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Plakat-Aufschriften - Druckversion

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RE: Plakat-Aufschriften - Rolle - 25.06.2012

Die Sprache in Nord und Süd hat sich auseinanderentwickelt, sowohl im Vokabular als zum Teil auch in der Grammatik. Zumal der Norden die altchinesischen Zeichen " Hanmun " aus dem Schriftbild verbannt hat.

Sie verstehen einander, aber mein Koreanisch wurde in Seoul sofort als " nordkoreanisch " identifiziert Wink


RE: Plakat-Aufschriften - Martin - 25.06.2012

(24.06.2012, 22:24)Kuwolsan schrieb: Auf dem Hausdach steht: 일심단결 (il shim dan kyol)
Diesen Slogan kann man in Nordkorea oft sehen.
Die Nordkoreaner übersetzen das ins Englische mit: "Single-minded unity",

Das kann man wohl mit "Zielstrebige Einheit" übersetzen, bedarf aber der zitierten Erklärung....

(24.06.2012, 22:24)Kuwolsan schrieb: Die Eingravierung auf dem Felsen liest sich:
(Zuerst die rechte kleinere Schrift von oben nach unten):

경애하는 수령 = der geliebte Fuehrer

(dann die linke größere Schrift von oben nach unten):

김일성 동지 만세 (das "세" ist verdeckt)
= Genosse Kim Il Sung lebe hoch (wörtlich: lebe 10.000 Jahre)
Dass da noch eine Silbe verdeckt war, ist mir gar nicht aufgefallen, sieht man aber, wenn man es weiß und genau schaut...
Nun denn, die Inschrift hat wohl im Fels eher das Potenzial von 10000 Jahren... Big Grin
An ausgesprochen vielen Stellen kann man dort solche in den Fels gehauene Inschriften sehen, seltener auch alte in chinesischen Schriftzeichen. Sowas hat wohl eine gewisse Tradition...

Vielen Dank @Kuwolsan


RE: Plakat-Aufschriften - Rolle - 25.06.2012

(25.06.2012, 09:41)Martin schrieb: [quote='Kuwolsan' pid='10864' dateline='1340573079']
Auf dem Hausdach steht: 일심단결 (il shim dan kyol)
Diesen Slogan kann man in Nordkorea oft sehen.
Die Nordkoreaner übersetzen das ins Englische mit: "Single-minded unity",

Das kann man wohl mit "Zielstrebige Einheit" übersetzen, bedarf aber der zitierten Erklärung....

[quote='Kuwolsan' pid='10864' dateline='1340573079']

Diese 4 silbrigen Wörter sind Hanmun, kommen aus dem Chinesischen.
Il Sim Tankjol : Ein Herz Geschlossenheit


RE: Plakat-Aufschriften - Kuwolsan - 25.06.2012

(25.06.2012, 01:48)Blauer Apfel schrieb: Mich würde interessieren, wie es dazu kam, daß Nordkorea und Südkorea völlig unterschiedliche Namen für das gleiche Land verwenden. Auch wenn im Süden viele gegen eine (sofortige) Wiedervereinigung sind, daß Korea ein Land war/ist, dürfte doch auch im Süden unbestritten sein.

Kleine Bemerkung am Rande:
Nordkorea heißt auf chinesisch 朝鲜 Chaoxian = Choson
Bis Anfang der 90er Jahre hieß Südkorea 南朝鲜 Nan Chaoxian = Nam Choson.
Als China und Südkorea diplomatische Beziehungen aufnahmen wurde aus Nan Chaoxian plötzlich 韩国 Hanguo = Hanguk

Korea selber hieß bis zum Jahr 1897 "Königreich Choson".
Dann, nach dem auf koreanischen Territorium ausgetragenen chinesisch-japanischen Krieg (1894/95) um die Vorherrschaft in Korea, machte der russische Botschafter Karl Weber dem koreanischen König den Vorschlag, sich selbst zum Kaiser zu ernennen, um sich auf gleiche (Würden-)stufe wie Japan und China zu stellen.
Gesagt, getan: der koreanische König krönte sich rasch selbst zum Kaiser und nannte sein Land in "Tae-Han-Che-Guk" um (also: großes Kaiserreich des Han-Volkes)
von 1910 bis 1945 war Korea eine japanische Kolonie.
von 1945 bis 1948 war Korea im Süden von den Amerikanern, in Norden von der Sowjetunion besetzt.
1948 wurden beide Länder völkerrechtlich souverän.
Zuerst der Süden am 15. August: der neue Staat knüpfte an den früheren Landesnamen vor der Kolonialisierung an und nannte sich "Tae-Han-Min-Guk" (= große Republik des Han-Volkes)
Der Norden folgte ein paar Wochen später nach, es blieb nur mehr der vorletzte Name Koreas zur Zeit des Königreiches über und nannte sich " Choson ..."

Warum "Han" ?

Alte chinesische Quellen berichten, dass vor rund 2000 Jahren die sogenannten Han-Stämme (Pyon-Han, Ma-Han und Chin-Han) den größten Teil der koreanischen Halbinsel bevölkerten, die dann die Staaten Shilla, Paekche und Kaya bildeten). Shilla unterwarf im 9.Jhdt. die anderen Staaten auf der koreanischen Halbinsel und formte den ersten Gesamtstaat in Korea. ...

... so ungefähr, zu detailliert wollen wir's gar nicht wissen ...

nach dem 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten entstanden waren, hielt China bis in die 90er Jahre an der Ein-Staaten-Theorie Koreas fest (und anerkannte nur Nordkorea) , bis dann 1992 die Volksrepublik offizielle diplomatischen Beziehungen mit Südkorea aufnahm und den (seit 1948 existierten) Staat im Süden der kor. Halbinsel auch anerkannte. Ab da an wird Südkorea in der Volksrepublik nun auch "Han-Guk" genannt.


RE: Plakat-Aufschriften - Blauer Apfel - 25.06.2012

(25.06.2012, 07:39)Rolle schrieb: Die Sprache in Nord und Süd hat sich auseinanderentwickelt, sowohl im Vokabular als zum Teil auch in der Grammatik. Zumal der Norden die altchinesischen Zeichen " Hanmun " aus dem Schriftbild verbannt hat.

Sie verstehen einander, aber mein Koreanisch wurde in Seoul sofort als " nordkoreanisch " identifiziert Wink

rein mal aus Neugierde, wie hast du es geschaft "Nord-" Koreanisch zu lernen?


RE: Plakat-Aufschriften - Rolle - 26.06.2012

(25.06.2012, 13:44)Blauer Apfel schrieb:
(25.06.2012, 07:39)Rolle schrieb: Die Sprache in Nord und Süd hat sich auseinanderentwickelt, sowohl im Vokabular als zum Teil auch in der Grammatik. Zumal der Norden die altchinesischen Zeichen " Hanmun " aus dem Schriftbild verbannt hat.

Sie verstehen einander, aber mein Koreanisch wurde in Seoul sofort als " nordkoreanisch " identifiziert Wink

rein mal aus Neugierde, wie hast du es geschaft "Nord-" Koreanisch zu lernen?

Ich bin Koreanist, habe 2 Jahre Teilstudium an der Kim-Il-Sung-Universität, unter Studenten auch liebevoll " Kim Dä " genannt, absolviert. Da ging es fast ausschliesslich um Sprache. Habe früher auch viel gedolmetscht. Wink


RE: Plakat-Aufschriften - dprk - 14.08.2012

Kim Jong Il schreibt in seinem Werk "Über die Literatur unserer Prägung":

In der Welt gibt es fast kein Land, in das keine Fremdwörter einsickern. Insbesondere jene Länder, die Kolonien der Imperialisten waren, und kleine Länder, die zwischen großen liegen, werden von Fremdsprachen mehr als andere infiltriert. Diese Länder können, ohne die Überreste von fremden Sprachen und Schriften zu beseitigen, die Reinheit ihrer Nationalsprache nicht wahren.

In unserem Land wird derzeit energisch daran gearbeitet, unsere eigene Sprache aktiv zu fördern und zugleich die früher in unsere Sprache eingedrungenen Fremd- und sinokoreanischen Wörter zu bereinigen. Das ist ein wichtiger Weg zur Bewahrung der nationalen Spezifika unserer Sprache wie auch zur Verhütung der Entfremdung der Sprache zwischen Nord und Süd. Zurzeit wird in Südkorea die Nationalsprache vernichtet, obendrein mussten unsere Landsleute lange in Nord und Süd geteilt leben und konnten daher keinen sprachlichen Austausch haben. Deshalb besteht die Gefahr, dass die Gemeinsamkeit unserer Sprache zu verschwinden droht. Wenn angesichts dieser Lage der Norden und der Süden Koreas ihrerseits das Sprachleben des Volkes dem Selbstlauf überlassen, könnte sogar die Einheitlichkeit der Sprache, eins der Kriterien der Nation, früher oder später verloren gehen. Obwohl ein sprachlicher Austausch ausbleibt, kann man die genannte Gefahr verhüten, wenn der Norden und der Süden unsere Sprache nach einheitlichen Maßstäben und Prinzipien entwickeln. Der Norden und der Süden sollten einhellig unsere ererbte koreanische Sprache zum Maßstab nehmen und unsere Sprache nach dem Prinzip entwickeln, die Hauptregeln der Sprache aufzustellen und die Fremd- und sinokoreanischen Wörter zu bereinigen und sie durch unsere eigenen Wörter zu ersetzen. So werden wir eine Entfremdung der Sprache verhindern und die Reinheit unserer Sprache verteidigen können. Früher hatte unser ererbtes Koreanisch im nördlichen Teil der Republik wie auch in Südkorea breite Anwendung gefunden, aber seit der Spaltung des Landesterritoriums durch die US-Imperialisten hat sich die Situation verändert. In Südkorea verliert heute unsere Sprache allmählich an Reinheit und verwandelt sich in eine Mischsprache. Auch die Seouler Sprache, die bis zur Befreiung des Landes als die "Standardsprache“ gegolten hatte, ist nun zu einer Mischung aus Englisch, Japanisch und Sinokoreanisch entartet. Ihre Redeweise und ihr Akzent veränderten sich und widersprechen nun dem traditionellen Schönheitsgefühl unserer Nation. Dank der richtigen Sprachpolitik unserer Partei lebt nur im nördlichen Landesteil noch das seit alters her gebrauchte reine Koreanisch; dieses hat sich gemäß den Erfordernissen der Zeit entwickelt. Pyongyang, die Hauptstadt der Revolution, ist das Zentrum der Kultursprache, die die nationalen Merkmale unserer Sprache in Wort und Schrift in aller Reinheit bewahrt und entwickelt hat. Wenn man die neu entwickelte Pyongyanger Sprache von heute zum Maßstab nimmt, ist es möglich, die Reinheit und Eigenständigkeit unserer Sprache beizubehalten und diese in gesunder Weise weiterzuentwickeln. In der Pyongyanger Kultursprache sind die hervorragenden Sprachelemente unserer Nationalsprache zusammengefasst, die durch die gemeinsamen Bemühungen des ganzen Volkes des nördlichen Landesteils geschaffen und gepflegt wurden; sie hat auch den Seouler Dialekt und andere gute Elemente unserer Nationalsprache, die überall in Südkorea traditionell gebraucht wurden, in sich aufgenommen und weiterentwickelt.

Es ist kein Zufall, dass alle Süd- und Auslandskoreaner, die Pyongyang besuchen, nicht mit Lob bezüglich der Vortrefflichkeit der Pyongyanger Kultursprache sparen. Die Schriftsteller müssen die Richtigkeit der Sprachpolitik unserer Partei gründlicher als jedermann sonst erkennen und die Kultursprache Pyongyangs aktiv verwenden.



RE: Plakat-Aufschriften - NichtHurz - 14.08.2012

Das Problem mit der verwässernden Sprache. An sich kennt man das aus der ganzen Welt, doch es wundert mich einen nordkoreanischen Text zu lesen. Natürlich gibt es durcch Schule und vereinzelte äußere Einflüsse auch hier eine geringe Wandlung der Sprache, was ja ganz natürlich ist. Was mich wundert ist, dass es in Nordkorea ein derart popuäres Thema ist/war, dass Kim Jong Il einen Text dazu verfasst. Es wird natürlich auch viel über Südkorea gesprochen, doch wie kommt es das es ein solches (anscheinendes) Interesse an der Thematik gibt?


RE: Plakat-Aufschriften - Juche - 15.08.2012

Nun, ich denke, es geht primär um die drohende sprachliche Entfremdung zwischen Nord-und Süd.
Und sekundär geht es wohl, gemäß des Nationalismus, um die Reinhaltung der Sprache.


RE: Plakat-Aufschriften - Schwabe - 15.08.2012

ich bin nun kein Koreanist, sondern nur allgemein ein Asien-Interessierter. Aber ich würde mal sagen:
Bei allem Verständnis für die Angst vor einer Überfremdung der Sprache, halte ich die Aussagen Kim Il Sungs aus linguistischer Sicht für Humbug.

Sicherlich strömen in Südkorea relativ viele englische Wörter in die Sprache ein. Ob sie dadurch zu einer "Mischsprache" wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Man muss auch fragen: Was für eine "Mischsprache" denn? Wenn, dann wohl ein Gemisch aus dem Koreanisch vor 1945 (oder gar vor 1910) und Englisch.
Nur: Vor 1910 war "Koreanisch" keineswegs eine "reine" Sprache. Sie war stark mit chinesischen Lehnwörtern durchsetzt und wurde ja auch großenteils mit Hilfe chinesischer Schriftzeichen geschrieben (wie heute noch Japanisch). Nun sagte Kim Il Sung, er wolle auch die sino-koreanischen Wörter eliminieren. Die Frage ist: Was bleibt dann noch übrig?