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Wie funktioniert das Lohnsystem in der KDVR?
#1
Juche hat mich drauf gebracht- ich glaube, er meinte, die Menschen dort arbeiten nicht für Lohn- nur so für den großen Führer.
Vieleicht habe ich ihn ja auch falsch verstanden; dann bitte ich vorab um Verzeihung.

Weiß also jemand , wie das Lohnsystem in der KDVR funktioniert?
Gibt es Mindestlöhne?
Gibt es gewerkschaften, die Löhne verhandeln?
Verdienen alle Menschen gleich viel?
Haben alle Menschen gleich großen Zugriff auf Ressourcen wie Wohnung, Heizung... Waren usw.?
Hier- etwas veraltet aber es paßt zum Lohnthema:

Zitat:
"Die deutsche Firmengruppe Prettl baut als erstes ausländisches Unternehmen eine Fabrik in der Wirtschaftssonderzone Kaesong im kommunistischen Nordkorea. Der neue Standort liegt an der innerkoreanischen Grenze und wird gemeinsam mit Südkorea betrieben. Der erste Spatenstich für den Gebäudekomplex sei am Mittwoch erfolgt, teilte ein Sprecher von Prettl Korea mit.

Die Produktionsanlage soll bis zum Oktober fertiggestellt werden. In Kaesong will Prettl, dessen Stammsitz sich im schwäbischen Pfullingen befindet, Elektronikteile, Kabelstränge und Bauteile für die Autoindustrie produzieren.

Die Firmengruppe hat Kaesong nach eigenen Angaben unter anderem wegen der selbst im Vergleich mit anderen asiatischen Ländern niedrigen Lohnkosten gewählt. Die nordkoreanischen Arbeiter verdienen dort im Monat in Durchschnitt rund 60 US-Dollar (knapp 40 Euro)....
"
Aus : http://www.n-tv.de/wirtschaft/meldungen/...54244.html
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#2
Aus der nordkoreanischen Verfassung:

Artikel 70
Die Bürger haben das Recht auf Arbeit.
Alle arbeitsfähigen Bürger können den ihren Wünschen und Fähigkeiten entsprechenden Beruf ausüben; ein gesicherter Arbeitsplatz und normale Arbeitsbedingungen sind ihnen garantiert.
Die Bürger arbeiten entsprechend ihren Fähigkeiten und erhalten Entgelt entsprechend der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit..
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#3
Die nordkoreanischen Arbeiter verdienen dort im Monat in Durchschnitt rund 60 US-Dollar (knapp 40 Euro)....

Solche Zahlen klingen vielleicht erstmal merkwürdig, aber die Frage ist, was man sich von umgerechnet 40 € als Koreaner in der DVRK kaufen kann, und das muss ja nicht 1 zu 1 so wie hierzulande sein. Mal abgesehen davon, dass man nicht weiß, ob diese Zahlen stimmen.
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#4
Ich denke, es wäre eine ganze Menge Geld, für die, die da arbeiten.
Meine Frage ist aber, bekommen die Arbeiter das Geld oder bekommt der Statt das Geld von den Unternehmen, die dort produzieren lassen? Es gibt doch die Bezugsscheine, von daher ist doch Geld nicht so wichtig.
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#5
(26.01.2012, 16:24)micha schrieb: Aus der nordkoreanischen Verfassung:

Artikel 70
Die Bürger haben das Recht auf Arbeit.
Alle arbeitsfähigen Bürger können den ihren Wünschen und Fähigkeiten entsprechenden Beruf ausüben; ein gesicherter Arbeitsplatz und normale Arbeitsbedingungen sind ihnen garantiert.
Die Bürger arbeiten entsprechend ihren Fähigkeiten und erhalten Entgelt entsprechend der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit..
hmm... ohne jetzt provozierend zu wirken: Soweit ich weiß, werden Nordkoreaner manchmal zu Arbeiten herangezogen, die nicht ihrem gelernten Beruf entsprechen. Und ob die Arbeitsbedingungen dann "normal" sind, ist wohl Definitionssache. Leicht sind sie aber nicht...

Eine interessante Frage noch: Bekommt man tatsächlich "Entgelt entsprechend der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit"? Ist es tatsächlich so, dass wer mehr arbeitet, auch mehr verdienen kann?
(26.01.2012, 17:00)ml91 schrieb: Die nordkoreanischen Arbeiter verdienen dort im Monat in Durchschnitt rund 60 US-Dollar (knapp 40 Euro)....

Solche Zahlen klingen vielleicht erstmal merkwürdig, aber die Frage ist, was man sich von umgerechnet 40 € als Koreaner in der DVRK kaufen kann, und das muss ja nicht 1 zu 1 so wie hierzulande sein. Mal abgesehen davon, dass man nicht weiß, ob diese Zahlen stimmen.
selbstverständlich bekommt man für 40€ in Nordkorea sicherlich viel mehr als hier. Allerdings weiß ich nicht, ob die Arbeiter diese Summe wirklich ausbezahlt bekommen. Und dann ist da die Frage, ob man sich in Nordkorea wirklich viel kaufen kann. In der DDR war es wohl so, dass manche Leute beachtliche Summen auf ihren Sparkonten hatten. Nur gab es nicht viel, was man sich über die Grundbedürfnisse hinaus kaufen konnte...
(26.01.2012, 18:05)micha schrieb: Meine Frage ist aber, bekommen die Arbeiter das Geld oder bekommt der Statt das Geld von den Unternehmen, die dort produzieren lassen? Es gibt doch die Bezugsscheine, von daher ist doch Geld nicht so wichtig.
das frage ich mich auch. Vielleicht weiß dprk mehr darüber.

Wie das mit den Bezugsscheinen funktioniert, weiß ich nicht. Ich bin "Wessi" jüngeren Jahrgangs, ich habe so etwas nie erlebt. Ist es nicht so, dass man das, was man auf Bezugsschein bekommt, auch bezahlen muss?
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#6
(26.01.2012, 18:05)micha schrieb: Ich denke, es wäre eine ganze Menge Geld, für die, die da arbeiten.
Meine Frage ist aber, bekommen die Arbeiter das Geld oder bekommt der Statt das Geld von den Unternehmen, die dort produzieren lassen? Es gibt doch die Bezugsscheine, von daher ist doch Geld nicht so wichtig.
Es scheint nach meinen Recherchen mehrgleisig zu sein, es gab immer Bezahlung in Geld und Bezahlung in Zuteilungen (kostenlos) und ein Rationierungsheft für Waren die zu staatlich subventionierten Preisen gekauft werden können. Dies war und ist so, innerhalb des Systems scheint es in den letzten Jahren Verschiebungen gegeben zu haben in der Form von höheren Löhnen und dafür mehr Sachen die zu normalen Preisen gekauft werden müssen oder können, also etwas Richtung Marktwirtschaft, ohne aber das mehrgleisige System aufzugeben mit seinen Planwirtschaftselementen. Konkrete Zahlen sind schwierig zu kriegen, was ich rauskriegen konnte sind z. B. zwei kostenlose Anzüge für die Guides im Jahr. Für die Guides gibt es auch knapp 30 kg Reis im Monat, die Verteilung macht das Reisebüro; der Reis ist wohl auch eine Parallelwährung da dafür auch andere Nahrungsmittel erhältlich sind und dafür dann der Reis weniger wird. Es gibt Sonderzuteilungen an Feiertagen und für besondere Leistungen, z. B. Restaurantgutscheine. Als Bar-Gehalt werden Summen von 30(Landarbeiter)-50 EUR(Guides)/Monat genannt, die Kaufkraft ist schwer für Touristen einzuschätzen, da der Tourist nur in den nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen geführten Läden kaufen kann, nicht innerhalb des sozialistischen Warensystems. Grundsätzlich scheint tatsächlich auch entgegen der bei uns manchmal verbreiteten Meinung auch jeder Zugang zu Geschäften oder Märkten zu haben mit westlichen Preisen und Warenangebot, jedoch ist nicht herauszufinden wieviel Geld ein normaler Arbeiter dafür übrig hat und ob dass dann Luxusausgaben sind oder mittlerweile auch Notwendigkeiten so beschafft werden müssen. Interessant ist auch festzustellen, dass selbst ausländische Residenten dieses mehrgleisige System nicht wirklich durchschauen. Mich hat mal verwirrt, dass ich am Zoo-Kiosk bei Plätzchentüten Preise von über 3000 Won gelesen habe und mir vorher ein Monatgehalt in Won von 3500 angegeben wurde (innerhalb der Reise, also ohne die erfolgten Reformen) und dann junge Pioniere sich den Spaß machten die Elefanten damit zu füttern. Also dieses System ist nicht zu durchschauen in seinen Grenzen und Verhältnismäßigkeiten. Wenn man dazu noch schaut, dass auch außerhalb dieser mehrgleisigen Entlohnung Werte erwirtschaftet werden, z. B. durch zunehmendes privates Kleingewerbe oder Landwirtschaft und Viehhaltung außerhalb der offiziellen Genossenschaftsfelder ist die Verwirrung perfekt. Also Sozialismus in Reinform ist es sicher nicht (mehr), westliche Marktwirtschaft lehnt man aber auch ab. Soweit die Sachen die ich dazu vor Ort gehört/gesehen/nachgehakt habe mit der natürlich darin enthaltenen Subjektivität teilweise.

Zu Kaesong findet man manches im Internet, Vor-Ort-Infos hab ich nicht. Was man hier so findet (Wahrheitsgehalt?), geht in die Richtung, dass der Lohn den die Südkoreaner zahlen mittlerweile deutlich höher ist (irgendwas um die 100 EUR) und an den Staat geht, so dass die oben genannten EUR-Löhne die dann der Arbeiter vom nordkoreanischen Staat kriegt auch wieder realistisch erscheinen im Vergleich. Arbeitskleidung- und verpflegung stellen die südkoreanischen Firmen kann man aus verschiedenen Fotos ableiten, ob das bei allen so ist, ist fraglich.
Also der nordkoreanische Arbeiter ist kein Angestellter der Südkoreaner, sondern verbleibt grundsätzlich im nordkoreanischen System der mehrgleisigen Entlohnung, soviel ist wohl sicher.



(26.01.2012, 18:20)Schwabe schrieb: Eine interessante Frage noch: Bekommt man tatsächlich "Entgelt entsprechend der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit"? Ist es tatsächlich so, dass wer mehr arbeitet, auch mehr verdienen kann?
Ja. Teilweise gruppen-, teilweise einzelbezogen.

(26.01.2012, 18:20)Schwabe schrieb: selbstverständlich bekommt man für 40€ in Nordkorea sicherlich viel mehr als hier. Allerdings weiß ich nicht, ob die Arbeiter diese Summe wirklich ausbezahlt bekommen. Und dann ist da die Frage, ob man sich in Nordkorea wirklich viel kaufen kann. In der DDR war es wohl so, dass manche Leute beachtliche Summen auf ihren Sparkonten hatten. Nur gab es nicht viel, was man sich über die Grundbedürfnisse hinaus kaufen konnte...
Kann man auf jeden Fall, wie im vorherigen Posting geschrieben ist die Frage ob und wieviel dafür übrig ist.

(26.01.2012, 18:20)Schwabe schrieb: Wie das mit den Bezugsscheinen funktioniert, weiß ich nicht. Ich bin "Wessi" jüngeren Jahrgangs, ich habe so etwas nie erlebt. Ist es nicht so, dass man das, was man auf Bezugsschein bekommt, auch bezahlen muss?
Teils, teils, gibt wohl alles. Scheine damit nicht zu viel gekauft wird, Scheine damit man was billiger kriegt, Scheine damit man was geschenkt kriegt.
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#7
@sepp811
Smile Das mag ich an diesem Forum. Danke für diese ausführliche Antwort!!
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#8
(26.01.2012, 19:38)micha schrieb: @sepp811
Smile Das mag ich an diesem Forum. Danke für diese ausführliche Antwort!!
Bitte, gern geschehen. Trotz der Ausführlichkeit mehr Fragen als Anworten fürchte ich, weils mir in dem Punkt Entlohnung/Warensystem selbst so geht, dass das DVRK-Puzzle nur sehr mühsam vervollständigt werden kann.

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#9
Ja, es ist sehr schwer zu durchschauen, und es gibt in der Literatur auch sehr wenig Hinweise auf das System. Ich vermute nur, dass es nicht so gerecht zu geht, wie es immer hervorgehoben wird. Ein Schlosser, der für die Eisenbahn arbeitet und eben nicht internationale Geldgeber hinter sich weiß, wird vermutlich weniger gut dastehen wie zB. Guides oder Arbeiter in der Sonderwirtschaftszone und gehobene Kader etc. Von daher denke ich, dass da eine Gefahr für Unzufriedenheit besteht..
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#10
(26.01.2012, 20:08)micha schrieb: Ja, es ist sehr schwer zu durchschauen, und es gibt in der Literatur auch sehr wenig Hinweise auf das System. Ich vermute nur, dass es nicht so gerecht zu geht, wie es immer hervorgehoben wird. Ein Schlosser, der für die Eisenbahn arbeitet und eben nicht internationale Geldgeber hinter sich weiß, wird vermutlich weniger gut dastehen wie zB. Guides oder Arbeiter in der Sonderwirtschaftszone und gehobene Kader etc. Von daher denke ich, dass da eine Gefahr für Unzufriedenheit besteht..
So denken wir im Westen. Andererseits die von mir vielfach angesprochene auffallende Zufriedenheit die ich bei aus unserer Sicht eher schlechtbeschäftigten Menschen angetroffen habe. Man kann nicht alles verstehen in einem Land das so anders ist. Wieviele Deutsche kapieren ihre deutsche Steuererklärung nicht, wie wollen wir dann in Nordkorea alles verstehen beim Lohnsystem!?Wink

Beim Bar-Lohn ist noch bemerkenswert, dass dies ein sehr offenes Thema dort ist. Da bringen die Guides eher die Touris in Verlegenheit, wenn sie da vor versammelter Mannschaft durchfragen, nicht anders rum. Man kann das bei Fabrikbesichtigungen oder so auch sehr offen fragen was der Arbeiter kriegt. Man kann eben dann meist wenig damit anfangen wegen der Undurchsichtigkeit des Gesamtsystems. Aber die Zahl kriegt man immer schnell und offen, das ist eine normale Frage wie bei uns der Wetter-Smalltalk nach meiner Erfahrung.

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