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Unterschriftenaktion: "Trostfrauen" ("Comfort Women")
#3
Japanischer Politiker nennt Versklavung Zehntausender zur Prostitution im Zweiten Weltkrieg »notwendig«. Überlebende protestieren in Seoul. Regierungen Chinas und Nordkoreas empört
Immer wieder sorgt der Umgang japanischer Politiker mit der Kriegsvergangenheit des Landes für scharfe Kritik und Spannungen mit früheren Opferstaaten. Jetzt kippt ein japanischer Bürgermeister Öl ins Feuer: Die Versklavung von Frauen in der Kaiserarmee sei »notwendig« gewesen, sagte am Montag der nationalistische Bürgermeister der Millionenstadt Osaka, Toru Hashimoto. Die in Japan euphemistisch »Trostfrauen« genannten Zwangsprostituierten aus Korea, China und anderen Ländern hätten der Wahrung der Disziplin im Militär gedient. »Wenn man Soldaten, die unter Bedingungen, bei denen Kugeln herumfliegen wie Regen und Wind, ihr Leben riskierten, ausruhen lassen wollte, war ein System der Trostfrauen notwendig. Das ist jedem klar«, sagte der im Volk beliebte Hashimoto demzufolge gegenüber Reportern in Osaka. Außerdem gebe es keine klaren Beweise, daß Japans Militär die Frauen gezwungen habe, sich zu prostituieren. Sollte es doch so sein, sei dies eben die »Tragödie des Krieges«, meinte er.
Immer wieder sorgen die Geschichtsklitterung japanischer Politiker und die mangelhafte Aufarbeitung der eigenen Kriegsvergangenheit für schwere Spannungen zwischen Japan und seinen früheren Kriegsgegnern in Asien. Die Äußerungen des Juristen Hashimoto erfolgen zu einer Zeit, da in China, Südkorea und anderen Ländern befürchtet wird, daß die seit Dezember amtierende Regierung des rechtskonservativen Premiers Shinzo Abe Entschuldigungen früherer Regierungen für die Kriegsvergangenheit revidieren könnte. Vor seinem Amtsantritt hatte Abe genau dies angedeutet.
Schon 2007 hatte Abe für internationalen Aufschrei gesorgt, als er es ablehnte, die von den japanischen Streitkräften erzwungene Sexarbeit anzuerkennen und sich dafür zu entschuldigen. Historiker schätzen, daß 200000 bis 300000 Frauen vor allem von der koreanischen Halbinsel sowie aus China in die Soldatenbordelle der japanischen Kaiserarmee verschleppt wurden – und daß nur etwa 30 Prozent von ihnen das Martyrium täglicher Massenvergewaltigungen überlebten.
China übte scharfe Kritik an den Äußerungen Hashimotos, der zusammen mit dem nationalistischen Exgouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, eine konservative Partei anführt. Die Zwangsprostitution sei ein schweres Verbrechen gewesen, erklärte das Außenministerium in Peking. Ein namentlich nicht genannter Regierungsvertreter Südkoreas sagte der Nachrichtenagentur Yonhap, es sei enttäuschend, wenn ein japanischer Offizieller Kommentare abgebe, »die Verbrechen gegen die Menschlichkeit unterstützen« und damit »mangelnde historische Kenntnisse und fehlende Achtung vor Frauenrechten« zeige. In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul protestierten am Mittwoch überlebende Trostfrauen und ihre Unterstützerinnen gegen die Äußerungen Ha­shimotos. Die Hochbetagten demonstrieren seit vielen Jahren immer wieder für Entschädigungszahlungen durch den japanischen Staat, bislang vergeblich.
Regierungsvertreter in Tokio bemühten sich unterdessen um Entspannung. Man habe nicht vor, frühere offizielle Entschuldigungen zurückzunehmen, hieß es. Von Hashimotos Äußerungen distanzierten sich Vertreter des Kabinetts. Das »Trostfrauen«-System sei ein »schwerer Mißbrauch« der Menschenrechte gewesen, sagte Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Außenminister Fumio Kishida sagte Reportern in Tokio, er hoffe, daß Hashimotos »persönliche Kommentare« keine negativen Auswirkungen auf das Verhältnis zu Südkorea hätten. Abe selbst lehnte es ab, die Äußerungen zu bewerten. Er habe aber »tiefes Mitgefühl für Trostfrauen, die unbeschreibliche, schmerzhafte Erinnerungen« hätten, sagte er laut Medien vor einem Parlamentsausschuß. Am selben Tag jedoch ließ sich Abe mit den Worten zitieren, der Yasukuni-Schrein für Japans Kriegstote, in dem auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden, sei nur ein »ruhiger Gedenkplatz«. Erst im April hatten 168 japanische Parlamentarier den Schrein aufgesucht. Südkoreas Außenminister sagte daraufhin eine angekündigte Visite ab, China monierte den Vorgang ebenfalls.
Auch in Japan selbst sorgen solches Verhalten und Äußerungen wie die Hashimotos für Empörung. Akiko Yamashita von Amnesty International Japan bezeichnete dessen Worte als »Folter« für die noch lebenden früheren Sexsklavinnen. (dpa/jW)
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Frauen als Spielzeug („junge Welt“ vom 17. Mai 2013) - von rroft - 17.05.2013, 18:45

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