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Normale Version: Der Kimilsung-Kimjongilismus ist die einzige Leitideologie der Partei der Arbeit
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Ein sehr interessantes Video dazu auf YouToube:

Der Marxismus-Leninismus ist also abgschafft. Ich sehe das skeptisch. Nicht, weil ich ein überzeugter Marxist-Leninist wäre, sondern weil mit diesem Wandel eine politische Beliebigkeit einhergehen könnte. Während der Marxismus-Leninismus ein kompletter Entwurf der Politik ist, ist der Kimilsungismus-Kimjongilismus dies nicht, sondern nur die Zusammenfassung der Juche- und der Songun-Politik in einem Oberbegriff. Damit sieht es für mich so aus, dass die nordkoreanische Führung den Sozialismus, der ja eigentliche die Vorstufe des Kommunismus sein sollte, als Dauerzustand begreift bzw. sich in vielen weiteren Politikbereichen nicht festlegt, sondern eher verwaltet als Politik macht.
Vor allem ist Marxismus Leninismus nicht so ein Zungenbrecher wie dieses neue Zeugs. :-)
(12.09.2012, 17:53)PDPARTEI schrieb: [ -> ]Der Marxismus-Leninismus ist also abgschafft. Ich sehe das skeptisch. Nicht, weil ich ein überzeugter Marxist-Leninist wäre, sondern weil mit diesem Wandel eine politische Beliebigkeit einhergehen könnte. Während der Marxismus-Leninismus ein kompletter Entwurf der Politik ist, ist der Kimilsungismus-Kimjongilismus dies nicht, sondern nur die Zusammenfassung der Juche- und der Songun-Politik in einem Oberbegriff. Damit sieht es für mich so aus, dass die nordkoreanische Führung den Sozialismus, der ja eigentliche die Vorstufe des Kommunismus sein sollte, als Dauerzustand begreift bzw. sich in vielen weiteren Politikbereichen nicht festlegt, sondern eher verwaltet als Politik macht.

siehe
* http://dprk.de/wordpress/wp-content/uplo...012-08.pdf "Kimilsungismus-Kimjongilismus"
* http://juche007-anglo-peopleskoreafriend...ction.html Kimilsungism-Kimjongilism – an introduction
* http://juche007-anglo-peopleskoreafriend...-idea.html Kimilsungism-Kimjongilism guiding idea for the world revolution
* http://www.kcna.co.jp/item/2012/201205/n...-23ee.html KCNA: "Kimilsungism-Kimjongilism, Guidelines for Korean Revolution"
* http://juchesongun.wordpress.com/aindf-p...am-of-wpk/ The Highest Program of WPK
* http://dprk.de/landesinfo/politik/juche-ideologie "Was ist die Juche-Ideologie und worin unterscheidet sie sich vom Marxismus-Leninismus?"
* http://web.archive.org/web/2005122007191...huere2.pdf Kim Jong Il: "Vorwärts unter dem hoch erhobenen Banner des Marxismus-Leninismus und der Juche-Ideologie"

siehe auch meine komplette Linkliste auf
http://www.nordkorea-info.de/forum/threa...l#pid12889

EDIT vom 9. Oktober
Im ersten Band der Biographie des Generalsekretärs Kim Jong Il (abrufbar auf "Naenara") erfährt man über seine Ansichten zur Originalität des Kimilsungismus (S. 153) und zur "historischen Begrenztheit" des Marxismus-Leninismus (S. 189).
Freie Menschen brauchen weder eine beherrschende Ideologie noch eine beherrschende Religion.
Sie brauchen Freunde, Familie, Arbeit, Wohlstand, Frieden, Menschenrechte, eine Heimat und einige andere Dinge.
Und auf dieser Basis können Sie wirklich große Dinge vollbringen und ein schönes Leben führen.

Es wird sich mir wohl nie erschließen, wozu ein Mensch einen gottgleichen Führer braucht.
Hier möchte ich widersprechen, kalksee: Sehr viele Menschen brauchen Religion oder Ideologie.
Und wer z.B. hier im Forum gegen Religion wettert, ist garantiert politisch umso ideologischer.

Ich schätze, daß max. 30% der Weltbevölkerung weder einer Religion noch einer Ideologie anhängen. Das mögen wir beide vielleicht, ist aber menschlich anscheinend nicht die Norm.
Ja- da hast Du auch wieder Recht , Leser.
Das ist so.

Ich meinte aber auch nicht, daß Menschen keine Ideologie oder keine Religion haben sollten.
Glaubensfreiheit und Freiheit des Denkens sind ein grundlegendes Menschenrecht.
Meine Betonung lag auf "beherrschend"- sprich "andere beherrschend".
Es ging mir um lediglich den Alleinvertretungsanspruch und den Führerkult von Ideologien und Religionen.
@rroft:
Ich habe jetzt zwei deiner Links komplett gelesen, und muss sagen: sehr ausführliche Erläuterungen zur Juche-Ideologie.
Allerdings habe ich keine dahingehenden Informationen darin gefunden, dass der Kimilsungismus-Kimjongilismus über Juche und Songun hinausgeht. Die Juche-Ideologie, die also das Kernstück des Kimilsungismus-Kimjongilismus ist, ist allerdings auch danach keine komplette Staatsideologie wie der Marxismus-Leninismus, er legt nicht fest wie der Staat tatsächlich aufgebaut sein muss. Zwar wird wiederholt betont, dass der Sozialismus umgesetzt und gewahrt werden müsse, aber von Kommunismus ist nicht die Rede (zumindest nicht in diesem Sinne) wodurch sich bestätigt, dass der Sozialismus (der ja auch kein festgelegtes politisches System ist, eher ein Wirtschaftssystem) als Dauerzustand verstanden wird.

Des Weiteren ist eine Quelle nicht mehr aktuell:

Zitat:Der Marxismus-Leninismus ist die einzige und wissenschaftliche Weltanschauung der Kommunisten. Daß auch die Partei der Arbeit Koreas eine kommunistische Partei und auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus ausgerichtet ist, kann ebenfalls nicht abgestritten werden.

Ebendies ist nicht mehr aktuell. Deshalb ist anzuzweifeln, ob die Juche-Ideologie die praktische Umsetzung der Theorie Marxismus-Leninismus gemäß den landesspezifischen Besonderheiten in Nordkorea ist, wie in dem Text beschrieben ist, oder ob sie - unter dem neuen Namen Kimilsungismus-Kimjongilismus - diese Theorie gleichzeitig ersetzt.

Natürlich hat Juche die Qualität einer eigenständigen Philosophie, doch ist mit ihr allein kein Staat zu machen. Es handelt sich nämlich nicht um eine politische, sondern um eine allgemeine Philosophie. Es wird nicht festgelegt, wie ein Staat aufgebaut sein muss.

Außerdem kann man die praktische Umsetzung dieser Philosophie anzweifeln. In Nordkorea neigt man sehr zum Kollektiv, nach offizieller Darstellung unterstützt das gesamte Volk den obersten Führer und die PDAK plus den Rest der hohen Elite uneingeschränkt, und ist dementsprechend selbst oft Teil der Propaganda bzw. Außendarstellung. Ist es dann überhaupt möglich, dass:
Zitat:der Mensch Herr der Welt und seines eigenen Schicksals ist. Der Mensch entscheidet alles das besagt, daß der Mensch bei der Umgestaltung der Welt und bei der Gestaltung seines eigenen Schicksals die entscheidende Rolle spielt.
?
(12.09.2012, 22:37)PDPARTEI schrieb: [ -> ]
Zitat:der Mensch Herr der Welt und seines eigenen Schicksals ist. Der Mensch entscheidet alles das besagt, daß der Mensch bei der Umgestaltung der Welt und bei der Gestaltung seines eigenen Schicksals die entscheidende Rolle spielt.
?

@ PDPartei,

zu deiner Frage, wie obiges Zitat (eigenes Schicksal + eigene Entscheidung versus Kolllektiv + Führerprinzip) mit der faktischen Situation im Juche-Land zusammenpasst:

Wenn ich mich recht erinnere, wird gesagt, dass im Juche-System jeder Einzelne von sich aus erkennt und sich dafür entscheidet, dass es für das Land und für ihn als Bewohner vorteilhafter ist, in dem System - der kluge Führer ist das Hirn und entscheidet für alle, die Arbeiterpartei ist der Motor und das Volk sind die Ausführenden - zu leben.

Meiner Meinung soll das besagte Zitat aber nicht das Führerprinzip im Juche-System gerechtfertigen, sondern es stellt eine versteckte Kritik am Marxismus dar:
wichtig sind hierbei die Begriffe "Umgestaltung der Welt" und "Gestaltung des eigenen Schicksals":
Marx meinte vor langer Zeit, einjede Gesellschaft sei unabänderlich - einem Naturgesetz folgend - dem Prozess des gesellschaftlichen Wandels entlag der Schiene Sklavenhaltergesellchaft/Feudalismus/Kapitalismus/Klassenkampf/Sozialismus/Kommunismus unterworfen.

In Nordkorea meinte man, dass Marx Theorie so nicht funktionierte und bezeichnete den in Nordkorea erfolgten Wandel des Gesellchaftssytems mit Juche:
es war ein nicht ein Wandel, der einem Naturgesetz folgte, sondern der Wandel in Nordkorea war Resultat einer ganz bestimmten, beabsichtigten, singulären(!) Entscheidung der Menschen > des Menschen > des Führers!
Daraus resultierend sind viele, eigentlich alle Folge-Entscheidungen bezüglich der Staatsführung im Juche-Land spontane, singuläre Entscheidungen zugunsten des Kollektivs.
> doch, nur ein kluger, guter Führer bewirkt eine prosperierende, glückliche Gesellschaft! Was in Nordkorea nach deren Selbsteinschätzung zutrifft ...
(welche Analogien zum konfuzianischen Herrschaftsverständnis der chinesischen Kaiserzeit, selbst in der Nachfolgeregelung sehe ich kaum Unterschiede)

Juche und Internationalismus;
Nordkorea meint, Juche funktioniere nur in Nordkorea und will dieses System gar nicht exportieren. Grund dafür ist, dass andere Gesellschaften nicht so kluge Führer wie Nordkorea haben können (er ist ja per se "der Größte", "die Sonne", ...) und daher eine Juche-ähnliches Sytem in anderen Ländern aufgrund mangelnder Führerqualitäten automatisch zum Scheitern verurteilt ist.
(13.09.2012, 06:52)Kuwolsan schrieb: [ -> ]Juche und Internationalismus;
Nordkorea meint, Juche funktioniere nur in Nordkorea und will dieses System gar nicht exportieren. Grund dafür ist, dass andere Gesellschaften nicht so kluge Führer wie Nordkorea haben können (er ist ja per se "der Größte", "die Sonne", ...) und daher eine Juche-ähnliches Sytem in anderen Ländern aufgrund mangelnder Führerqualitäten automatisch zum Scheitern verurteilt ist.

Aber hat Kim Jong Il nicht auch mal gesagt, dass man sich Elemente dieser Philosophie herausnehmen und dann auf die jeweils eigenen Länder anwenden könne? Hoffe da auf deine Hilfe.
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