Auch die links orientierten Blätter der bundesdeutschen Presse beleuchteten gestern intensiv die angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel.
Unter den Überschriften
„Die Säbel rasseln immer lauter“ und
„Die Eskalationsschraube dreht sich“ gaben „die tageszeitung“ und „neues deutschland“ einen Überblick über das Geschehen der letzten Tage, wobei das nd mit einem Korrespondentenbericht
„Russland warnt alle Seiten, Spannungen auf der Halbinsel sollten nicht weiter angeheizt werden“ zusätzlich über die Haltung Moskaus informierte.
Im
taz-Kommentar konstatierte Andreas Zumach angesichts der westlichen „Drohungen, Vorbereitungsmaßnahmen für eine militärische Auseinandersetzung sowie der Ankündigung erneut verschärfter Sanktionen“: „Diese Reaktion ist so hilf- und zwecklos wie die gesamte bisherige Sanktionspolitik gegen Nordkorea. (…) Eine Chance auf einen Ausbruch aus dieser fatalen Dynamik… gibt es nur, wenn die USA ihr Genfer Abkommen mit Nordkorea vom Oktober 1994 wiederbeleben“. Kommentator Olaf Standke beurteilte im
nd die US-amerikanische Aufrüstungspolitik vor allem vor dem Hintergrund „der neuen Strategie unter Präsident Barack Obama, die im starken Maße auf den asiatisch-pazifischen Raum ausgerichtet ist“.
Die „junge Welt“ widmete ihre Schwerpunktseite aktuellen Analysen über die geopolitischen wie wirtschaftlichen Aspekte der Koreakrise.
In einem
Kurzartikel wurden zunächst die Entwicklungen am Donnerstag zusammengefasst. Auf ein Zitat aus der Erklärung der Koreanischen Volksarmee – „Die Demokratische Volksrepublik Korea sei darauf vorbereitet, die Souveränität des Landes zu verteidigen, aber auch darauf, ’einen Atomkrieg mit den Vereinigten Staaten zu verhindern‘, heißt es in einer Erklärung der Koreanischen Volksarmee, aus der die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag zitierte. Darin heißt es weiter, Nordkorea werde nach den Provokationen Washingtons in den vergangenen Tagen ’starke praktische militärische Maßnahmen‘ gegen die USA ergreifen: ’Tage und Monate sind hier inmitten ständiger Kriegsgefahr vergangen, aber nie zuvor war die Gesamtheit der koreanischen Halbinsel in so großer Gefahr eines Atomkrieges.‘“ – folgten Angaben über Spekulationen über eine Verlegung von Mittelstreckenraketen durch die DVRK.
Im Artikel
„Aufmarsch gegen China“ betonte Knut Mellenthin: „Die US-Regierung nutzt die Krise auf der koreanischen Halbinsel, um die militärische Einkreisung Chinas zu verstärken.“ Zudem verwies der Autor auf die US-imperialistische Truppenkonzentration in der Südhälfte Koreas: „Am Mittwoch berichtete die staatliche Nachrichtenagentur der DVRK, dass ein auf chemische Kriegführung spezialisiertes Bataillon der US-Armee kürzlich von Seattle im Bundesstaat Washington nach Südkorea verlegt worden sei. In einer anderen Meldung wies KCNA darauf hin, dass die USA nach eigenen Angaben nicht nur – wie allgemein behauptet wird – 28500 Soldaten in Südkorea stationiert haben, sondern über 37000. Tatsächlich steht diese Zahl, genauer gesagt 37 354, im offiziellen Base Structure Report für das Steuerjahr 2012. Fast ein Drittel davon, 10977, sind im grenznahen Camp Humphreys stationiert, das jetzt schon die stärkste Garnison der USA in Asien ist. Das derzeit 4,9 Quadratkilometer große Gelände soll demnächst auf 14,3 Quadratkilometer vergrößert werden und künftig, anstelle des verkehrsmäßig völlig überlasteten Großraums Seoul, das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Südkorea aufnehmen“.
In seinem Beitrag
„Zerplatzter Traum?“ stellte Rainer Werning den Industiekomplex Käsong vor und bemerkte: „Der Kaesong Industrial Complex galt als Kronjuwel innerkoreanischer Kooperation. Jetzt steht er vor der Schließung. (…) Wenn das tatsächlich geschähe, verwandelte sich der als Musterbeispiel der Nord-Süd-Kooperation gepriesene Industriepark in einen Schrottplatz“.
Die sozialistische Wochenzeitung „Unsere Zeit“, die Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei, veröffentlichte in ihrer
aktuellen Nummer einen Kommentar von Manfred Idler, in dem es hieß: „Wird wieder Krieg sein auf der koreanischen Halbinsel? (…) Die Bedrohung Nordkoreas ist real. Seit US-geführte Truppen vor 60 Jahren unter falscher UNO-Flagge das Land in die Steinzeit bombten in einem Krieg, der drei Millionen Menschen das Leben kostete und geführt wurde, um die Vereinigung des Landes zu verhindern, hat keine Regierung in Washington auch nur einen Hehl aus ihrer Absicht gemacht, diesen Staat, von dem umnachteten George W. Bush zum Bestandteil einer ’Achse des Bösen‘ erklärt, zu eliminieren. Bis heute sind 28 000 GIs ständig in Südkorea stationiert, alljährlich führen die US-Armee und die südkoreanischen Streitkräfte große, bis zu mehreren Monaten dauernde Manöver durch, in die sämtliche Teilstreitkräfte sowie Tausende Reservisten einbezogen sind. Es geht nicht um einen angenommenen Feind, es handelt sich, offen ausgesprochen, um Übungen für einen Krieg mit dem Norden. Beim diesjährigen Manöver, das schon seit Wochen andauert, setzte die Air Force noch eins drauf: Mehrere Male simulierte ein US-Tarnkappenbomber in unmittelbarer Nähe zur Demarkationslinie zwischen den beiden koreanischen Staaten den Abwurf einer Atombombe. Am 28. März wurden zwei weitere der Bomber vom Typ B 2, die je 16 Kernsprengköpfe tragen können, nach Südkorea geschickt, um ebenfalls den Atombombenabwurf zu üben. Wem die Reaktion Pjöngjangs auf diese Aggressionen zu schrill klingt, möge sich an die Reaktion Washingtons auf die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba als Antwort auf die US-Raketen in der Türkei vor etwas über 50 Jahren erinnern. (…) Was jetzt nötig ist, sind wirklich gleichberechtigte Gespräche mit dem Ziel, die Blockade zu beenden und endlich nach 60 Jahren einen Friedensvertrag zustandezubringen, der der KDVR ihren Bestand und ihre Souveränität garantiert. Die Aggressionen gegen Nordkorea müssen eingestellt… werden“.