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Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - Druckversion

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Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - Kuwolsan - 30.01.2011

Vorgestern hatte ich beruflich in Dresden zu tun.

Schon vor der Reise dorthin las ich im Internet, dass es auf dem "Heidefriedhof" auch einige Gräber von in Dresden verstorbener Nordkoreaner geben soll.
Nachdem die Arbeit um 16Uhr beendet war, begab ich mich per Straßenbahn und dann zu Fuß zum Heidefriedhof (der im Norden Dresdens in Richtung Moritzburg liegt).
Als ich beim Haupttor ankam, war der Friedhof eigentlich schon geschlossen (im Winter nur bis 16Uhr geöffnet), aber das Tor war noch offen, also ging ich gleich hinein. Kurz nach dem Tor war rechterhand ein Lageplan, dort fand ich auch das Gräberfeld "22" eingezeichnet, wo sich die Gräber der Nordkoreaner befinden sollen.
Nach einem kurzen Fußmarsch kam ich an besagtem Ort an. Dort befanden sich etliche Grabsteine mit kyrillischer Aufschrift, dann die Gräber der Griechen, ein Grabstein wohl eines Vietnamesen (Nguyen), dann entdeckte ich die Grabsteine der Nordkoreaner.
Fünf junge Nordkoreaner liegen also hier begraben. Vier junge Burschen und ein Mädchen. Sie kamen als Kriegsweisen oder zur Schul- bzw. Studienausbildung nach dem Koreakrieg nach Ostdeutschland.
Das Mädchen war 15 Jahre alt, als es 1955 hier verstarb.

Generell muss ich sagen, dass die nordkoreanischen Grabsteine im Vergleich zu den umliegenden der Russen, Griechen, Italiener, ... den erbärmlichsten Eindruck machten.
Die Grabsteine der Nordkoreaner waren schon stark bemoost oder veralgt, die Schriftzüge der Namen sowie der Geburts- und Sterbedaten war schon schwer oder unleserlich!

Kümmert sich denn niemand um diese wenigen Grabsteine?
Ein Aufruf an die Botschaft der DVRK in Berlin: Ehret Eure Verstorbenen (auch in Deutschland)!

Weiss jemand von Euch, ob es außer den nordkoreanischen Gräbern auf dem Dresdner Heidefriedhof auch sonst noch Gräber hier in Deutschland verstorbener nordkoreanischer Schüler und Studenten gibt ?

Einige (ältere) Fotos zu den nordkoreanischen Grabsteinen am Dresdener Heidefriedhof fand ich nach meiner Heimreise hier:

http://www.sozialistische-gedenkstaetten.de/sa/Dresden/Heidefriedhof/heidefriedhof.shtml














RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - henryk87 - 30.01.2011

interessant, hab selber eine zeitlang in dd gewohnt und gar nicht gewußt, daß es in dd begrabene bürger der dvr korea gibt.
wo hast du die info hergehabt, daß in dd welche auf dem friedhof liegen?


RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - sepp811 - 30.01.2011

@Kuwolsan: Danke erstmal für den Hinweis. Da es sich bei den Nordkoreanern in Deutschland um recht junge Leute handelte ist es schon eine recht interessante Info, dass es solche Gräber überhaupt gibt. Dass sich wohl niemand darum kümmert auch, in N-Korea werden die Gräber von Ausländern wie Chinesen und Russen wohl gepflegt und selbst die Amerikaner hatten in den letzten Jahren die Möglichkeit gehabt Überreste aus dem Krieg zu bergen und auszufliegen.
Die deutsch-koreanische Vergangenheit scheint noch sehr unentdeckt. Ich habe in Hamhung kein Wort über die bedeutende deutsche Arbeit gehört, die heutigen Koreaner scheinen darüber gar nichts zu wissen, die Geschichte der Frau Renate Hong, diese verwahrlosten Gräber. Schade, ist doch unsere Geschichte so ähnlich. Das sollte man wohl noch besser machen können.


RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - klaus - 31.01.2011

Ich finde das Thema sehr interessant.

(30.01.2011, 07:26)Kuwolsan schrieb: Das Mädchen war 15 Jahre alt, als es 1955 hier verstarb.

Gibt es Vermutungen, weshalb sie so jung gestorben ist? "Normal" ist ein so junger Tod ja nicht. So weit ich mir erlesen konnte, wurden Studenten aus der KDVR ja recht gut "ueberwacht", seitens der Botschaft, und auch haeufiger dorthinzitiert, zwecks ideologischer Schulungen. Andererseits, mit 15 Jahren war sie wohl noch keine Studentin. Und Kriegswaisen? Wurden Kinder, die ihre Eltern im Koreakrieg verloren haben, in die DDR geschickt? Hoere ich jetzt zum ersten Mal. Das war aber auch nicht "normal", oder?


RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - Martin - 21.02.2011

Angeregt durch diesen Beitrag habe ich mich, da ich Dresdner bin, gemeinsam mit meiner Frau auf den Weg gemacht, um den Heidefriedhof in Dresden aufzusuchen und auch die fünf Gräber der Koreaner anzuschauen. Zum ersten Male waren wir auf diesem Friedhof und ist er in vielerlei Hinsicht sehenswert. Ein paar Fotos habe ich auch gemacht, diese ähneln sich aber natülich denen bei http://www.sozialistische-gedenkstaetten.de/sa/Dresden/Heidefriedhof/heidefriedhof.shtml (Foto kann man hier wohl lediglich verlinken, nicht hochladen?)
Keine Ahnung,, wie man mehr zu den fünf Koreanern herausbekommen könnte. Im Netz habe ich jedenfalls nichts weiter darüber gefunden.
Bei Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Heidefriedhof_%28Dresden%29 )
steht lediglich:
Zitat:Hier befinden sich auch Grabsteine für Koreaner, die während und im Ergebnis des Koreakrieges Unterkunft und Asyl in Dresden fanden. Diese Gruppe von Koreanern kehrte auf Anweisung von Kim Il Sung nach Hause zurück, die Verstorbenen verblieben hier.

Dass es 4 Jungen und ein Mädchen sein sollen, kann ich nur mutmaßen. Auch sind die Inschriften zum Teil schon etwas verwittert, so dass man die Lebensdaten der Fünf zum Teil nicht sicher entziffern kann.
Zunächst einmal aber ein Danke an Kuwolsan für diesen Tipp.


RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - Kuwolsan - 21.02.2011

Ich habe ein Buch des Dresdener Schriftstellers und aufrechten Kommunisten Max Zimmering. Er verstarb 1973 und sein Grab befindet sich auch auf dem Dredener Heidefriedhof.
Nach seinem (Nord-)Korea-Besuch kurz nach dem Koreakrieg schrieb er ein Buch mit dem Titel: "Land der Morgenfrische" (also über Korea).

Neben einer interessanten Dartsellung Nordkoreas (wie es kurz nach dem Koreakrieg aussah) und vielen Fotos schrieb Zimmering in diesem Buch ein eigenes Kapitel mit der Überschrift "Korea an der Elbe"!

Demnach kamen ab 1953 drei verschiedenene Gruppen von Auszubildenden aus Nordkorea nach Ostdeutschland:

1. die Schulkinder in Dresden (etwa 12 bis 18 Jahre?, manchmal von Simmering als Kriegswaisen bezeichnet), 600 an der Zahl!, sie wohnten im Maxim Gorki-Heim hinter dem Bahnhof Neustadt (in Richtung Moritzburg); übrigens kamen schon ab 1955 auch 200 junge Vietnamesen in dieses Heim;
2. die Facharbeiter-Auszubildenden (über 18 Jahre), lernten und lebten in verschiedenen ostdeutschen Städten (je nach Branche), so zB. eine Gruppe von 25 Nordkoreanern in Jena, die dort beim Carl Zeiss-Werk ausgebildet wurden
3. Akademische Studenten, die an Universitäten div. Ingenieurstudien absolvierten.

Zimmering zeigt viele Fotos dieser jungen Nordkoreaner in seinem Buch, unter anderem auch mit Grotewohl, Pieck und nordkoreanischen Führungspersönlichkeiten der damialigen Zeit (zB Hong).

Die nordkoreanischen Schüler und Studenten wurden angeblich bevorzugt behandelt, sodass diese sich ihres Status bewußt wurden, und dann bei Einladungen zu Sommerlagern Forderungen bzgl. der Qualität der Unterkünfte stellten (!), was damals zumindest bei den beteiligten deutschen Organisatoren ein Stirnrunzeln auslöste.


RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - Martin - 21.02.2011

Danke an Kuwolsan für die Informationen. Max Zimmerings Grabstein haben wir auch gesehen/gefunden
@dprk Wenn ich die Funktion Bild einfügen anklicke, wird mir ein Fenster angeboten, in das ich einen Bilderlink einfügen kann. Danach wird der Link im
BB-Code geschrieben. Geht also nicht so richtig mit Bildern hochladen....
oder mach ich was falsch?

Hier aber ein verlinktes Foto von einem der Grabsteine: .......................... und hier ein Grabstein, bei dem die Lebensdaten verwittert sind:

[Bild: kghfhd.jpg] [Bild: kghfhd2.jpg]






RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - dprk - 21.02.2011

Zu diesem Thema enthält das Buch "Der Koreakrieg. Wahrnehmung - Wirkung - Erinnerung" weitere Informationen.

[Bild: DerKoreakriegBoehlau.jpg]







RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - Kuwolsan - 22.02.2011

Um das Leben der nordkoreanischen Kinder in Dresden (ab 1953) etwas veranschaulichen zu können, habe ich ein paar Bilder aus Max Zimmerings Buch "Land der Morgenfrische" gescannt:

Das erste Foto zeigt den jungen Architekten Hans Grotewohl, Sohn vob Staatspräsidenten Otto Grotewohl, in der nach dem Koreakrieg völlig zerstörten Stadt Hamhung beim Wiederaufbau der Stadt gemeinsam mit nordkoreanischen Proletariern:
(Zur detaillierten Beschreibung über den Aufbau Hamhungs mit ostdeutsche Hilfe empfehle ich das Buch von Rüdiger Frank: Die DDR und Nordkorea . der Wiederaufbau der Stadt Hamhung von 1954 - 1962)

[attachment=42]

Junge nordkoreanische Kinder auf einem "Willkommens-Marsch" durch Dresden:



Nordkoreanische Kinder besuchen W. Pieck in Berlin:

[attachment=43]

Otto Grotewohl besucht nordkoreanische Fachschüler! Welche Ehre!

[attachment=46]

Hoher Besuch aus Nordkorea in Dresden. der stellvertr. Ministerpräsident Nordkoreas (also der damalige Vize von Kim Il Sung) Hong Myong Hui besucht die nordkoreanischen Kinder in Dresden:

[attachment=44]

Großer logistischer Aufwand: das nordkoreanische Armee-Kulturensemble kam zu den nordkoreanischen Kindern nach Dresden!:

[attachment=45]

Nordkoreanische Kinder in Dresden feiern Weihnachten?!:












Irgendwie kriege ich das technisch noch nicht so ganz hin, dehalb noch ein Versuch:

Nordkoreanische Kinder feiern in Dresden Weihnachten:

[attachment=47]

Die heutige nordkoreanischen Jugend feiert am 24. Dezember wohl den Geburtstag von: ... (richtig,) KIM JONG SUK!

1954 war das wohl noch anders ...

Dazu gleich meine Frage:
Was feierte man am 24.12. in der DDR tatsächlich? Weihnachten? wie wurde dieser Festtag (wars ein solcher?) ideologisch begründet?
und den nordkoreanischen Kindern erklärt?








RE: Auf den Spuren der Nordkoreaner in Deutschland - dprk - 22.02.2011

Zur Feier von Weihnachten schreibt Herbert Gute in seinem 1959 in der DDR erschienenen Buch "Von Neujahr bis Silvester":

[Bild: SozWeihnachten1959.jpg]