Zu Hans Haubenschild habe ich im Archiv der Tageszeitung »junge Welt« ein Interview mit ihm aus dem Jahre 2002 gefunden:
Deutsch-koreanische Gesellschaft gegründet: Bald Camping am Lagerfeuer in Nordkorea?
jW sprach mit Hans Haubenschild, Gründer der Gesellschaft BRD-KDVR (Koreanische Demokratische Volksrepublik). In der DDR betreute er seit den 50er Jahren koreanische Waisenkinder und Schüler
Interview: Anton Pam
F: Laut Berichten von internationalen Hilfsorganisationen herrschen in der KDVR Hunger und Arbeitslosigkeit. Ein Drittel der Bevölkerung wird vom UN-Welternährungsprogramm versorgt. Welchen Eindruck haben Sie bei Ihren Besuchen im April und September gewonnen?
A: Man darf nicht vergessen, daß Nordkorea seit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten 1989 isoliert ist. Die USA haben ihren Würgegriff verstärkt. Nach Naturkatastrophen leidet das Land in den letzten drei Jahren nicht nur an den Auswirkungen schlechter Ernten, sondern auch an einem Energiemangel, der sich negativ auf die Industrie auswirkt. Ich war in den letzten Jahren sechs Mal im Land und habe keinen verhungerten Koreaner gesehen. Einen Mangel an Lebensmitteln gibt es sicherlich.
F: Was unternimmt die nordkoreanische Regierung gegen den Hunger?
A: Seit den Reformen im Juli hat sie die Festpreise für Lebensmittel freigegeben und das Kartensystem abgeschafft. Die Bauern bekommen durch die neuen Maßnahmen jetzt mehr für ihren Reis, und die Löhne der Arbeiter wurden erhöht. Auf Märkten können die Bauern ihre Waren jetzt selbst verkaufen. Insgesamt sollen die Weltmarktpreise eine größere Rolle spielen.
F: Was nutzen höhere Löhne, wenn es selbst an Grundnahrungsmitteln mangelt?
A: Ich habe den Eindruck, daß sich das Warenangebot in den Geschäften seit Dezember letzten Jahres erheblich verbessert hat. Die Regierung hofft, durch die bessere Entlohnung einen größeren Arbeitsanreiz zu schaffen. Wer mehr produziert, bekommt auch mehr. Die Menschen können trotz höherer Preise jetzt uneingeschränkt einkaufen, weil sie nicht mehr an die staatliche Zuteilung gebunden sind.
F: Die Staatsdoktrin Dschutsche beinhaltet im wesentlichen die Selbstversorgung und Autarkie Nordkoreas. Ist diese Theorie nicht bankrott, wenn man die eigenen Menschen nicht ohne ausländische Hilfe ernähren kann?
A: Bei meinen Verhandlungen mit Ministerien und Industriekombinaten habe ich den Eindruck gewonnen, daß es ein großes Interesse an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Deutschland gibt.
F: Trotz der Ernährungskrise lautet die »Revolutionsstrategie« von Kim Jong Il immer noch »Die Armee zuerst«.
A: Die Armee genießt in Nordkorea Vorrang vor allem anderen. Das Land ist von Feinden umgeben und Südkorea noch immer von den USA besetzt. Die Armee engagiert sich auch im Straßenbau und in der Produktion.
F: Warum haben Sie in diesem Jahr den Verein BRD–KDVR gegründet?
A: Wir möchten uns auf touristischem und sportlichem Gebiet betätigen sowie Wirtschaftshilfe organisieren. Touristengruppen können dem Land Devisen bringen. Wir wollen außerdem Campingmöglichkeiten für junge Leute durchsetzen und Radtouren ermöglichen. Es könnten Gespräche in Dörfern am Lagerfeuer stattfinden. (jW, 26.9.2002)
Deutsch-koreanische Gesellschaft gegründet: Bald Camping am Lagerfeuer in Nordkorea?
jW sprach mit Hans Haubenschild, Gründer der Gesellschaft BRD-KDVR (Koreanische Demokratische Volksrepublik). In der DDR betreute er seit den 50er Jahren koreanische Waisenkinder und Schüler
Interview: Anton Pam
F: Laut Berichten von internationalen Hilfsorganisationen herrschen in der KDVR Hunger und Arbeitslosigkeit. Ein Drittel der Bevölkerung wird vom UN-Welternährungsprogramm versorgt. Welchen Eindruck haben Sie bei Ihren Besuchen im April und September gewonnen?
A: Man darf nicht vergessen, daß Nordkorea seit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten 1989 isoliert ist. Die USA haben ihren Würgegriff verstärkt. Nach Naturkatastrophen leidet das Land in den letzten drei Jahren nicht nur an den Auswirkungen schlechter Ernten, sondern auch an einem Energiemangel, der sich negativ auf die Industrie auswirkt. Ich war in den letzten Jahren sechs Mal im Land und habe keinen verhungerten Koreaner gesehen. Einen Mangel an Lebensmitteln gibt es sicherlich.
F: Was unternimmt die nordkoreanische Regierung gegen den Hunger?
A: Seit den Reformen im Juli hat sie die Festpreise für Lebensmittel freigegeben und das Kartensystem abgeschafft. Die Bauern bekommen durch die neuen Maßnahmen jetzt mehr für ihren Reis, und die Löhne der Arbeiter wurden erhöht. Auf Märkten können die Bauern ihre Waren jetzt selbst verkaufen. Insgesamt sollen die Weltmarktpreise eine größere Rolle spielen.
F: Was nutzen höhere Löhne, wenn es selbst an Grundnahrungsmitteln mangelt?
A: Ich habe den Eindruck, daß sich das Warenangebot in den Geschäften seit Dezember letzten Jahres erheblich verbessert hat. Die Regierung hofft, durch die bessere Entlohnung einen größeren Arbeitsanreiz zu schaffen. Wer mehr produziert, bekommt auch mehr. Die Menschen können trotz höherer Preise jetzt uneingeschränkt einkaufen, weil sie nicht mehr an die staatliche Zuteilung gebunden sind.
F: Die Staatsdoktrin Dschutsche beinhaltet im wesentlichen die Selbstversorgung und Autarkie Nordkoreas. Ist diese Theorie nicht bankrott, wenn man die eigenen Menschen nicht ohne ausländische Hilfe ernähren kann?
A: Bei meinen Verhandlungen mit Ministerien und Industriekombinaten habe ich den Eindruck gewonnen, daß es ein großes Interesse an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Deutschland gibt.
F: Trotz der Ernährungskrise lautet die »Revolutionsstrategie« von Kim Jong Il immer noch »Die Armee zuerst«.
A: Die Armee genießt in Nordkorea Vorrang vor allem anderen. Das Land ist von Feinden umgeben und Südkorea noch immer von den USA besetzt. Die Armee engagiert sich auch im Straßenbau und in der Produktion.
F: Warum haben Sie in diesem Jahr den Verein BRD–KDVR gegründet?
A: Wir möchten uns auf touristischem und sportlichem Gebiet betätigen sowie Wirtschaftshilfe organisieren. Touristengruppen können dem Land Devisen bringen. Wir wollen außerdem Campingmöglichkeiten für junge Leute durchsetzen und Radtouren ermöglichen. Es könnten Gespräche in Dörfern am Lagerfeuer stattfinden. (jW, 26.9.2002)