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Außenbeziehungen der DVRK
#1
Hi Forumsleser,

Ich habe mir mal überlegt, mal das Thema Außenpolitik oder besser Beziehungen Nordkoreas zum Rest der Welt zu eröffnen. Ich halte es für ein wirklich spannendes Thema. Vor allem weil sich in letzter Zeit in Sachen Außenpolitik viel zu bewegen scheint.
Jeder der Lust hat, kann hier etwas posten und auch korrigieren.

GrüßeSmile
Alex

So ich mach mal selbst den Anfang:

Die russisch-nordkoreanischen Beziehungen:

Die 90er:

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurden die Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea extrem zurückgefahren und die wirtschaftliche Kooperation kam völlig zum erliegen. Allerdings wurden bereits 1996 wieder eine Reihe von Abkommen unterzeichnet die bilaterale Kooperation vorsahen. Außerdem wurde zwar das nordkoreanisch-russische Verteidigungsbündnis aufgelöst, allerdings ein neues Partnerschaftsabkommen im militärischen Bereich geschlossen.

Putin und die Wiederbelebung der russisch-nordkoreanischen Beziehungen:

Unter Putin wurden die Beziehungen zwischen Nordkorea und Russland wiederbelebt und vertieft. Die Nordkoreaner haben laut mehreren Quellen in den Russen die besseren Unterhändler in den Sechs-Parteien-Gespräche gesehen im Gegensatz zu den Chinesen. Dennoch hat das nordkoreanische Nuklearprogramm die Beziehungen zwischen Moskau und Pjöngjang spürbar belastet. Die russischen Medien haben die Angriffe Nordkoreas auf die Cheonan harsch zurückgewiesen. Aber im Fall der Cheonan gibt es ohnehin ein paar interessante Dinge, die erwähnt werden sollten. Russland hat auf Anfrage bzw. mit Einvernehmen mit Südkorea eigene Forscher zur Unglücksstelle hingeschickt, um einen Angriff nachzuweisen. Erstaunlicherweise hat Russland aber die Ergebnisse geheimgehalten und damit Seoul brüskiert.
Dennoch hat Russland den Beschuss auf Yonpyondo 2010 verurteilt und auf die drohende Kriegsgefahr hingewiesen.

Jetzige Entwicklung:

In den letzten Jahren hat sich das nordkoreanisch-russische Verhältnis stark verändert. Zum einen gibt es russische Pläne eine Erdöl bzw. Erdgas Pipeline von Sibirien über Nordkorea nach Südkorea zu verlegen. Besonders die südkoreanische Regierung scheint daran großes Interesse zu haben.
Zusätzlich haben sich die russisch-nordkoreanischen Beziehungen im militärischen Bereich gebessert. Hochrangige Militärvertreter Nordkoreas haben den Militärhafen in Vladivostok besucht, Kim Jong Il hat Russland 2011 besucht.
Daneben hat die russische Föderation 2011/2012 mehrere Tonnen Nahrungsmittel nach Nordkorea geschickt um die Lage in Nordkorea zu verbessern.

Insgesamt sieht man das Russland in den letzten Jahren in Korea (in beiden) politisch an Einfluss gewonnen hat. Das südkoreanisch-russische Verhältnis hat sich unter Lee Myungbak auch gebessert und die nordkoreanisch-russischen Beziehungen bessern sich.

Eigentlich interessant, wie die Nordkoreaner zu Russland stehen. Vielleicht sehen sie es immer noch als "Bruderland" bzw. als ein Land, dass sich auch gegen die USA stellt. Immerhin gibt es weniger potenzielle Konflikte zwischen Russland und der DVRK als zwischen China und Nordkorea.
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#2
Ein guter Einfall.
Ich bin dabei.
Allerdings ich soll noch Kirschen pflücken und danach geht´s ins Kino.
Aber ab morgen mache ich mit.
hat das Wort "Annyeonghaseyo" einen besonderen Hintergund?
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#3
Ein paar Gedanken von mir:
- Russland ist sich bewusst, dass in Zukunft der pazifische Raum immer mehr Bedeutung gewinnt, und staerkt dort seine Aktivitaeten.
- Russland will seinen fernen Osten entwickeln, und sucht nach Alternativen zu China und Japan.
- Aus "besseren" = sozialistischen Zeiten gibt es immer noch Beziehungen, die die Umbrueche ueberstanden haben.
- Russland ist nicht so "missionarisch" wie westliche Staaten, will sein Gesellschaftssystem nicht exportieren, das kommt in Nordkorea gut an.
- Nordkorea hat (ausser dem Sueden) nur zwei Nachbarn, also nicht so viel Auswahl.

Bruderland wuerde ich nicht sagen, aber Russland ist fuer Nordkorea ein Land, mit dem man pragmatisch zusammenarbeiten kann.
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#4
Gute Idee.
Ein paar Punkte gibt es noch zu Russland, die ich für wichtig halte:
Die Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea scheinen besonders stark von einzelnen Personen abzuhängen. Putins Besuch in 2000 und Kim Jong Ils Gegenbesuch in 2001 stellten einen Höhepunkt der Beziehungen dar, der bisher nicht wieder erreicht wurde. Dann kühlte sich das Ganze wieder ab. Die jüngste Wiederbelebung könnte auf russischer Seite vielleicht auch schon im Hintergrund von Putin gesteuert worden sein.
Aus der ersten Annäherung stammt übrigens auch die Idee mit der Pipeline, die aber jetzt intensiver diskutiert wird.
Aktuell auch bedeutend ist die Frage, ob Moskau Nordkorea tatsächlich, wie kürzlich wieder diskutiert wurde, die Schulden aus Sowjetzeiten erlassen wird. Damit wäre Pjöngjang auf einen Schlag etwa die Hälfte der offenen Schulden los). Damit wäre es eventuell möglich, irgendwann wieder Kreditwürdig zu werden.
Weiterhin ist Russland auch in der Sonderwirtschaftszone Rason engagiert und hilft da beim Infrastrukturausbau mit. Zum Beispiel wurde die Schienenverbindung wiederhergestellt (in beiden benötigten Spurbreiten). Auch hier könnte Russland eine Rolle spielen und helfen, das chinesische Übergewicht ein bisschen zu ballancieren. Langfristig könnte man von russischer Seite vielleicht sogar an einer Transitverbindung nach Südkorea interessiert sein.
Naja und dann gibt es noch kleiner Themen wie der angebliche nordkoreanische Plan, in Sibirien Land zum Ackerbau zu pachten oder die nordkoreanischen Holzfäller in Sibirien.

Interessant ist auch das Agieren Russlands in Bezug auf Nordkorea auf diplomatischen Parkett, also vor allem bezüglich des UN-Sicherheitsrats. Man weiß nicht genau, ob da immer in Kooperation mit oder manchmal auch in Konkurenz zu China handelt.
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#5
Es ist offensichtlich ein neuer Vertrag zwischen der DVRK und Russland unterzeichnet worden:


Treaty on Order in DPRK-Russia Border Signed

An inter-governmental treaty on order in DPRK-Russia border was signed between the DPRK and the Russian Federation in Moscow on July 5.
Present there were Kim Yong Jae, DPRK ambassador to Russia, and members of the embassy from the DPRK side and Igor Morgulov, vice-minister of Foreign Affairs, and officials concerned from the Russian side.
Kim Yong Jae and Igor Morgulov signed the treaty.
Rodong Sinmun

Quelle: http://www.rodong.rep.kp/InterEn/index.p...07-08-0004
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#6
Leonid Petrov beobachtet das russisch-nordkoreanische Verhältnis aus dem Blickwinkel Russlands und meint, Russlands gegenwärtige Allüren in Richtung Nordkorea wären eine Folge des Schwundes der wenigen verbliebenen mit Russland befreundeten Staaten (man klammert sich an den, der übrig bleibt):

http://leonidpetrov.wordpress.com/2012/0...m-jong-un/


PS: habt ihr schon einen nord- oder südkoreanischen Diplomaten für eure geplante Veranstaltung aufgetrieben ? Wann und wo soll die stattfinden?
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#7
Hier die Webseite der tschechischen Botschaft in NK ( als Google-Übersetzung)
Zur Zeit scheint die Botschaft nur eingeschränkt abreiten zu dürfen, wohl wegen der tschechischen Stellung zum Raketenstart und wegen einer Äußerung bei einer von NK-Vertretern besuchten Ausstellung ( Thema tschechischer Befestigungsbau)

http://translate.googleusercontent.com/t...czWolFQJCQ

[Bild: 759324_668736_IMG_4773.jpg]

Die Botschafts-Webseite:

http://translate.googleusercontent.com/t...wuUaHBC0Eg

[Bild: 219785_20078_ZU_Pyongyang.jpg]
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#8
Zu den jugoslawisch-koreanischen Beziehungen:

Hier hab ich eine Golduhr gefunden die Josip Broz Kim Il Sung überreicht hat:

[Bild: 1.jpg]

Dann gibt es noch dieses sehr bekannte und sehr rührende Video aus dem Jahr 1977:

http://www.youtube.com/watch?v=ytwNt-UkfeQ

http://www.youtube.com/watch?v=Ru642KUH-Ds

Für das diese Gastfreundschaft sind wir dem koreanischem Volk ewig dankbar.


Das Lied heißt "To je nama nasa borba dala"
"Das hat uns unser Kampf gegeben (ermöglicht)"
Ein bekanntes jugoslawisches Lied.
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#9
Kommst du selber aus Jugoslawien? Ich bin zwar selber gegen den Titoismus (Enver Hoxha hat ihn ja "Kapitalistische Theorie und Praxis" entlarvt), aber dennoch ist es gut, dass man sich mal unvoreingenommen treffen konnte.
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#10
Ja aber ich bin kein typischer Titoist.
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