habe, ist der Schwede mit dem riesigen Schweden-Plastikbeutel bei der Handelsmesse in Rason, den die Fotografen von KCNA immer wieder ins Bild gerückt haben.