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Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - Druckversion

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RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - sepp811 - 09.02.2011

War wirklich vorher klar, dass da gar nix rauskommen kann. Südkorea hat als Schlüssel für irgendwelche tatsächlichen Verhandlungen verlangt, dass Nordkorea die Verantwortung für den Granatbeschuss der südkoreanischen Insel übernimmt. Aus nordkoreanischer Sicht war das eine Verteidigungsreaktion auf die Verletzung der Hoheitsgewässer Nordkoreas wegen der umstrittenen Grenzlinie dort durch Südkorea. Somit hätte die Erfüllung der südkoreanischen Forderung indirekt die Anerkennung der Northern Limit Line und die Aufgabe der damit verbundenen Gebietsansprüche bedeutet. Wenn eine Seite ein so weitreichendes Ergebnis schon vorher diktiert, ist es wirklich sinnlos zu verhandeln. Das war auf jeden Fall störrisch, aber von Südkorea.


RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - Der_Bär - 10.02.2011

Hallo Sepp. vielleicht kannst Du mir erklären um was für einen Streit es sich bei den umstrittenen Gebiete wirklich handelt.
Geht es um die Seegrenze?? Oder geht es um eine Insel??
Ich kenne das Problem nicht genau! Übrigens fände ich es korrekt, wenn Nord Korea diese Verantwortung übernehmen würde. Diese Begründung das es deshalb eine Verteidigung war bezeugt doch dann das der Norden in seinen Grenzen verletzt wurde!
Weißt Du in Deutschland gibt es auch noch eine ungeklärte Seegrenze. Die ist zwischen Dänemark und Deutschland nur das wir deswegen nicht schießen.
Nun ja vielleicht gibt es ja wirklich eine Koreanische Störrischkeit die wir nicht verstehen! Aber ich hoffe wenigstens im Wirtschaftlichen Bereich wird sich etwas in Bewegung setzen!

Also lasst den Kopf nicht hängen der Frühling hat ja noch nicht einmal begonnen!

Der Bär




RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - sepp811 - 10.02.2011

Diese Seegrenze ist nicht Bestandteil des Waffenstillstandsabkommen sondern wurde von der UN einseitig bestimmt und vom Norden nie anerkannt. Im Waffenstillstand wurde nur das Land zugeordnet. Nordkorea akzeptiert die Zugehörigkeit der Inseln zu Südkorea, aber beansprucht die Gewässer rundherum. Trotz dieser Streitigkeiten veranstaltet Südkorea öfter Manöver in diesen umstrittenen Gewässern obwohl um Südkorea rum genug anderer Platz wär, das wurde eben von Nordkorea mit dem Beschuss der hautsächlich militärisch genutzten südkoreanischen Insel beantwortet, weil die mündlichen Warnungen seit Jahren immer ignoriert wurden. Das ist eben die Streitfrage, Südkorea sieht es als seine Gewässer und sich daher im Recht dort herumzuschießen, Nordkorea sieht das als Angriff seines Hoheitsgebietes und antwortet entsprechend. Dass Nordkorea geschossen hat wird im Fall des Inselbeschusses ja nicht bestritten, aber Südkoreas Forderung geht wohl in Richtung eines Schuldeingeständnisses und das würde eben indirekt die Anerkennung dieser Linie bedeuten. Das kann nicht die Voraussetzung für Verhandlungen sein, sondern der Gegenstand von Verhandlungen würde ich meinen.
Der Wiki-Artikel hat schöne Karten dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Northern_Limit_Line
Der Vergleich hinkt etwas, ich gehe mal davon aus, dass die Dänen dann nicht genau in diesem Gebiet herumschießen, somit fühlen wir uns nicht angegriffen ;-)




RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - ml91 - 10.02.2011

Ein passender Artikel dazu:
http://kommunistische-initiative.de/solidaritaet/internationale-solidaritaet/730-neue-gefechte-in-korea-angriff-oder-verteidigung.html


RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - Der_Bär - 10.02.2011

Du Sepp jetzt mal ehrlich, wie ist eine solche Politik der Regierung Süd Korea zu deuten?
Ich führe hier mal ein erdachtes Beispiel an. Wenn mein Nachbar mich auffordert nicht immer vor seine Garageneinfahrt zu parken, dann denke ich doch mal darüber nach ob ich mein Auto dort noch parke. Ich meine wenn ich den Nachbar nicht mag und ihm unbedingt eine überziehen will dann parke ich mein Auto weiter dort und warte bis er mal ran geht und einen Kratzer ran macht.
Aber solches Verhalten ist doch bei Erwachsenen eher unüblich.
Im Kindergarten kennt man solche Streiterein, wie kommt es dann das auf Staatsebenen sich so verhalten wird?

Weißt Du ich hab gerade eben auf dem Link der KI kurz gelesen das es schon ein Angebot des Friedens seitens des Norden gab. Ist das so? Wenn ja dann weiß ich nicht welche Bedinungen es waren die angedacht wären seitens des Norden!
Ich meine bei solchen Streitigkeiten wie sie derzeit vorhanden sind wäre ein Friedensvertrag ja schon ein großer Wurf.

Der Bär




RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - sepp811 - 10.02.2011

Naja, Deutungen sind immer schwierig. Ich will auch Nordkorea nicht den Heiligenschein aufsetzen. Um dein Nachbarschaftsbeispiel aufzugreifen, der Nachbar muss dir ja nicht nen großen Kratzer als Antwort reinmachen, er könnte auch mal ein anderes Auto dahinterstellen, wär ne Antwort ohne Schaden. Vielleicht hätte es auch in Korea eine deutliche Antwort geben können ohne Schaden? Schwierig zu sagen.

Aber eins ist offensichtlich an der Sache seit Jahren, die derzeitige südkoreanische Regierung hat kein Interesse am Frieden sondern arbeitet aktiv dagegen und betreibt keine Politik für das Volk. Die beiden Vorgänger haben sich um eine Aussöhnung bemüht, insbesondere Kim Dae Jung ist in Nordkorea sehr beliebt. Im persönlichen Gespräch im Norden wird immer die Meinung vertreten, dass der jetzige Präsident Südkoreas hoffentlich bald verschwindet und wieder einer kommt wie Kim Dae Jung. Ich denke mir dazu immer: Im Norden hat sich die Führung nicht geändert, im Süden schon. Also an wen liegt es dass damals Unmögliches möglich wurde und jetzt werden normale Gespräche gleich wieder abgebrochen? Solange es keinen Wechsel im Süden gibt, wird sich die Situation nicht ändern und man kann nur hoffen, dass es nicht zu weiteren Konfrontationen kommt.

Die Vorschläge Kim Il Sungs zur Vereinigung gehen Jahrzehnte zurück, er wollte eine Konföderation Koryo. Soweit ich das verstanden hab, geht das in die Richtung "Ein Land, zwei Systeme". Ob das eine Dauerlösung sein kann, sei dahingestellt, aber welche Probleme eine schnelle Vereinigung macht sehen wir in Deutschland, von daher wär es zumindest eine zu diskutierende Übergangslösung gewesen.


RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - Der_Bär - 23.02.2011

Meine Frage wäre auch wie sich die beiden Koreanischen Staaten das selbst vorstellen. Du meinst es liegt derzeit vorwiegend am Süden.
Ich kann mir schon vorstellen das die Süd Koreanische Regierung derzeit etwas zurückhaltend ist. Ich habe auch in unseren Medien gehört das ab und an wieder Drohungen aus dem Norden ausgesprochen wurden.

Mich würde vor allem interessieren wie die Menschen in Korea sich ein Land vorstellen. Bei uns ist die DDR einfach verschwunden und wir wurden übernommen. Das dieses eine schlechte Lösung war sieht man. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Menschen im Osten verdienen für die selebe Arbeit immer noch weniger Geld!
Aber wie würden sich die Koreaner eine Wiedervereinigung vorstellen??
Gibt es darüber schon Umfragen oder hoffen die Menschen erst mal auf einen Friedensvertrag?
Wie ich schon in einem anderen Thema geschrieben habe kommt mir die Situation in Korea sehr Paradox vor! Einerseits Annäherung und andererseits immer noch Kriegszustand offiziell!

Der Bär


RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - Kuwolsan - 23.02.2011

Du würdest also gerne wissen, wie sich

1. die offiziellen politischen Führungen beider Koreas ein zukünftiges Korea vorstellen?

2. wie die Bevölkerung Nord- bzw. Südkoreas eine Wiedervereinigung sieht?

3. wäre es vielleicht wichtig zu verstehen, wie gesellschaftspolitische Entscheidungsbildungs- und Entscheidungsprozesse in Korea (Nord- und Süd) ablaufen...

---

wie ich die Situation sehe und interpretiere:

ad 1.
die nordkoreanische Führung wünscht und fordert kurzfristig eine Erfüllung der 6.15-Vereinbarung, mittelfristig eine Konföderation mit ein Land - 2 Systeme, die langfristigen Wünsche und Absichten nordkoreas zur Zukunft eines Koreas habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können.

die südkoreanische Führung wünscht sich kurz- und mittelfristig eine ruhige stabile Situation (ist Voraussetzung für eine gedeihende Wirtschaft) und langfristig wohl ein geeintes Korea in einem kapitalistsch, demokratischen Gesellschaftssystem (wie es derzeit in Südkorea existiert).

ad 2.
ich weiß nicht, wie die Bevölkerung Nordkoreas über eine Wiedervereinigung denkt.

die südkoreanische Bevölkerung steht einer Wiedervereinigung indifferent gegenüber, wichtiger Punkt für die Südkoreaner ist meist die momentane persönliche pekuniäre Situation.

ad 3.
die gesellschaftspolitischen Entscheidungsprozesse in Nord- und Südkorea (zB zwischen politischen Parteien, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Gebietskörperschaften, zwischen privaten Vetragspartnern) basieren nicht wie bei uns auf Kompromissentscheidungen, sondern auf patriarchalisch, hierarchischen Denkmustern.
Es kann nur einen Führer (Entscheidungsträger) geben, der seine untergebenen nach Belieben austauscht und sich von (politisch einflußlosen) Experten beraten läßt.
Beispiel: sowohl Rhee Syng-Man (im Süden) als auch Kim Il-Sung (im Norden) räumten alle potentiell gefährlichen Konkurrenten mit allen Mitteln aus dem Weg, bis nur mehr sie alleine an der Staatsspitze standen.
Der unentschieden Koreakrieg hatte damals sozusagen die endgültige Entscheidung vertagt.
Jede Form einer Vereinigung würde meines Erachtens sofort auf die Frage und Entscheidung der einizigen politischen Führung eines geeinten Koreas hinauslaufen.
(und über deren Ausgang sind beide Führungen unsicher, sodass für beide der status quo wohl vorteilhafter ist)





RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - sepp811 - 23.02.2011

Ich denke, dass sich die Koreaner die Zukunft zusammen nur schwer vorstellen können, weil sie die Gegenwart im anderen Teil schon nicht oder nur verzerrt kennen.

Persönlich hört man von den Nordkoreanern zum Thema Wiedervereinigung oft den Satz "Südkorea hat eine starke Wirtschaft, wir ein starkes Militär, zusammen wären wir ein starkes Land". Das könnte man als Antwort auf Punkt 2 von Kuwolsan sehen. Das finde ich interessant, weil man eigentlich als Außenstehender denkt, dass in einem vereinigten Korea letzteres gar nicht so wichtig wär. Aber in Nordkorea ist die Gesellschaft wohl so stark vom Militär geprägt, dass man sich das gar nicht als unwichtig vorstellen kann oder man denkt an andere Bedrohungen wie Japan oder so, keine Ahnung was genau dahintersteckt. Aber den Satz habe ich schon mehrmals gehört.

Dass Kuwolsan keine über den Vorschlag Kim Il Sungs von der Konföderation hinausgehende offizielle Vorschläge/Pläne in Erfahrung bringen konnte, wird daran liegen, dass es keine gibt. Fragen in dieser Richtung werden immer damit beantwortet. Nach unseren Denken kann sowas keine Dauerlösung sein, sondern ein (guter) Vorschlag für eine Zwischenlösung um eben nicht die deutschen Probleme zu kriegen. Aber in Nordkorea wird nicht so gedacht. Dort wird das immer als Lösung präsentiert, Punkt. Nun gut, es wäre ja schon viel geschafft, wenn das erreicht würde, dann kann man immer noch weiterdenken.




RE: Gespräche zwischen Nord und Süd Korea - Der_Bär - 23.02.2011

Hallo Ihr zwei, schön das wir an dieser Stelle weiter diskutieren können.
Ich finde den Satz gut, ( Süde Korea hat eine starke Wirtschaft und Nord Korea ein starkes Militär. ) Also ich könnte mir gut vorstellen das ein vereintes Korea eine Menge in der Welt mit zu reden hätte.
Wisst Ihr das es mich sehr wundert das sichdie beiden Koreanischen Staaten noch keine Gedanken gemacht haben!
Im Norden Planwirtschaft und im Süden Kapitalismus pur.
Daraus müsste sich eigentlich etwas gutes machen lassen. Wenn man betrachtet das der pure Kapitalismus immer mehr verliere produziert, und viele Menschen in eigentlich reichen Ländern verarmen sollte man doch über eine Mischform der Staaten nachdenken!
Man weiß ja nun auch das der pure Sozialismus auch nicht auf dauer funktioniert.
Aber das sich alles festzieht und man sich überhaupt nicht bewegt ist irgendwie vollkommen zurückgewandt.
Wenn man wie es im Kapitalismus und im Sozialismus so üblich ist das beste für sein Land will, und gerade in Korea scheint es auf beiden Seiten einen ausgeprägten Patriotismus zu geben, sollte man doch über alles nachdenken.
Kriegszustand hat man ja nun schon einige Zeit, aber will man das immer ??
Ich hoffe ja immer noch das beide Seiten daran arbeiten wenigstens formal Frieden zu schließen. Aber selbst dass scheint weit entfernt.



Der Bär