14.02.2013, 20:15
Ich glaube nicht, das Nordkorea erneut Aktionen gegen Südkorea wagen wird. Die erzeugte Spannung dient dazu, der neuen Regierung in Seoul ein Stück ihrer Handlungsfähigkeit zu nehmen und das Thema "Gesamtkorea" an die erste Stelle zu setzen. Saenuri wurde nicht erneut gewählt, um seine harte Nordpolitik fortzusetzen, ganz im Gegenteil, Park hatte eine Aussöhnung mit dem Norden in ihrem Wahlkampf zu einem bedeutenden Thema gemacht, und bei einem derart knappen Ergebnis war dies vielleicht das Zünglein an der Waage. Mit einem Angriff auf den Süden würde Nordkorea dazu beitragen, dass sich auch eine harte Nordpolitik wie unter Lee verkaufen lassen wird und das Volk eine sanftere Linie, die es am Wahltag noch wollte, für nicht mehr angebracht hält. Es liegt nicht im Interesse der DVRK, Park auf diese Weise mehr Handlungsfreiheit zu verschaffen. Der bis dato erzeugte Druck reicht aus. Die offiziellen Verlautbarungen aus Pjöngjang richteten sich primär an die USA, welche jedoch keine Handhabe besitzen und deshalb ebenfalls auf die neue Führung im Süden angewiesen sein werden. Ein militärischer Angriff auf die DVRK bietet viel zu viele Unbekannte, auch die Kosten-Nutzen-Rechnung fällt hier in jedem Fall negativ aus. Damit ist nicht zu rechnen. Eine Verschärfung der Sanktionen wird es wohl geben, wird aber keinen Effekt haben. Das Umgehen von Sanktionen ist heutzutage ja nachgerade ein Kavaliersdelikt, auch z.B. der Iran wäre dazu bereit, wenn für ihn ein entsprechender Nutzen herausspringt. Auch die in unseren Medien vielfach geäußerte Hoffnung VR China ist meiner Ansicht nur begrenzt dazu fähig, einen Effekt zu erzielen. Zwar hat China Nordkorea öffentlich schon fast fallengelassen, auch hat China alle Resolutionen mitgetragen (obwohl sie ohne China im UNSC vermutlich härter ausgefallen wären), dennoch hat China keine Gründe, sich mit Nordkorea unnötig anzulegen. Die Hoffnung heißt Park Geun Hye, nur der Süden kann deeskalierend wirken. Die Wiederaufnahme der Gespräche mit dem Norden gehörte zu ihren Wahlversprechen, sie war bereits zu Besuch bei Kim Jong Il, und die öffentliche Stimmung in Südkorea wird sich bis zu ihrem Amtsantritt wieder beruhigt haben. Auch ist Südkorea aufgrund seiner zuletzt verbesserten wirtschaftlichen Beziheungen zu Russland un.U. auf Nordkorea angewiesen, da es das Transitland ist, hier soll z. B. Eisenbahn gebaut werden. Wenn Nordkorea den Status Quo so belässt und nicht durch weitere, vergleichbare Aktionen die Lage noch undurchsichtiger macht, könnte die DVRK tatsächlich stark in Gespräche gehen.