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Städtepartnerschaften mit Nordkorea
#22
(22.06.2012, 14:00)PyongyangTimesLeser schrieb: @ Martin - das würde mich interessieren, worum es da bei dem Konflikt zw. Honecker und Modrow ging - ich kenn das Buch nicht (...) Kannst du mal kurz zusammenfassen, worums da ging - würde mich - und andere sicher auch - sehr interessieren ...
Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das mit Honeckers Unmut zur Einladung Modrows nach Nordkorea las. Im von mir benannten Buch Modrows "In historischer Mission" liest sich das Thema folgendermaßen:
Zitat:Kim Il Sung, besuchte 1984 die Sowjetunion, Polen, die DDR, CSSR, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien. Er reiste mit der Bahn. Die offizielle Begründung für die seine ungewöhnliche Art des Reisens lautete, die Ärzte hätten ihm das Flugzeug untersagt. Weniger offiziell hieß es, er benötigte eben ständig den gesamten Hofstaat um sich. Und hinter vorgehaltener Hand hieß es noch: Wenn er alle Mächtigen mit auf Reisen nimmt, findet im Lande auch kein Umsturz statt. Da die Reise mit dem Zug sehr lange dauerte und auch ein wenig beschwerlich war, wurde von koreanischer Seite eine Pause in der DDR gewünscht. Der Zug sollte anschließend über Bad Schandau in die CSSR weiterfahren. Aus diesem Grunde bot sich das Regierungsgästehaus in Gohrisch, nahe der Grenze, für die Reiseunterbrechung an. Drei Tage Ruhe waren geplant mit einem Tagesausflug auf dem gründlich geputzten Elbdampfer "Dresden" durch die Sächsische Schweiz. von dieser Tour mit dem Raddampfer war Kim Il Sung besonders begeistert. In dieser Stimmung lud er mich spontan ein, ich solle nach Korea kommen und dort das Diamantgebirge (Kumgangsan -M- ) besuchen, welches ähnliche Schönheiten aufweise, wie die Elblandschaft bei Dresden.
Die Fahrt mit der "Dresden" hatte noch eine weitere Nachwirkung. Auf Anregung des Präsidenten wurden Bauunterlagen des Schiffes übergeben. In der KVDR wurden dann wirklich gleiche Raddampfer gebaut und sogar für den Export angeboten, wich ich später Werbeinformationen entnahm. Ehrenbegleiter der Delegation war in der DDR der Volkskammerpräsident Horst Sindermann, mir fiel gemäß dem in der DDR geltenden Protokolll die Rolle des Gastgebers in der Region zu. Kim Il Sungs Einladung an mich bekam so einen gewissen Stellenwert. Bald nach seiner Heimkehr wurde sie noch einmal offiziell ausgesprochen, und nach einigem Drängen der koreanischen Seite ein Jahr später auch realisiert. Der zuständige Sektorleiter im ZK der SED, Jürgen von Zwoll und der Leiter des VEG Obstbau des Bezirkes begleiteten mich.
Wir wanderten durchs Diamantgebirge, flogen mit einer Sondermaschine nach Hamhung, einer Stadt, über die die DDR die Patenschaft übernommen hatte und besichtigten einen im Bau befindlichen Staudamm in der Nähe der Hauptstadt.
Der übliche Stadtrundgang, Besuche in Betrieben und Landwirtschaftsunternehmen gehörten ebenfalls zum Besuchsprogramm. Wir begegneten vielen Menschen, die fleißig arbeiteten, viel improvisierten und uns gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen waren.
Eine Person aber begegnete uns immer und überall: Sie war in Bronze gegossen und in Stein gehauen.
Politischer Höhepunkt war das Treffen mit der lebendigen Vorlage dieser Denkmale. Kim Il Sung empfing uns in einem der vielen Gästehäuser des Landes. Im Gespräch äußerte er Vorstellungen über die Vereinigung beider Teile Koreas, worauf ich überhaupt nicht eingestellt war. Er sprach sehr offen über diese Möglichkeit, auch über die Hindernisse. Nach dem Krieg 1950-53 sei die Situation einige Jahre für den Norden günstig gewesen. Die Sowjetunion habe sehr viel geholfen; China und die Staaten Osteuropas unterstützten das Aufbauwerk ebenfalls. Die wirtschaftliche
Entwicklung sei unter diesen Umständen gut verlaufen. Diese Situation habe sich inzwischen verschlechtert. Auswege könne nur die Vereinigung sein, aber niemals durch Krieg. Sie müßte per Vertrag zwischen zwei souveränen Staaten eingeleitet werden. Ich habe das lange zurückliegende Gespräch wegen dieses Themas in Erinnerung behalten und auch wegen des Realitätssinnes, den Kim Il Sung dabei offenbarte.
   
Rechts Kim Il Sung, mitte Hans Modrow...wer ist die Person links?
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RE: Städtepartnerschaften mit Nordkorea - von Martin - 22.06.2012, 20:54

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