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Über essenstuben, Schwarzmärkte, Goldminen, Geschäfte und Bestechungen
#1
Das hier würde ich gern mal von einem Muttersprachler übersetzt haben- kann mir da jemand helfen?
Ich kriege nur ca 60 % hieb-und stichfest übersetzt.

Es geht in dem Interview im wesentlichen um:
Privaten Kleinhandel, Schwarzmarkt, Lebensmittelpreise, chinesische Handys, wie erhält man Lizenzen für Handel, Beziehungen und Bestechungen, Thema Lebensmittelmarken, Verpachtung von Goldminen und viele interessante Dinge mehr.

also hier der Link:
http://solidarnost.org/Blog/Klyaks/Klyaks_127.html

Ich wäre furchtbar dankbar für eine bessere Übersetzung, als mein Halbrusssisch es zulässt.
:-(

Der Google-Translator humpelt etwas dabei
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#2
Aud solchen Seiten treibst du dich rum? Naja, selbst wenn die Seite aus Russland kommt, währe ich doch seehr vorsichtig beim lesen, und verlasse mich da eher auf Meldung aus der DVRK.
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#3
Na? Noch nicht im Bette? Oder noch am Hausaufgaben machen für die Schule?
Was weißt Du genaues über die Webseite?
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#4
Ein Interview mit einem "nordkoreanischen Geschäftsmann", das in Seoul stattgefunden hat? Das klingt spannend Big Grin ... muss jetzt zur Arbeit, aber heute Abend lese ich mir das mal durch und poste etwas dazu.
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#5
Hallo Balkonskij,
Fein, daß wir russische Muttersprachler unter uns haben.

Danke, daß Du Dir die Arbeit machen willst. Das hatte ich gehofft.

Ja- über die Hintergründe des Geschäftsmannes würde ich auch gern mehr wissen.
Andererseits- es gab in allen sozialistischen Staaten rege Erscheinungen von intern geduldetem Schwarzmarkt und Tauschgeschäften als Ausgleich von Mangelerscheinungen bei... Jeans, Musik, Baustoffen, Ersatzteilen für Autos, Urlaubsplätzen, Wohnungen, westliche Luxuswaren ( Luxus war manchmal schon ein Bac-Spray :-) oder ein Matchbox-Auto )
Die Polen und Ungarn waren Meister darin. Und offiziell wurde es ja immer dementiert bzw. nicht erwähnt-weil es halt nicht in die Theorie passte.
Meine Mama tauschte sogar die Information, daß der Parteisekretär der örtlichen Wohnungsgenossenschaft sich Wartburg-Ersatzteile schwarz am Staat vorbei besorgt hatte in ihrem Betrieb gegen eine warme Wohnung.
Motto: "Wenn ich nicht endlich 2 ordentliche Zimmer mit Innentoiliette bekomme , bin ich morgen bei der Stasi mit dem Wissen".
Warum sollte das woanders nicht auch so sein?

Was mich immer wieder sehr erstaunt ist, daß wir es hier im Forum als vollig abstrus ansehen, daß ein Nord-Koreaner bei passender Gelegenheit eine abweichende Meinung zu seinem Land haben könnte - und vor allem, daß er sowas auch noch überleben würde.

Ich bin sehr gespannt auf den besser übersetzten Text.

Vielen Dank im Voraus.





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#6
(22.02.2012, 07:45)markant schrieb: Was mich immer wieder sehr erstaunt ist, daß wir es hier im Forum als vollig abstrus ansehen, daß ein Nord-Koreaner bei passender Gelegenheit eine abweichende Meinung zu seinem Land haben könnte - und vor allem, daß er sowas auch noch überleben würde.

Ich bin sehr gespannt auf den besser übersetzten Text.

Vielen Dank im Voraus.

Darf man einmal nachfragen was mit den russischen Seiten und diesem ständigen Zynismus gegenüber der DVRK bezweckt werden soll? Nur so eine Nachfrage.
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#7
(22.02.2012, 17:51)Bulungi schrieb: Darf man einmal nachfragen was mit den russischen Seiten und diesem ständigen Zynismus gegenüber der DVRK bezweckt werden soll? Nur so ein Nachfrage.
na ja, warum keine russischen Seiten? Andere Mitglieder haben bei passender Gelegenheit ja auch schon deutsche Zeitungen und Zeitschriften zitiert. Und ich dachte, ihr haltet russische Zeitungen im Bezug auf Nordkorea für glaubwürdiger als deutsche...

Uns Zynismus... markant mag manchmal zynisch sein, aber hier kann ich keinen Zynismus erkennen. Es ist wirklich eine interessante Frage, ob alle Nordkoreaner aus freiem Herzen und ohne Zweifel hinter allen Maßnahmen ihrer Regierung stehen (oder eben auch nicht immer).
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#8
(22.02.2012, 18:04)Schwabe schrieb: Und ich dachte, ihr haltet russische Zeitungen im Bezug auf Nordkorea für glaubwürdiger als deutsche...
Ich nehme an, das zielt auf Aussagen von mir. Ich habe gesagt, dass es vom Trend her so ist, nicht immer und generell. Nur allgemein zur Klarstellung. Speziell zum Artikel hier kann ich nichts sagen, mein Russisch hat wohl weniger als 5 Wörter Wink
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#9
(22.02.2012, 18:04)Schwabe schrieb:
(22.02.2012, 17:51)Bulungi schrieb: Darf man einmal nachfragen was mit den russischen Seiten und diesem ständigen Zynismus gegenüber der DVRK bezweckt werden soll? Nur so ein Nachfrage.
na ja, warum keine russischen Seiten? Andere Mitglieder haben bei passender Gelegenheit ja auch schon deutsche Zeitungen und Zeitschriften zitiert. Und ich dachte, ihr haltet russische Zeitungen im Bezug auf Nordkorea für glaubwürdiger als deutsche...

Mir geht es da mehr um das Ansinnen von Markant bei manchen seiner Beiträge (nicht alle). Da kommt es mir manchmal vor als ob hier etwas im Kaffeesatz nach Kritikpunkten gesucht wird. Dies soll aber nicht als pers. Angriff an ihn verstanden sein. Ich frage mich nur manchmal nach dem Ansinnen.

(22.02.2012, 18:04)Schwabe schrieb: Uns Zynismus... markant mag manchmal zynisch sein, aber hier kann ich keinen Zynismus erkennen. Es ist wirklich eine interessante Frage, ob alle Nordkoreaner aus freiem Herzen und ohne Zweifel hinter allen Maßnahmen ihrer Regierung stehen (oder eben auch nicht immer).

Wenn einer schreibt:

"Was mich immer wieder sehr erstaunt ist, daß wir es hier im Forum als vollig abstrus ansehen, daß ein Nord-Koreaner bei passender Gelegenheit eine abweichende Meinung zu seinem Land haben könnte - und vor allem, daß er sowas auch noch überleben würde."

finde ich das schon zynisch. Warum wird immer mit der Todesstrafe argumentiert, die in der DVRK, wie auch in China nur bei schweren Verbrechen angewandt wird?

Was ist mit "...bei passender Gelegenheit..." gemeint? Wie soll die aussehen?

Die Frage, "ob alle Nordkoreaner aus freiem Herzen und ohne Zweifel hinter allen Maßnahmen ihrer Regierung stehen (oder eben auch nicht immer)", werden wir ohnehin nicht beantworten können. Und warum auch? Warum ist man so neugierig darauf dies fest zu stellen? Und vorallem immer das Gegenteil? Weil man der Bevölkerung Ihren Stolz und Glauben nicht anerkennen möchte? Was uns durch unsere Geschichte (auch eine ganz andere), ausufernden Wohlstand und Politverdrossenheit abhanden gekommen ist. Würde die DVRK ohne diesen tiefen Glauben noch heute bestehen?
Würde das Volk dann heute noch seine Führung würdigen, sie verteidigen und stolz auf seine selbst erschaffenen Errungenschaften und Geschichte sein? Wohl kaum.
Ich finde es faszinierend das ein Volk eine solche Stärke in unseren Tagen noch besitzt, diese verteidigt und einen eigenen Weg geht. Im übrigen erlebe und erlebte die Koreaner auch selbst immer so. Autentisch und überzeugend. Übrigens auch nach dem 6 - 8 Bier als Einzelreisender und in der Gruppe. In den verschiedensten Situationen. Sie lachen, scherzen, streiten und lieben wie wir. Nur tragen sie einen tiefen unerschütterlichen Glauben im Herzen.
Was die einst schwierige Situation des Landes betrifft oder besser gesagt betraf, gibt wohl kaum ein Land auf der Welt was in seiner Geschichte nicht auch einmal schwere Zeiten durchschritten hat. Man sollte dies einfach respektieren und sehen was sich alles schon bewegte. Dies wird in westlichen Medien kaum betrachtet. Die DVRK geht ihren eignen Weg und wird Entscheidungen für die Zukunft auch selbst treffen. Ob es dem Westen und den USA paßt oder nicht. Die Änderungen bekommen wir ja alle mit, wenn man sich auf fundierte und seriöse Quellen stützt.
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#10
Nachfolgend eine Zusammenfassung von mir. Mir fehlt die Zeit (und Lust) auf eine 1:1 Übersetzung, die den Namen verdient. Ich fasse also - nach bestem Wissen und Gewissen! - den Inhalt des Gesprächs zusammen.

Zitat:Der russische Autor schreibt, dass man es als Journalist zunächst ganz großartig findet nach Nordkorea zu reisen, dann dort aber auf der Autobustour feststellt, dass es null Infos gibt wie es wirklich im Land aussieht und das die Nordkoreaner nicht darüber reden wollen und meist ganz schnell auf ein anderes Thema überlenken. Wenn man lange, offen und ehrlich mit Nordkoreanern reden wolle, dann müsse man nach Südkorea fahren. (wobei, so merkt er an, sie sich auch dann nicht beim ersten Mal öffnen werden) Dank eines russischen Landsmannes, der in Seoul lebt (und den Kontakt herstellte) kam das Interview zustande.

Der Nordkoreaner besitzt seit 2003 ein Geschäft in Seoul, angefangen hat alles mit einem kleinen Lokal in der Heimat. Auf die Frage warum er sein Geschäft eröffnete, antwortet er "um meine Familie zu ernähren". Der russische Autor ergänzt, dass in der DPRK die Bezugsscheine im Gegensatz zu anderen sozialistischen Ländern nicht nur in schweren Zeiten in Umlauf waren, sondern über Jahrzehnte die Norm darstellten und praktisch alle Produkte und Waren über Bezugsscheine verteilt wurden.

Auf die Frage des Journalisten, ob man im Jahr 2003 von Bezugsscheinen leben konnte, verneint der Nordkoreaner dies und meint, damals habe seine Frau den Lebensunterhalt erwirtschaftet, indem sie seit 1998 auf dem Markt handelte. (Kleidung, Schuhe, Tabak, Unterwäsche ..) Auf Rückfrage bestätigt er, dass dieser Markt legal sei (nix Schwarzmarkt) und das es diese "Bauernmärkte" (kann man das so auf Deutsch sagen!?) schon immer gegeben habe. Allerdings sei seit 1994 das Handelsvolumen enorm angewachsen, praktisch jeder kaufe nun dort seine Sachen und handle.

Der Russe hakt nach und fragt, ob man die dort gehandelten Dinge denn auch in einem staatlichen Geschäft hätte bekommen können, was der Nordkoreaner verneint.

Danach befragt ihn der Journalist, was er denn damals gearbeitet habe. Der Nordkoreaner erklärt, er habe beim Innenministerium gearbeitet, aber sein "offizieller Verdienst" (O-Ton) von 3000 Won / Monat (ca. 2-3 Dollar) sei zu wenig gewesen zum Leben. Wobei er Bezugsscheine erhalten habe, für die man auch tatsächlich was bekommen hat (z. B. Hühnchenfleisch oder Reis) - und fügt hinzu, dass man hingegen für die Bezugsscheine in den Fabriken nichts mehr bekommt, schon damals in den 90ern.

Für ihn war es problematisch aus der Arbeit herauszukommen, denn das sei bis zum Alter von 60 Jahren nicht vorgesehen. Sogar die Arbeit zu wechseln sei fast unmöglich. Frauen hingegen hätten das Recht als Hausfrau zu Hause zu bleiben. Er hat sich dann von einem befreundeten Arzt untauglich schreiben lassen. Diese Bescheinigung zu erhalten kostet normalerweise 50000-80000 Won, wenn man keine Beziehungen hat. Alternativ kann man auch mit seinen Vorgesetzten auf der Arbeit einen Deal eingehen (er nennt Summen von 5000-10000 Won) die man seinem Vorgesetzten z. B. in der Fabrik dafür zahlt, dass man nicht zur Arbeit erscheinen muss und stattdessen dann woanders (z. B. Markt) arbeiten kann.

1994 sei die Staatswirtschaft zusammengebrochen und sehr viele Betriebe hätten die Arbeit eingestellt. Zurückgeblieben seien die leeren Gebäude. Es sei möglich gewesen, mit der Stadtverwaltung auszuhandeln, diese Gebäude gegen Bezahlung nutzen zu dürfen. Das habe er getan und in einer Gaststätte (die wegen Versorgungsproblemen geschlossen hatte) eröffnete er sein Lokal. 1994 war das. Ungefähr 200-300 Kunden habe er am Tag gehabt, was er der Lage nahe am Bahnhof verdankte. Einfaches Essen habe er angeboten - gekochter Reis, Nudeln usw. die Lebensmittel hierfür habe er alle vom Markt. Die angebotenen Spirituosen seien alle Selbstgebrannte gewesen. Illegal sei das gewesen, aber es habe keine Probleme gegeben. Fast 100% des Alkohols in Nordkorea sei Selbstgebrannter, fügt er hinzu.

Wieviel das Essen bei ihm gekostet habe, fragt der russische Journalist? So ungefähr 1500 Won. Daraufhin fragt der Russe wie man sich das denn bei einem Gehalt von 2000-3000 Won leisten könne, woraufhin der Nordkoreaner meint, dass seit 15 Jahren in Nordkorea niemand mehr Gehälter und Löhne des Staates Ernst nehme, das sei nur noch eine Formalie.

Daraufhin fragt der Journalist, ob dies bedeutet, dass die Mehrheit der Bevölkerung in der privaten Schattenwirtschaft tätig sei? Der Nordkoreaner antwortet zustimmend, die absolute Mehrheit sei das. Die Leute hätten begonnen, sich selbst zu ernähren. Seit 1994 nehme niemand die staatlichen Preise und Löhne mehr Ernst.

Ob denn sein Lokal offen für alle gewesen sei, will der Russe wissen. Ja, offen für alle.

Daraufhin will der Russe wissen, wie das denn nun gewesen sei - war es erlaubt privat eine Gaststätte zu führen? Gab es keine Probleme mit dem Staat?

Er hatte eine Lizenz und damit die Erlaubnis für seine Tätigkeit erhalten, entgegnet der Nordkoreaner. Das sei gegen Ende der 90er möglich gewesen, bei ihm so um 1997 rum. Rein äußerlich war das immer noch ein Staatsbetrieb (sogar das alte Schild hing noch), in Wirklichkeit sei er aber mehr ein Privatunternehmer unter Kontrolle der lokalen Verwaltung gewesen. Quasi ein Franchise des Staates.

Dies bedeute, fragt der Journalist, dass Parteigenossen, Polizisten, Geheimdienstmitarbeiter auch zu ihm zum Essen kamen? - Ja. Keine Probleme.

Sei es nötig gewesen, das Porträt des großen Führers im Lokal aufzuhängen, will der Russe wissen. Der Nordkoreaner verneint dies. Und selbst früher (zu Zeiten des Staatsbetriebs) sei keines da gewesen. Nach einer alten Verordnung von 1972 seien in den Produktionsräumen keine Porträts aufzuhängen und die Gaststätte wurde zu den Produktionsräumen gerechnet.

Und was er nach seiner Zeit als Gaststättenbesitzer gemacht habe, fragt ihn der Journalist, woraufhin der Nordkoreaner antwortet, er habe eine Grube besessen. Wie denn eine ganze Grube einer Einzelperson gehören könne, fragt der Russe. Darauf antwortet Mr. Selfmade Millionär, dass sie formell immer noch eine Grube im staatlichen Besitz gewesen sei, er sie aber quasi gemietet habe. Sie sei der 38. Verwaltung des ZK der Partei (k.a. ob das so 100% stimmt, 1:1 aus Russisch "38 управлению ЦК Партии" ) untergeordnet gewesen, die unter anderem die Devisenwirtschaft verwaltet. Der Staat habe keine Mittel für den Betrieb der Gruben gehabt, also habe man private Interessenten gesucht. 60% der Einkünfte seien an den Staat, also jene Verwaltung, gegangen.

Wo denn diese Übereinkunft zur Grube vereinbart worden sei, will der Journalist wissen, woraufhin der Nordkoreaner jene Verwaltung in Pjönjang anführt. Solche Geschäfte könne man nur in Pjönjang abschliessen. (er erzählt außerdem, dass er 2000 Dollar Schmiergeld zahlen musste)

Ob er denn einfach so nach Pjönjang hätte fahren können? Ohne Erlaubnis? Jaja, wenn man Geld habe, könne man die Erlaubnis erhalten, hat man keines - keine Erlaubnis.

Er erzählt dann weiter, dass er 38 Angestellte in der Grube gehabt habe, die er selbst ausgewählt und bezahlt habe. Sie hätten ungefähr 30.000 Won bei ihm verdient pro Monat. Weiter berichtet er, dass die Grube noch gar nicht bestand und das sie erst in die Erde getrieben wurde von ihm. Nebenan sei eine alte Grube gewesen und der Staat habe von der Existenz von Gold im Boden gewusst, aber er habe keine Mittel für die Erschließung gehabt. Das Gold habe er dann chinesischen Händlern verkauft. In der 38. Verwaltung habe man gewusst, wieviel er in etwa schürfen könne und ihm dann gesagt, wieviel er abzugeben habe.



So, jetzt habe ich die Hälfte durch und gehe schlafen. Es ist anstrengender als man denkt zu übersetzen. Morgen gibt es den Rest.
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