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Mehr Sammler als Jäger
#1
Folgendes Zitat stammt aus dem Thread NGOs in der DVRK

(03.07.2011, 00:46)Kuwolsan schrieb: Zahlreiche nachdenklich machende Fotos aus Pyongyang, Anju und Haeju von dieser Reise gibt es hier:
(einfach die kleinen Fotos in der unteren Reihe anklicken)
http://www.voanews.com/korean/news/photo...54389.html

In dieser Fotoreihe ist auch dieses Bild dabei.
Wie sich die Bilder doch gleichen. Auch ich habe viele Leute in Nordkorea gesehen, die, wie die Frau auf dem Foto, in städtischen Grünanlagen, an Feld und Waldrändern usw. Pflanzen sammelten. Fragte man die Reiseleiter/Guides danach, antworteten sie: Jetzt im Mai sei die richtige Zeit, um junge Pflanzen und Sprosse zur Essenzubereitung, zum Verzehr oder auch zum Trocknen/Konservieren zu sammeln.
Das schien mir einleuchtend, da es auch bei uns von Wildkräuterliebhabern gemacht wird. Weiterhin gab es auch in Plastetüten eingeschweißte getrocknete Blätter und Sprosse zu kaufen. Ich meinte daraufhin, dass es auch bei uns in Deutschland viele Leute Pilze sammeln, zubereiten und essen.
Dies sei in Nordkorea nicht so, man sammle höchstens Pilze, eher um sie zu verkaufen, als zu essen. Folgerichtig gibt es auch in Folie eingeschweißte getrocknete Pilze zu kaufen. Da ich mir diese angesehen habe, kann ich sagen, dass es sich hierbei ausnahmslos um ungenießbare, weil holzige harte Baumpilze handelte (z.B. Glänzender
Lackporling - Ganoderma lucidum oder auch der Schiefe Schillerporling - Inonotus obliquus (Chaga, Fungus betulinus...) ), die man zu vorbeugenden, medizinischen Zwecken oder gegen alle möglichen Krankheiten Krebs incl. in Wasser auskochen und den Extrakt trinken soll. Die traditionelle chinesische/asiatische Medizin lässt grüßen.... Essbare Pilze (getrocknet) habe ich aber keine zu kaufen gesehen.

In einem Vorzeigewohnhaus der Kooperative Chonsam sahen wir, dass dort im Schlafraum männliche Kiefernblüten zum Trocknen ausgelegt waren, auch zu vorbeugend medizinischen Zwecken verwendbar, wie man uns sagte. Vor dem Haus war ein akkurat mit Gemüse bepflanzter Vorgarten. Sonstige Gärten, wo man für den Eigenbedarf Obst und Gemüse zieht, habe ich insbesondere in den Städten nicht gesehen.

Nun werden Fotos mit Pflanzen sammelnden Nordkoreanern immer wieder von gewissen Journalisten als Beleg dafür angesehen, dass die Nordkoreaner in Grünanlagen vor Hunger sogar Gras sammeln und essen.
Kann man das Sammeln von Wildkräutern, Sprossen und Wurzeln als Beleg von Lebensmittelknappheit sehen?...vielleicht zu einem gewissen Grade, denn man sieht auffallend viele Kräutersammler. Möglicherweise wird auch Tierfutter gewonnen....
An sehr vielen Stellen in und an Flüssen und anderen Gewässern kann man Angler uns sonstige Leute beobachten, die irgendwas im Wasser machen/suchen/sammeln......
Weiterhin sieht man, dass die gepflanzten Baumstreifen an den Autobahnen und auch sonstige Wälder immer wieder Baumstümpfe aufweisen, wo also sichtlich Bäume zur Holzgewinnung geplündert wurden, was auch - wenn auch selten - zu beobachten war. Knappheit von Brennmaterial? Die vielfach im Einsatz befindlichen Holzvergaser sprechen auch ihre Sprache.....
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#2
(05.07.2011, 07:15)Martin schrieb: Folgendes Zitat stammt aus dem Thread NGOs in der DVRK

Wie sich die Bilder doch gleichen. Auch ich habe viele Leute in Nordkorea gesehen, die, wie die Frau auf dem Foto, in städtischen Grünanlagen, an Feld und Waldrändern usw. Pflanzen sammelten. Fragte man die Reiseleiter/Guides danach, antworteten sie: Jetzt im Mai sei die richtige Zeit, um junge Pflanzen und Sprosse zur Essenzubereitung, zum Verzehr oder auch zum Trocknen/Konservieren zu sammeln.
Das schien mir einleuchtend, da es auch bei uns von Wildkräuterliebhabern gemacht wird. Weiterhin gab es auch in Plastetüten eingeschweißte getrocknete Blätter und Sprosse zu kaufen. Ich meinte daraufhin, dass es auch bei uns in Deutschland viele Leute Pilze sammeln, zubereiten und essen.
Die traditionelle chinesische/asiatische Medizin lässt grüßen.... Essbare Pilze (getrocknet) habe ich aber keine zu kaufen gesehen.

In einem Vorzeigewohnhaus der Kooperative Chonsam sahen wir, dass dort im Schlafraum männliche Kiefernblüten zum Trocknen ausgelegt waren, auch zu vorbeugend medizinischen Zwecken verwendbar, wie man uns sagte. Vor dem Haus war ein akkurat mit Gemüse bepflanzter Vorgarten. Sonstige Gärten, wo man für den Eigenbedarf Obst und Gemüse zieht, habe ich insbesondere in den Städten nicht gesehen.

Nun werden Fotos mit Pflanzen sammelnden Nordkoreanern immer wieder von gewissen Journalisten als Beleg dafür angesehen, dass die Nordkoreaner in Grünanlagen vor Hunger sogar Gras sammeln und essen.
Kann man das Sammeln von Wildkräutern, Sprossen und Wurzeln als Beleg von Lebensmittelknappheit sehen?...

Weiterhin sieht man, dass die gepflanzten Baumstreifen an den Autobahnen und auch sonstige Wälder immer wieder Baumstümpfe aufweisen, wo also sichtlich Bäume zur Holzgewinnung geplündert wurden, was auch - wenn auch selten - zu beobachten war. Knappheit von Brennmaterial? Die vielfach im Einsatz befindlichen Holzvergaser sprechen auch ihre Sprache.....

@Martin: Genau das ist wieder ein gutes Beipiel für die oft falsche (gewollte oder ungewollte) Auslegung von asiatischen Lebensgewohnheiten und Traditionen in den ausländischen Medien.

Das Sammeln von Kräutern und Wurzeln ist eine (u.a in der Literatur oft beschriebene) urkoreanische Tradition, die gerade noch von älteren Leuten und besonders auf dem Land praktiziert wird. Während des "Schweren Marsches" wurde nur vermehrt auf die Essbarkeit von Kräutern zurückgegriffen und diese in verschiedenen Gerichten verwendet und verarbeitet.

Das Fällen von Bäumen und Strauchwerk, gerade in den Wintermonaten ist auch eine gängige Praxis, die in vielen Ländern und Gegenden betrieben wird, bevor modernere Heizsysteme erhältlich waren. Und die einfach eine billigere Alternative zur Kohle etc darstellen. In China, Rumänien und der Ukraine sah ich diese Praxis ebenso oft während der Wintermonate.

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