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Was fasziniert so an Nordkorea? - Druckversion

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RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - Leser - 22.03.2012

Natürlich ist Juche mit Songun vereinbar. Die Machthaber in Nordkorea werden ja nicht so blöd sein, 2 inkompatible Maximen zu entwickeln. Und wie soll sich im Prinzip wirtschaftliche Unabhängigkeit und militärische Stärke widersprechen?

Allerdings sind das beides Begriffe, die mit Leben gefüllt werden müssen. Juche klappt anscheinend nicht, denn NK kann sich nicht ohne fremde Hilfe ernähren und wärmen. Früher halfen Russland und China, heute nur noch China- und der Westen, wenn´s ganz schlecht läuft.

Songun klappt besser. Mordsarmee, die Imperialisten schaudern. Ohne funktionierende Juche allerdings zu Lasten der Bevölkerung.

Fazit: Songun mit Juche könnte funktionieren. Tut´s aber nicht.
Liegt es vielleicht daran, daß sich die Welt seit der Erfindung von Juche und Songun verändert hat und Nordkorea hat´s noch nicht gemerkt?


RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - teardown - 22.03.2012

(22.03.2012, 19:10)Kuwolsan schrieb: Aber ist es nicht die grandiose Idee Kim Il Sungs, die er "Juche" nannte, dass die DVRK alles alleine machen kann und niemand anderen braucht und gerade deshalb dort alles so gut läuft ?
Das Aussetzen der Hilfe aus dem Ostblock war doch theoretisch richtig im Sinne der Juche-Idee, was lief da schief?
Meine Meinung zu diesem Thema ist folgende:
1. Eine gesellschaftliche Veränderung geht nicht von heute auf morgen.
2. Der Sozialismus in der DVRK war 1990 noch nicht stark genug, um unabhängig vom Ostblock ohne Probleme weiter existieren zu können. Auch die Juche-Ideologie hat daran nichts geändert.
3. Jetzt, ca. 23 Jahre nach dem Sieg der Konterrevolution in den Ostblockstaaten, ist laut vieler Forumsteilnehmer die Talsohle in der DVRK durchschritten und das Land ist auf einem guten Weg den Sozialismus hin zum Kommunismus weiter voranzubringen. Wobei die Juche-Ideologie augenscheinlich eine große Rolle spielt.






RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - Kuwolsan - 23.03.2012

Dein 3. Satz birgt die interessante Frage in sich:

Sieht die DVRK selber (und nicht wir) das Juche-System (Theorie und abgeleitete Politik) als zeitlich begrenztes notwendiges Vehikel auf dem Weg zum Kommunismus (und warten deshalb alle Bewohner der DVRK freudig darauf, dass letzendlich das Führerprinzip und alle Kim Il-Sung-Statuen in Nordkorea sich in wohlgefallen auflösen werden, wenn dann der Kommunismus erreicht sein wird; diese Frage müßte man mal den Nordkoreanern stellen!) oder sahen Kim Il-Sung und Kim Jong-Il die Juche-Idee für Korea doch als etwas permanentes und ewiges, welches in ökonomischen Fragen - zB Vergesellschaftung der Produktionsmittel - Gemeinsamkeiten mit dem ML aufweist, fehlende Gemeinsamkeiten aber bzgl. des theoretischen Ansatzes hat, Kim Il Sung deshalb meinte, dass, damit die Masse der Proletarier (in Korea) ihren Willen kund tun können, diese (die Masse der Proletarier) sich aber jetzt und in Zukunft dispers verhält, jetzt und in aller Zukunft einen Führer wünscht/braucht, der alleine die Nation richtig führen kann?

Die Kernfrage also: Sieht die DVRK selber die Juche-Idee bloß als zeitlich begrenztes Mittel zum Zweck (zur Erreichung des Kommunismus) oder als eine dem ML gleichwertige, permanenente Gesellschaftstheorie, die (in Korea) ewig wirken soll und wird ?

Vielleicht können wir dazu Quellen aus der DVRK finden, die diese Fragen beantworten?

Allein das Attribut der Bezeichnung "Ewiger Präsident" läßt mich zur Variante 2 tendieren ...
aber ich lasse mich gerne belehren ...


RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - teardown - 23.03.2012

Zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit habe ich folgendes gefunden:

Zitat:Das wiederum heißt, alle Probleme, die in der Revolution und beim Aufbau auftreten, von einem souveränen und schöpferischen Standpunkt aus hauptsächlich aus eigener Kraft und entsprechend den Gegebenheiten des eigenen Landes zu lösen.
http://naenara.com.kp/de/great/guid.php?1

Ich schließe daraus, dass man versucht, die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Staates soweit wie möglich zu verwirklichen, jedoch sind z.B. bei Rohstoffen Grenzen gesetzt. Diese muss man importieren.

Das die Juche-Ideologie nach dem Erreichen des Kommunismus nicht mehr ihre Anwendung findet denke ich nicht, denn der Kampf um die Souveränität des Landes wird weitergehen, da evtl noch imperialistische Länder existieren werden.





RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - Kuwolsan - 23.03.2012

Hallo teardown,

danke vielmals für deinen Hinweis auf den kurzen Satz aus "naenara", wo von "hauptsächlich aus eigener Kraft" geschrieben wird.

Um die Idee der wirtschaftlichen Autarkie in der Juche-Ideologie genauer verstehen zu können, sollten wir einen Blick auf eine Originalquelle, die Kim Il Sung zugeschrieben wird, nämlich "On the Juche Idea" werfen.

Die KFA stellt den gesamten Text (in englischer Sprache) online zur Verfügung:

https://www.korea-dpr.com/lib/Kim%20Jong%20Il%20-%204/ON%20THE%20JUCHE%20IDEA.pdf

Auf Seite 34 bis 38 schreibt Kim Il Sung dort über die wirtschaftliche Selbstversorgung im Juche-System.

Auf Seite 37 steht, welche Rohstoffe in der Juche-Wirtschaft eingesetzt werden sollen:

"In order to build an independent national economy, it is necessary to establish reliable and independent sources of raw materials and fuel. Depending on others for raw materials and fuel is as good as leaving one's economic lifeline in the hands of others. If one is to be economically self-sufficient and develop the economy on a safe basis and with a long-term perspective, one must depend on one's own raw-material and fuel sources and mainly meet one's own demand for them. To this end, one must exploit the natural resources of one's country to the maximum and utilize them rationally and, at the same time, develop the industry to be a Juche-oriented one which relies on domestic raw materials and fuel from the outset. ..."

Also ich interpretiere das so, dass der Juche-Staat auschließlich heimische Rohstoffe verwenden soll. Ein Verwendung Rohstoffe fremder Länder bedeutet sich in Abhängigkeit anderer Länder zu begeben.

Im anschließenden Asbatz schreibt Kim Il Sung über die wirtschaftliche Kooperation mit sozialistischen Ländern und Entwicklungsländer, wobei er sich inhaltlich nur über die Unterstützung der Wirtschaft für Entwicklungsländer, die für ihre nationale Unabhängigkeit kämpfen, äussert. Wie eine wirtschaftliche Kooperation zu den sozialistischen Ländern aussehen könnte und welche Bedeutung diese für den Juche-Staat haben könnte, läßt er völlig offen.

Jeder, der ein wenig Zeit hat, möge sich zum besseren Verständnis der Juche-Idee einmal den gesamten Aufsatz durchlesen.








RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - teardown - 23.03.2012

Danke für den Link, Kuwolsan, habe das jetzt auch auf deutsch gefunden. Es ist hier zu finden:
http://naenara.com.kp/de/great/works.php?2+1
No.2 "ÜBER DIE JUCHE-IDEOLOGIE" von Kim Jong Il
Dort findet man auf Seite 42 fast das Gleiche:
Zitat:Die Schaffung einer selbstständigen Nationalwirtschaft benötigt eine eigene solide Roh- und Brennstoffbasis.
Eine Abhängigkeit von ausländischen Roh- und Brennstoffen wäre gleichbedeutend damit, die Wirtschaft aufs Spiel zu setzen. Die auf Selbstständigkeit, Stabilität und die Perspektive gerichtete Wirtschaft muss unbedingt eine eigene Roh- und Brennstoffbasis haben und den diesbezüglichen Bedarf im Wesentlichen selbst decken.
Wobei man sich, meiner Meinung nach, mit der Formulierung "im Wesentlichen" eine kleine Hintertür offen hält.
Eine weitgehende Unabhängigkeit von anderen Ländern, kann eigentlich nur gut sein für ein Land, finde ich jedenfalls - wenn man es nicht übertreibt.

Weiter schreibt er:

Zitat:Das Prinzip, aus eigener Kraft zu schaffen, bedeutet nicht, solch eine Wirtschaft hinter verschlossenen Türen zu entwickeln. Das richtet sich gegen die ökonomische Vorherrschaft und Abhängigkeit durch andere Länder, keineswegs aber gegen die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Insbesondere die enge wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit der sozialistischen und der aufstrebenden Länder spielt eine große Rolle für ihre ökonomische Selbstständigkeit und die Stärkung ihrer Wirtschaftsmacht.

Wie die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit aussehen soll bleibt offen. Sicher ist damit u.a. das Studieren im Ausland gemeint. Auch Joint Ventures könnten damit gemeint sein.

Wie es im Kommunismus mit Juche weitergehen soll, habe ich leider in diesem Werk noch nicht gefunden.
Vielleicht weiß Juche etwas darüber?




RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - micha - 23.03.2012

Vielleicht wäre in diesem Zusammenhang auch folgende Schrift interessant:

"Die Chuch’e-Ideologie und der Marxismus-Leninismus
Ein theoretischer Vergleich"

ganz nachzulesen wäre das dann hier:
http://www.nordkorea-info.de/forum/thread-285-post-7348.html



RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - Kuwolsan - 23.03.2012

Hallo Micha,

der passende link zum vor dir genannten Aufsatz:

http://koreaverband.ahkorea.com/_file/publikationen/archive/1-99/1-99-art14.pdf


RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - micha - 23.03.2012

Big Grin
Das war ja schlau von mir...
Danke für die Korrektur!!

Kuwolsan schrieb:
Die Kernfrage also: Sieht die DVRK selber die Juche-Idee bloß als zeitlich begrenztes Mittel zum Zweck (zur Erreichung des Kommunismus) oder als eine dem ML gleichwertige, permanenente Gesellschaftstheorie, die (in Korea) ewig wirken soll und wird ?

Kim Jong-Il schrieb:
Unsere Wissenschaftler und anderen Werktätigen sollten die Juche-
Philosophie erforschen, studieren und sich zu ihr bekennen, aber sich auch
mit der vorangegangenen marxistisch-leninistischen Philosophie vertraut
machen. Insbesondere die Gesellschaftswissenschaftler müssen in der vorangegangenen Philosophie bewandert sein. Bei deren Studium kommt es darauf an, deren progressive und positive Seiten und zugleich deren
Begrenztheit und Unausgereiftheit klar zu erkennen. Erst wenn sie neben den
historischen Verdiensten der vorangegangenen Philosophiederen
zeitbedingte Beschränktheit und ideologisch-theoretische Unreifheit klar
erfassen, können sie die Abweichung, dogmatisches Verhalten zu den
vorangegangenen Theorien, verhüten und die Originalität und Überlegenheit
der Juche-Philosophie gründlich verstehen.


Also nicht gleichwertig mit ML, sondern besser...

und weiter..:
Parallel müssen wir uns konsequent vor allen fremden philosophischen
Strömungen hüten, die unserer Juche-Philosophie zuwiderlaufen, und
unbeirrbar ihre Reinheit sichern.


Wenn ich das lese kann ich mir nicht vorstellen, dass hier eine zeitliche Begrenzung zu erkennen ist...






RE: Was fasziniert so an Nordkorea? - Juche - 23.03.2012

@ teardown: Der Kommunismus ngeht ja davon aus, dass der proletarische Saat abgestorben ist. ies kann aber erst passieren, wenn es keine kapitalistische Konkurrenz mehr gibt, und auhc erst, wenn einige sozialistisch werden.
Die DVRK hat ihren Staat grgründet, im Wissen, das es nioch sehr lange Zeit kapitalistische Bedrohung geben wird, und deswegen auch diese Einheit von Volk, Partei und Armee.
Aber Kommunsimus kann auch mit eben genannten geschehen, wenn es noch Gefahr aus dem kapitalistischen Ausland gibt.
Werde morgen noch ausführlicher darüber schreiben.