Themabewertung:
  • 2 Bewertung(en) - 3 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Neuer Kinofilm "Camp 14"
#21
(12.11.2012, 17:32)Adrian schrieb: teardown hat meiner Meinung nach recht. Camp 14 ist reinster Mist. Ich wette das sind alles südkoreanische Straßenpenner, die angeheuert wurden im Hinterland eine paar Amateurvideos zu drehen und dann noch erlogenen Interviews zu machen. Das ist pure Hetze. Das ihr das anders seht, hängt damit zusammen, dass die Propaganda aus dem Westen bei euch Fürchte trägt. Das es in Nordkorea so ist, wisst ihr doch gar nicht, oder habt ihr Infos aus erster Hand? Nein, ihr habt das, was hier in der Zeitung und den Videos gezeigt wird. Die Identität der "Flüchtlinge" ist für mich keines Wegs bestätigt. Ich halte es für fake.

Die Auseinandersetzung mit solchen Unterstellungen fällt natürlich schwer. Ich war zumindest selbst in Nordkorea, nicht als Tourist und auch in keiner "geführten Tour". Den Regisseur des Films habe ich persönlich kennen gelernt. Shin habe ich nicht persönlich getroffen, aber seine Narben und Wunden sind absolut nicht von der Hand zu weisen und unter keinen Umständen "einfach" reproduzierbar. Auch die verqueren Arme, Beine, usw. Du kannst außerdem sicher gehen, dass der Südkoreanische Geheimdienst, der ihn wochenlang verhört hat, im eigenen Interesse sichergestellt hat, dass seine Geschichte der Wahrheit entspricht. Außerdem haben die Südkoreaner keine großen Anhaltspunkte eine solche Story zu "erfinden". Die westliche Presse trägt bei mir auch keine "Fürchte" oder Früchte. Ich selbst habe bereits im iranischen und nordkoreanischen Staatsfernsehen kurze Interviews gegeben, was nicht heißen soll, dass ich diese Medien konsumiere, aber deutlich macht, dass ich meine Quellen äußerst stark diversifizieren kann. Dass es sich um südkoreanische Statisten handeln soll passt ebenfalls nicht, da bspw. das südkoreanische private Umfeld von Oh Yangnam weiß, dass er diese Tätigkeit vorher in NK ausgeübt hat und ihm teilweise aus Angst aus dem Weg geht. Es handelt sich hierbei um real existierende Personen, die nordkoreanischen Akzent sprechen, deren Umfeld annähernd von ihrer Vergangenheit weiß. Das soll erst mal reichen.
Zitieren
#22
(11.11.2012, 23:37)teardown schrieb: Ich habe einen Vorbericht im TV gesehen.

Also kennst du den Film nicht.

(11.11.2012, 19:47)Juche schrieb: Dieser Film ist für mich nicht sehenswert. Warum, kann man sich ja denken.

Weil du dir dein imaginäres stalinistisches Wolkenkuckucksheim nicht kaputtmachen lassen möchtest. Dann darfst du aber auch nicht nach Nordkorea reisen. Denn die Realität würde deinen Glauben (Wissen ist es nicht) völlig aus der Bahn werfen. Dann hast du gar nichts mehr.

(12.11.2012, 13:49)spefth schrieb: teardown ist leider zu ungenau, um ernst genommen zu werden - was dieses thema betrifft, zumindest.

Nein. Erst ohne "dieses Thema" und "zumindest" entspricht dein Satz der Realität.

(12.11.2012, 18:59)spefth schrieb: da bspw. das südkoreanische private Umfeld von Oh Yangnam weiß, dass er diese Tätigkeit vorher in NK ausgeübt hat und ihm teilweise aus Angst aus dem Weg geht. Es handelt sich hierbei um real existierende Personen, die nordkoreanischen Akzent sprechen, deren Umfeld annähernd von ihrer Vergangenheit weiß. Das soll erst mal reichen.

Zurück zur Ernsthaftigkeit. Zu diesem Thema erzählte mir unser Reiseführer, daß, als er während seines Deutschlandaufenhaltes 2004 hier lebende Südkoreaner, etwa in Restaurants oder Asia-Geschäften, angesprochen hat, diese sofort zurückgewichen seien und nichts mit ihm zu tun haben wollten. Aufgrund des unterschiedlichen Akzents (auch in Nordkorea selbst gibt es etliche, auch echte, für Auswärtige kaum verständiche Dialekte) erkennt jeder Koreaner sofort, wo der andere herkommt.
Er meinte, daß der südkoreanische Geheimdienst aufpassen würde, daß die eigenen Bürger im Ausland Kontakte zu Nordkoreanern möglichst vermeiden. Und wenn es zu welchen gekommen sei, daß sie nachforschen, was denn da so angesprochen sei.

Für abwegig halte ich das nicht. Woanders ist man auch aufmerksam. So antwortete mein japanischer Freund, als ich ihn fragte, ob er nicht nach Nordkorea mitkommen möchte:
"Och nö. Das Land mag interessant sein, aber ich habe keine Lust auf die Vorladungen nach der Rückkehr. Der Geheimdienst nervt dann immer so. Die sprechen jeden Japaner an, der dort war."
Er hat einen neuen Reisepaß, mit dem er dahin fahren darf. In den alten Pässen stand: "Gültig für alle Länder. Außer Nordkorea"

Ach übrigens: als ich im Herbst 1990 als Wehrdienstleistender als Funker eingesetzt werden sollte, wurde ich von zwei MAD-Leuten angesprochen. Wegen meiner vielen DDR-Reisen. Ob es irgendwelche offiziellen Annäherungsversuche gegeben habe und so.
Zitieren
#23
Bei den beiden Wärtern wurde, auch lt. Auskunft des Regisseurs, ein weitgehendes Agreement mit dem Geheimdienst getroffen. Die beiden Wärter stehen scheinbar tatsächlich "voll im Leben" in SK ganz im Gegensatz zu vielen der rund 40.000 in SK lebenden Nordkoreaner. Ich denke es ist wirklich schwierig zu beurteilen wie genau vor Ort gesprochen wird, aber es ist klar, dass Südkoreaner deren Identität in irgendeiner Form nachvollziehen wollen. Außerdem konnte Marc Wiese den einen Wärter (der wesentlich einfacher gestrickt war als der jüngere) bei seiner Arbeitsstelle (Baustelle) interviewen. Dort wurde auch nicht verschleiert, dass es grundsätzlich um die NK Vergangenheit des Mitarbeiters geht, es gab wohl keinen Vorwand. Gruß
Zitieren
#24
Natürlich wissen wir alle nicht ob es nun stimmt oder nicht, je nach Einstellung zu Nordkorea glauben wir entweder das eine oder das andere.
Es gab einfach schon zuviele Lügen die ein falsches Bild von einem Staat zeichnen sollen (z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Brutkastenl%C3%BCge )
Erst vor kurzem meinte doch auch ein nordkoreanischer Vertreter bei der UN, dass man Menschenrechtsbeauftragten die Chance gab sich frei im Land umzuschauen - ob das stimmt weiß man natürlich auch nicht
https://www.youtube.com/watch?v=7u8-wz6LBRs

Angucken werd ich mir den Film aufjedenfall.
Zitieren
#25
Danke spefth für die tollen Informationen
Wissen über Zusammenhänge und Hintergünde ist immer willkommen
Zitieren
#26
ich spiele jetzt mal etwas "advocatus diaboli" und gebe zu den Aussagen spefths (die ich für sehr interessant und lehrreich halte!) doch mal einiges zu bedenken:

(12.11.2012, 18:59)spefth schrieb: Du kannst außerdem sicher gehen, dass der Südkoreanische Geheimdienst, der ihn wochenlang verhört hat, im eigenen Interesse sichergestellt hat, dass seine Geschichte der Wahrheit entspricht.
der südkoreanische Geheimdienst will natürlich wissen, wer diese Leute wirklich sind. Das heißt aber noch nicht, dass sie nicht eine "tolle Story" stricken, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Das "Gute" ist, dass praktisch niemand wissen und nachforschen kann, ob sie auch der Wahrheit entspricht.

(12.11.2012, 18:59)spefth schrieb: Dass es sich um südkoreanische Statisten handeln soll passt ebenfalls nicht, da bspw. das südkoreanische private Umfeld von Oh Yangnam weiß, dass er diese Tätigkeit vorher in NK ausgeübt hat und ihm teilweise aus Angst aus dem Weg geht.
weißt du das aus erster Hand?
Zitieren
#27
Die Aufmachung der Webseite macht mir persönlich auch keinen Eindruck als wäre es was von den Sensationsgeilen Medien ala Axel Springer Verlang oder RTL World GmbH.
Jedoch müsste ich den selbst sehen um mir ein 100% Urteil zu erlauben.
Zitieren
#28
(12.11.2012, 17:32)Adrian schrieb: teardown hat meiner Meinung nach recht. Camp 14 ist reinster Mist. Ich wette das sind alles südkoreanische Straßenpenner, die angeheuert wurden im Hinterland eine paar Amateurvideos zu drehen und dann noch erlogenen Interviews zu machen. Das ist pure Hetze. Das ihr das anders seht, hängt damit zusammen, dass die Propaganda aus dem Westen bei euch Fürchte trägt. Das es in Nordkorea so ist, wisst ihr doch gar nicht, oder habt ihr Infos aus erster Hand? Nein, ihr habt das, was hier in der Zeitung und den Videos gezeigt wird. Die Identität der "Flüchtlinge" ist für mich keines Wegs bestätigt. Ich halte es für fake.

Kannst du mir erklären warum die nordkoreanische Regierung keine Einblicke in die vermuteten Arbeitslager gewährt, wo ihr doch so viel an ihrem Image bezüglich Menschenrechten gelegen ist?
Zitieren
#29
(12.11.2012, 20:10)spefth schrieb: Ich denke es ist wirklich schwierig zu beurteilen wie genau vor Ort gesprochen wird,

Für Koreaner nicht. Die merken das sofort, sobald sie die ersten Worte hören. Allein am Akzent, noch bevor spezielle Redewendungen auffallen, die im Lauf der letzten 60 Jahre Trennung in die Sprache der beiden Koreas eingeflossen sind.
Unsere Reiseführer äußerten sich in der Hinsicht sehr strikt und schlossen Unsicherheiten kategorisch aus.

Interessanterweise sei die Situation völlig anders, sagten sie, wenn Koreaner Chinesisch sprechen würden. In dem Fall könne man nicht anhand des Akzentes auf eine koreanische Herkunft schließen. Angesichts der unzähligen vielen chinesischen Dialekte würde auch kein Chinese merken, daß man Koreaner sei.
Zitieren
#30
(12.11.2012, 17:32)Adrian schrieb: teardown hat meiner Meinung nach recht. Camp 14 ist reinster Mist. Ich wette das sind alles südkoreanische Straßenpenner, die angeheuert wurden im Hinterland eine paar Amateurvideos zu drehen und dann noch erlogenen Interviews zu machen. Das ist pure Hetze. Das ihr das anders seht, hängt damit zusammen, dass die Propaganda aus dem Westen bei euch Fürchte trägt. Das es in Nordkorea so ist, wisst ihr doch gar nicht, oder habt ihr Infos aus erster Hand? Nein, ihr habt das, was hier in der Zeitung und den Videos gezeigt wird. Die Identität der "Flüchtlinge" ist für mich keines Wegs bestätigt. Ich halte es für fake.

Bei sowas könnte ich ko...n wie bei teardown und Konsorten.
Nur mal zum Nachdenken: im 2. Weltkrieg haben etliche anständige Deutsche versucht, das Ausland über den Judenmord der Nazis aufzuklären. Anfangs wurde es nicht geglaubt, weil die Vernichtungslager zu ungeheuerlich waren, um sich das vorzustellen.

In Nordkorea spricht seit Jahrzehnten vieles dafür, daß es solche Lager mit diesen Zuständen gibt, wie sie in Camp 14 geschildert werden. Und es stellt sich ein armer Mensch öffentlich und sehr schmerzhaft seiner Vergangenheit. Das ist menschlich zutiefst ergreifend und erschütternd.

Und hier schreiben die Unverbesserlichen selbst dazu wieder ihre abstrusen Verschwörungsanklagen gegen die bösen Westmedien- das ist widerlich ignorant.

Ja, bei sowas könnte ich ko...n!
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste